Insgesamt vier der 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland werden von einer Frau als CEO geführt. Das geht aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervor. In 27 Prozent der Unternehmen sitzt zumindest eine Frau im Vorstand, 73 Prozent sind komplett männlich besetzt.
Anteil steigt leicht
Zumindest der Anteil von Frauen in den Vorstandsetagen von Deutschlands börsennotierten Unternehmen ist zum fünften Mal in Folge gestiegen auf jetzt 7,3 Prozent. In den 160 DAX-, MDAX-, SDAX- und TecDAX-Unternehmen arbeiteten zum Stichtag 1. Januar 2018 erstmals 50 Frauen in den Vorstandsgremien und damit sieben Frauen mehr als noch vor einem Jahr. Am höchsten ist der Frauenanteil im Vorstand mit 14 Prozent in der Telekommunikationsbranche, gefolgt von der Finanzbranche (13 Prozent) und den Logistikunternehmen (12 Prozent).
Trotz des höchsten Frauenanteils in den DAX-Vorständen seit Bestehen der Untersuchung zeigt sich EY-Partnerin Ulrike Hasbargen angesichts des langsamen Fortschritts eher ernüchtert: „Der Weg von Frauen in die Führungsspitzen der Unternehmen bleibt leider oft mühsam und steinig. In den Vorstandsetagen sitzen mehrheitlich Männer, daran ändert sich trotz freiwilliger Quoten und öffentlicher Debatten wenig.“
Erst 2038 ein Drittel der Vorstandsposten mit Frauen besetzt
Wenn die Zahl der Frauen in den Vorstandsgremien weiter so langsam steigt wie im letzten Jahr, wird es bis zum Jahr 2038 dauern, bis ein Drittel der Vorstandsposten mit Frauen besetzt ist. Dass eine verbindliche Quote für Neubesetzungen in den Aufsichtsräten seit dem Jahr 2015 zu einem deutlichen Anstieg beim Frauenanteil in diesen Gremien geführt hat, zeige, dass Ausreden nicht mehr zählen, so Hasbargen: „Es gibt genügend Frauen, die das können. Unternehmen sind gut beraten, diese zu fördern und auch die Chance auf entsprechende Vorstandsposten zu geben. Ansonsten dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir auch dafür eine gesetzliche Quote bekommen.“
DAX-Unternehmen mit einem Frauenanteil von 12,9 Prozent
Mit gutem Beispiel voran gehen vor allem die DAX-Unternehmen. Der Frauenanteil bei den 30 wertvollsten deutschen Unternehmen stieg innerhalb eines Jahres um 1,6 Prozentpunkte auf jetzt 12,9 Prozent. Inzwischen haben 70 Prozent der DAX-Unternehmen – also 21 – mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied, vor einem Jahr waren es nur 57 Prozent beziehungsweise 17 Unternehmen. In den MDAX-Vorständen dagegen herrscht Stillstand. Wie vor einem Jahr gehören dort gerade einmal neun Frauen dem Vorstand an – zur Jahresmitte war es sogar eine Frau weniger.
Was tun?
Unternehmen müssen Frauen motivieren und sie für die Karriere im Unternehmen interessieren. Fest steht: Gut ausgebildete Frauen werden heute dringender in den Konzernen benötigt. „Wer ihnen nicht entsprechende attraktive Angebote machen kann, wird im Wettbewerb um Fachkräfte das Nachsehen haben“, so Hasbargen. Deutsche Konzerne müssten noch mehr in Programme zur Frauenförderung investieren. Es muss aber über frauenspezifische Netzwerke oder Kurse hinausgehen und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Männer und Frauen her. „Dabei darf es aber nicht bleiben. Noch immer sind es vielfach Frauen, die sich um die Kinder kümmern. Hier muss ein Umdenken in den Unternehmen, aber auch in den Köpfen der Frauen und ihrer Partner stattfinden“, sagt Hasbargen. Tradierte Rollenbilder – etwa das der Frau, die zu Hause bleibt und die Familie managed, während der Mann das Geld verdient – sind noch immer nicht überwunden. „Es sind aber häufig genau diese Bilder, die erfolgreiche Frauenkarrieren schon früh im Keim ersticken.“
Zur Studie: Das sind die Ergebnisse einer Analyse der Struktur der Vorstände der 160 im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX gelisteten Unternehmen, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zweimal jährlich durchführt.