Ausgangsposition
Prognosen messen den B2B-Marktplätzen, nachdem dass das B2C-Geschäft eher nüchterner gesehen wird, zukünftig eine große Bedeutung im E-Commerce bei. Die Metro Online AG schätzt allerdings, dass sich das B2B-Geschehen auf einige wenige Marktplätze konzentriert sowie einige Nischenmarktplätze entstehen.
Der Absatz für einen Teil der möglichen Produkte zwischen Hersteller und Händler wird sich aber grundlegend ändern.
Doch hier steht den Akteuren noch viel Arbeit bevor. Denn die elektronischen Datenströme müssen noch gebändigt werden. Will heißen: Sie müssen standardisiert werden.
Datenaustausch nicht neu
Dabei pflegen die Großen bereits seit längerem erfolgreich den Austausch von Daten, den so genannten Electronic Data Interchange (EDI), um Logistik, Rechnungsstellung und Auftragabwicklung zu vereinfachen. Dennoch: Das Internet macht alles neu und so muss das bisherige Datenformat EANCOM – der weltweit genutzte Standard für elektronischen Datenaustausch – mit der Programmiersprache des Internets, zukünftig XML, kompatibel gemacht werden. Genau an diesem Punkt offenbaren sich auch die großen Chancen: Zum einen können über das Internet browsergestützt auch die Klein- und Mittelbetriebe am Datenaustausch teilhaben. Zum anderen erhoffen sich Handel und Industrie von elektronischen Marktplätzen erhebliche Kosteneinsparungen durch effizientere Geschäftsprozesse und verminderte Übermittlungskosten. Denn die Marktplätze bieten unter anderem die Möglichkeit, heutige bilaterale Beziehungen zwischen Händlern und Herstellern durch offene Beziehungen von vielen Händlern mit vielen Herstellern auf verschiedenen Internet-Marktplätzen zu ersetzen.
Auf der Suche nach Standards
Stellt sich die Frage, warum nicht ein völlig neues durchgehendes Nachrichtenformat geschaffen wird. Die Antwort fällt den großen Unternehmen leicht: Die Investitionen in die EDI-Technologie sind getätigt und die Prozesse laufen eigentlich zufriedenstellend. Dennoch möchte man KMUs und Marktplätze untereinander zusätzlich vernetzen.
Schon seit einiger Zeit bemühen sich daher unter anderem Procter & Gamble sowie die Metro Online AG einheitliche Standards zu schaffen, die weltweit zum Einsatz kommen können. Beide sitzen hierzu in der Global Commerce Initiative (GCI), in der Händler und Hersteller sich Gedanken darüber machen welche Nachrichtentypen kombinierbar sind. Über Unternehmensgrenzen hinweg herrscht hier die Erkenntnis, dass alle an einem Strang ziehen müssen, um die zukünftigen Potenziale des weltweiten Datennetzes tatsächlich gewinnbringend zu realisieren.
Der Test
Vor diesem Hintergrund und aufgrund der guten langjährigen Zusammenarbeit hatten sich Procter & Gamble und Metro entschlossen, einen zeitlich begrenzten Test durchzuführen, der von Oktober bis Dezember letzten Jahres lief. Neben den bisher bilateralen Datenaustausch traten nun die beiden verschiedenen Marktplätze, denen die Unternehmen angehören, nämlich Procter & Gamble mit Transora, einem Herstellermarktplatz, die Metro mit Global Net Xchange (GNX), einem Händlermarktplatz. Nun waren sie in der Situation, Aufträge und Produktdaten über das Internet zu kommunizieren. Ein vereinfachendes Beispiel soll dies verdeutlichen: Die Metro bestellte Zahnpasta im GNX. Dieser Auftrag musste dann zunächst in der Internetsprache XML konvertiert werden, ging per Internet an den Hersteller-Marktplatz Transora, um dort wieder in EANCOM umgewandelt zu werden.
Ausgangspunkt dazu waren die bisher erarbeiteten Internetstandards der GCI, die in der Praxis auf ihre Einsatzfähigkeit hin überprüft werden sollten. Eine wesentliche Fragestellung bestand darin, inwieweit zwei unterschiedliche elektronische Standards der Nachrichten-Form miteinander kombinierbar sind: XML-EDI-Nachrichten auf Basis der Internet-Technologie und der weltweit genutzte Standard für elektronischen Datenaustausch EANCOM.
Fazit
Ergebnis: Der Pilot war außerordentlich erfolgreich und kann nun gewonnene Erkenntnisse wieder in GCI zurückspielen. Weitere Tests sind geplant bevor der XML-EDI-Austausch in „Serie“ geht. So sollen auch Absatz- und Bestandsplanungen im Datenaustausch berücksichtigt werden sowie weitere Aspekte des Standardisierungszenarios. Insbesondere kleine Unternehmen werden von diesem Standard profitieren, da sie nicht mehr per se von der Datenkommunikation mit den Großen dieser Welt ausgeschlossen bleiben müssen. Desweiteren werden Unternehmen mit der Einführung des Standards generell die möglichen Effizienzspielräume der elektronischen Marktplätze nutzen können.
Ein eigenes Portal zu dieser Thematik gibt es unter www.absatzwirtschaft.de/marketing-strategie.