Herr Burger, ab Januar 2023 gilt in Deutschland die Mehrwegpflicht. Der Gesetzesentwurf verpflichtet den Großteil der Gastronom*innen, neben Einwegbechern und -schüsseln auch Mehrwegvarianten anzubieten. Was bedeutet dieser Schritt für die Marke Recup?
Wir haben uns sehr darüber gefreut, weil es einerseits dafür sorgt, dass Einwegmüll eingespart wird. Andererseits pusht es den Markt, in dem wir unterwegs sind. Entsprechend haben wir uns vorbereitet: Wir haben Produkte bereitgestellt, sodass wir Gastronom*innen beliefern können. Wir haben Prozesse angepasst, sodass sich noch mehr Partner anschließen können.
Recup wurde 2016 gegründet, inzwischen sind Sie mit Abstand der größte Anbieter für Mehrwegsysteme in Deutschland. Können Sie mehr zu Ihren Wachstumsplänen sagen?
Genaue Zahlen kann ich nicht nennen. Wir haben sehr ambitioniert geplant und wachsen deutlich, allerdings langsamer als wir ursprünglich gedacht hatten. Während es sich größere Unternehmen wie Bäckerei-Ketten, Tankstellenbetreiber oder auch Ikea nicht erlauben können, die Frist zu reißen, sind viele kleinere Gastronom*innen aktuell mehr mit den Auswirkungen der Energiekrise beschäftigt als mit der Einführung der Mehrwegpflicht. Wir rechnen damit, dass sich einige, vor allem aus der Einzelgastronomie, erst kurz vor Jahresende oder im Januar damit auseinandersetzen.
Wir versuchen, das Gesetz aus Marketing- und PR-Sicht aufzugreifen. Aber es ist noch viel Aufklärungsarbeit in der Gastronomie notwendig. Nicht alle wissen, dass sie ein solches System brauchen. Insofern überrascht es uns schon, dass die Bundesregierung so wenig kommuniziert.
Mit welchen Marketing-Maßnahmen haben Sie sich auf die Mehrwegpflicht vorbereitet?
Wir haben personell kräftig aufgestockt, sowohl im Marketing und Sales als auch in der Partnerbetreuung. Allein dieses Jahr haben wir mehrere tausend neue Partner gewinnen können. Mit der gestiegenen Zahl an Partnern wächst der Bedarf an Betreuung.
Was unsere Marketingmaßnahmen angeht: Zum einen haben wir 2022 versucht, Awareness für unsere Marke und unsere Lösungen zu schaffen. Wir waren auf Messen und Events, haben im Frühjahr eine große OOH-Kampagne geschaltet und wir waren sehr präsent auf Social Media. Wir wollten Recup mit diesen Maßnahmen dauerhaft in den Köpfen der Gastronom*innen verankern, um im Relevant Set zu sein, wenn sie sich für ein Mehrwegsystem entscheiden. Zum anderen haben wir, ganz klassisch, Leadgenerierung gemacht. Und drittens haben wir Poster, Flyer und Postkarten gestaltet, um die Wahrnehmung durch Endkonsument*innen am Point of Sale zu stärken.
Wiegen in der jetzigen Situation Marktanteile oder die Anzahl neuer Partner*innen mehr?
Beides ist wichtig. Für uns ist die Anzahl der Partner sehr relevant, weil wir möglichst viele Endkonsument*innen erreichen wollen. Aber wir haben auch im Blick, wie wir im Vergleich zu unseren Mitbewerbern wachsen. Der Markt wird sich schließlich bis Anfang 2023 verteilen.
Das Gesetz, das letztes Jahr verabschiedet wurde, gilt nur für Deutschland. Einige andere Länder wie Schweden oder Irland wollen jedoch nachziehen. Hegen Sie Expansionspläne ins europäische Ausland?
Das haben wir im Hinterkopf. Wir werden in den nächsten Monaten entscheiden, wie wir dahingehend agieren wollen. Zunächst konzentrieren wir uns nur auf Deutschland. Hier gibt es genügend zu tun.