Mitarbeiter im Vertrieb müssen, wie auch in allen anderen Bereichen, in ihre Aufgaben hineinwachsen können. Dabei hat dieses Hineinwachsen nicht nur mit Produktwissen und Verkaufstechniken zu tun, sondern vor allem mit der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Wenn wir Vertriebsarbeit zur Meisterschaft erhöhen, sind die einzelnen Stufen an klaren Kriterien erkennbar.
Auf der ersten meisterschaftlichen Stufe im Vertrieb befinden sich alle vier Managementkräfte Ergebnis, Vision, System und Integration auf einem ausgeprägten Stand. Gleichzeitig entwickeln sich die Verkaufsenergien von einer unentwickelten Stufe zu der jeweils nächst höheren und ergeben dadurch den Weg und die vier Grade zur Meisterschaft im Vertrieb:
Erster Grad
Zu Beginn einer Vertriebskarriere stehen der unbedingte Wille und die Idee, vertrieblich erfolgreich zu sein. Wie ein Baby oder Säugling schreiend zur Welt kommt, verkündet der beginnende Vertriebler lautstark der Welt und den Firmen, „hier bin ich, ihr könnt kaufen, kaufen, kaufen…“. In manchmal aufdringlicher Art und Weise verkauft dieser „Vertriebsrambo“ im Markt.
Für ihn zählt nur das Ergebnis, nichts weiter. Er denkt nicht im Entferntesten daran, sich mit seinen eigenen Visionen oder den tatsächlichen Bedürfnissen seiner Kunden auseinanderzusetzen. Bestrebt in dem klaren Ziel, Erträge zu erwirtschaften, ist er ausschließlich an Techniken interessiert, die nur das zum Ziel haben. Er selbst verwirkt jedoch seine Chance, den nächsten Entwicklungsschritt eines Vertriebsprofis zu gehen.
Zweiter Grad
Der nächste natürliche Wachstumsschritt eines echten Vertriebsmitarbeiters ist durch die eigene Motivation geprägt, für sich, seine Produkte und die Kunden eine tragbare Vision zu entwickeln. Er beschäftigt sich also mit der Frage: Was ist zeitgemäß in meiner Branche und was kann ich heute tun, um auch morgen noch erfolgreich zu sein?
Also was ist meine persönliche Vision als Verkäufer und wie kann ich diese für Kunden zum Ausdruck bringen? Und unweigerlich hat allein die Antwort für ihn zur Folge, dass er auch mit Kunden intensiver ins Gespräch kommt und auch bei denjenigen auf Resonanz stößt, die ihn bisher aufgrund seiner Profitorientierung ablehnten.
In diesem zweiten Entwicklungsgrad eines Verkäufers gibt es also Antworten auf die Frage: Was ist heute und morgen für mich und meine Kunden entscheidend, damit wir erfolgreich sind und bleiben? Er kann also im Kundengespräch für jetzt und morgen Lösungen bieten, die adäquat sind, wobei sicherlich der heutige wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund steht.
Kennzeichnend für diesen Grad ist auch das konkrete Interesse an weiterführenden Vertriebstechniken. Der Vertriebsmitarbeiter wird sich mit subtilen Techniken auseinandersetzen. Er wird sich mit den Geheimnissen der neurolinguistischen Programmierung im Verkauf vertraut machen und die manipulativen Techniken der Körpersprache erkennen. Weiterhin beschäftigt er sich auch mit Strategien und Taktiken in der Kundenansprache.
Er ist sich an dieser Stelle ein Stück bewusster über die Wirkung seines persönlichen Auftritts und hat in jedem Fall ein As im Ärmel, um ein Kundengespräch zum Positiven zu wenden. Rhetorisch wird er sich verfeinern und auch mit dem Wortschatz so spielen können, dass er seine Verkaufserfolge erhöht. Und dennoch bleibt er bei manchen Kundenkontakten mit seiner Verkaufsstrategie erfolglos, weil er elementare Gesetze eines Verkaufsprofis nicht beachtet hat.
Dritter Grad
Hier spielt die strukturierte Herangehensweise an den Markt und an den Kunden sowie eine Systematik oder Ritualisierung der eigenen freien Ressourcen und Handlungen eine bedeutende Rolle. Der Vertriebsmann, der für höhere Vertriebsleistungen das Potenzial hat, erkennt die Notwendigkeit, sein eigenes Verhalten gegenüber sich selbst und den Kunden zu professionalisieren.
Und hier scheitern viele, so genannte Vertriebsprofis, an ihrer mangelnden Selbstdisziplin. An dieser Stelle sind das System des Vertriebserfolges zu optimieren und folgende Fragen zu beantworten: Wie können wir den Vertriebsablauf und das Gespräch verbessern? Oder wollen wir unseren Kunden weiterhin ewige Monologe und leere Worthülsen zumuten?
Um den dritten Grad zu erreichen, geht es also um Effizienz im eigenen Handeln, und in der Selektion der richtigen Kunden. Auch können in dieser Stufe die Gesprächstechnik und der Gesprächsablauf so systematisiert werden, dass die Abschlusswirkung deutlich erhöht wird. Für den Vertriebsmitarbeiter bedeutet dies, auch zu erfassen, welche Potentiale bei einem Kunden möglich sind.
Er wird für die Auswahl der zu gewinnenden Firmen eine Entscheidungsmatrix entwickeln, die ihn dabei unterstützt, die „dicken Fische“ zu erkennen und dabei eine konkrete Vorgehensweise zu definieren, die ihm bei seinem Vertriebserfolg zu großen Abschlüssen verhilft. Er lernt an dieser Stelle die schnelle und gewissenhafte Recherche über seine Kunden, Interessenten und Ansprechpartner, weil er sich darüber bewusst ist, dass eine exzellente Vorbereitung auf das Gespräch eine wirkungsvolle Unterstützung für seinen Erfolg ist.
Er handhabt das Angebotswesen und allen „Papierkram“ auf eine einfache und für den Kunden angenehme Art, sodass dies nicht mehr als lästig empfunden wird, sondern einfach von der Hand geht. An dieser Stelle können wir sicherlich schon von einem weiterentwickelten Vertriebsmitarbeiter sprechen, wobei immer darauf zu achten ist, auf welchem Niveau das Ganze gelebt wird.
Alle der bisher genannten Entwicklungsstufen können natürlich völlig roh und etikettenlos oder stilvoll und elegant durchgeführt, das heißt auf einem niedrigeren oder hohen Niveau erlebt werden. Doch nur wer in jeder der bisher genannten Stufen eine bestimmte Kultivierung und ein höheres Niveau erreicht hat, dem ist es möglich, den ersten Meisterschaftsgrad im Vertrieb anzustreben.
Vierter Grad – Erster Meisterschaftsgrad
Dieser Meisterschaftsgrad zeichnet sich durch die ethische Kultivierung des Verkaufsverhaltens aus, sofern man hier überhaupt noch von Verkaufsverhalten sprechen kann. Gemeint ist darin, dass sich der Vertriebsmitarbeiter folgende Fragen bewusst beantwortet: Wie möchte ich tatsächlich mit mir, meinen Kunden, Interessenten und Mitarbeitern umgehen? Was ist der soziale Anspruch, der meinem Handeln zugrunde liegt, und wie wertschätze ich die Menschen, die mir im Verkaufsprozess begegnen?
An dieser Stelle steht die Erkenntnis, dass auch emotionale Bürden zu tragen sind und nicht jedes Verhalten eines Kunden ertragen werden muss. Wer diesen Grad erreicht hat, kann sich sicherlich Profi nennen, denn er erreicht Umsatz nicht durch naiven Verkauf, sondern durch seine entwickelte Persönlichkeit, die beim potenziellen Kunden eine so nachhaltige Wirkung hat, dass dieser sich in bester Gesellschaft fühlt und bereit ist, jeden sinnvollen Weg mitzugehen.
An dieser Stelle der Entwicklung sind nun also die vier wichtigsten Managementkräfte entfaltet und haben ihren Raum und ihre Berechtigung. Es ist also der kritische Dialog von Erlös heute, Zukunftsmanagement, Systemoptimierung und menschlichen Idealen, die Ihren Platz gefunden haben. Ihren Platz im täglichen Denken, Handeln und Wirken eines meisterschaftlichen Vertriebsmitarbeiters.
Christoph Döhlemann ist Inhaber von Döhlemann Training & Beratung in Bamberg.