Der Streit der Woche: Erdogan zeigt Jan Böhmermann an
Satire darf alles? Denkste! Zumindest ist das so, wenn es nach Präsident Erdogan geht. Denn der scheint in Deutschland zum Rundumschlag gegen alles und jeden auszuholen, der kein gutes Wort an ihm lässt. Erst musste Extra3 dran glauben, jetzt drohen dem neo-royalen Jan Böhmermann ernsthafte rechtliche Konsequenzen. Denn der hatte vor zwei Wochen in seiner Sendung auf dem Spartensender ZDFneo ein Schmähgedicht über das türkische Staatsoberhaupt vorgetragen, das im Nachgang für jede Menge Wirbel sorgt. Erst gingen Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft in Mainz ein, dann bezog die Kanzlerin über ihren Pressesprecher Steffen Seibert auf Facebook Stellung (Meinungsfreiheit ist „nicht verhandelbar“) und jetzt hat auch noch Erdogan höchstpersönlich Anzeige gegen den „Hetzer“ Böhmermann erstattet. Und dem könnte im Ernstfall eine Haftstrafe drohen. Auch deshalb, weil er keine Unterlassungserklärung abgeben will. Schafft es der Fall vor Gericht, würde das bedeuten, dass Satire eben doch nicht alles darf. Oder eben nicht alles Satire ist, was wie Satire aussieht.
Auch wenn hier noch keine Entscheidung gefallen ist (die Bundesregierung prüft ja die Vorwürfe Erdogans – und das dauert eben einige Tage), hat Erdogan es geschafft, Herrn Böhmermann über den Mund zu fahren. Denn der lässt in Absprache mit seiner Produktionsfirma die neueste Folge „Neo Magazine Royale“ ausfallen, kommt nicht zum Grimme Preis und auch sonst ist es still um ihn geworden. Lauter hingegen werden die Mitarbeiter vom ZDF, wie „Meedia“ berichtet. Sie wollen das umstrittene Gedicht wieder in der Mediathek sehen, wo es ja zuvor verbannt worden ist.
Dass einige Herrschaften den Wirbel um Böhmermann zu ihrem Vorteil nutzen wollen, zeigen Alt-Komiker Didi Hallervorden („Pallim pallim!“) und Bild-Chef Kai Diekmann. Hallervorden fordert Erdogan satirisch via Youtube auf, ihn anzuzeigen. Kai Diekmann sorgt hingegen für völlige Verwirrung und Unverständnis mit einem gefälschten Böhmermann-Interview, wie „Handelsblatt.com“ berichtet.
Die Münze der Woche: Fünf Euro in Plastik
Seit gestern ist sie zu haben: die neue Fünf-Euro-Münze mit Kunststoffring. Am ersten Ausgabetag herrschte großer Andrang. An der Supermarktkasse wird das Stück aber wohl kaum zu sehen sein. Von der Fünf-Euro-Münze werden insgesamt 2,25 Millionen Stück hergestellt. Zum Vergleich: Von der Fünf-Euro-Banknote wurden allein im Jahr 2015 etwa 600 Millionen Stück produziert. Einzigartig ist ihre Produktion: Die Technologie soll Geldfälscher das Leben schwer machen: In die Münze ist ein lichtdurchlässiger Kunststoffring eingelassen, der den inneren Metallkreis und den äußeren Metallring trennt. Er ist laut Bundesbank optisch und technologisch eine Weltneuheit. Auf der Rückseite zeigt der äußere Ring der Münze das Weltall mit Abbildungen zahlreicher Planeten. Münzexperten und Wissenschaftler forschten lange Zeit an der Technologie und suchten den geeigneten Kunststoff für den Ring. Er musste hitze- und kältebeständig sein sowie unter anderem unempfindlich gegenüber Wasser, Chemikalien und UV-Strahlung. Nun ist die Münze also da. Ob wir sie aber als Otto Normalverbraucher je zu sehen bekommen, steht auf einem anderen Blatt.
Der Plan der Woche: Mark Zuckerbergs Visionen
Chat-Bots, Live-Videos, Virtual-Reality. So soll das Facebook der Zukunft aussehen, wenn es nach Mark Zuckerberg geht. Der hat auf der Entwicklerkonferenz f8 seinen Masterplan für Facebook vorgestellt. Und der ist nicht gerade klein, sondern umfasst die nächsten zehn Jahre. Zuckerberg will es vernetzter, virtueller und interaktiver. Dafür könnten bald auch Chat-Bots sorgen, die für Unternehmen die Kommunikation mit Nutzern übernehmen könnten. Hat irgendwie etwas von der sympathisch-mechanisch klingende Stimme mancher Hotlines. Was das Facebook der Zukunft sonst noch alles bringen soll, lesen Sie HIER.
Der Hype der Woche: Jette Joop meets Wühltisch
Da war selbst Jette Joop platt. Anfang der Woche gingen ihre Designer-Stücke bei Aldi Süd in den Verkauf – und nach nur einer halben Stunde waren die meisten Läden leergeräumt. Wühltisch extrem zwischen Kühltheke und Getränkepaletten. Für Handtaschen, Oberteile und Co. hatten viele Kunden schon in langen Schlangen vor den Supermärkten gewartet, bis endlich die Türen öffneten. Bei Damen (und vielleicht auch bei dem männlichen Anhang) scheint die Aldi-Kollektion der Joop ein voller Erfolg gewesen zu sein. Reaktionen hat „Handelsblatt.com“ zusammengefasst.
Das Urteil der Woche: „No-Single-Buyer-Rule“ für die Bundesliga
Das Bundeskartellamt hat gesprochen: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) darf die Rechte für ihre TV-Rechte nicht mehr nur an einen einzelnen Bieter vergeben. Damit wird der Poker – und der Kampf – um die milliardenschweren Live-Übertragungen befeuert. Die Vereine könnte das freuen, denn so werden zusätzliche Gelder in die Kassen gespült. Wenn denn gute Verträge mit Anbietern verhandelt werden und der Konkurrenzdruck auch Früchte trägt. Doch was heißt das für den Zuschauer, der von Zuhause aus die Spieltage verfolgen will? Muss der bald Sky Goodbye sagen und mehrere Pay-TV-Verträge abschließen? Im Juni wissen wir mehr, fasst „Handelsblatt.com“ zusammen.
Das Video der Woche: „Jüüürgeeen!“
Wer dachte, mit seinem Umzug nach Liverpool würde man ihn weniger häufig zu Gesicht bekommen, liegt falsch. Denn Jürgen Klopp verkauft sich in Deutschland noch immer sehr gut als Werbegesicht. Ob nun für Autos, Rasierer oder Bier. Und langweilig scheint es weder für ihn noch für die Zielgruppe zu werden. Denn mit diesem Werbe-Spot für ein alkoholfreies Bier wird Jürgen Klopp in Geiss’scher Manier („Roooobert!“) ausgeschimpft. Unser Redaktionsliebling der Woche.
https://www.youtube.com/watch?v=MsJnpJ3yk2I