Von Nils Jacobsen
Twitter bleibt der Borderliner unter den Internetaktien: Nach einem wilden Auf und Ab in den vergangenen einhalb Jahren nahm das Debakel kurz vor Handelsschluss wieder seinen Lauf. Twitters jüngste Quartalsbilanz war ein Fauxpas auf allen Ebenen – bereits die Verkündung ging daneben. Die Technologiebörse Nasdaq hatte das Quartalsergebnis ungewollt bereits eine halbe Stunde vor Handelsschluss veröffentlicht.
Die Bilanz des ersten Geschäftsquartals 2015 fiel auf ganzer Ebene bei Anlegern durch: Während die Erlöse zwar um 74 Prozent auf 436 Millionen Dollar anstiegen, explodierten auch die Verluste. Nun schon 162,4 Millionen Dollar verbrannte der 140-Zeichen-Dienst in den ersten 90 Tagen des Jahres – vor einem Jahr betrug das Minus noch 132 Millionen Dollar.
Eine Milliarde Dollar in 1,5 Jahren verbrannt
Twitter bleibt damit im neunten Jahr des Geschäftsbestehens den Beweis schuldig, dass es auch nur annähernd schwarze Zahlen schreiben kann. Noch schockierender: Seit dem Börsengang im November 2013 hat der einstige Social Media-Emporkömmling mehr als eine Milliarde Dollar verbrannt.
Twitter has lost more than $1 billion in its 1.5 years as a public company: http://t.co/hTQ6V0MXIT pic.twitter.com/lK0IX7zaZS
— Dan Frommer (@fromedome) April 28, 2015
Doch es kommt noch schlimmer: Besserung ist nämlich nicht in Sicht, wie CEO Dick Costolo durchblicken ließ – die Umsatzprognose für das Gesamtjahr wurde wegen des starken Dollars kassiert. Für die anschließenden Analystenkonferenz hatte sich der höchst umstrittene Twitter-CEO weitere schlechte Nachricht aufgespart: Das Nutzerwachstum bleibt die Achillesferse des 140-Zeichen-Dienstes.
Anleger schockiert – Aktie um 20 Prozent im Minus
Immerhin 302 Millionen aktive Mitglieder konnte Twitter per Ende März verkünden (plus 14 Millionen). Doch aktuell läuft der Zuwachs schon wieder schwächer als erwartet: „Wir haben einen langsamen Start im April“, musste der Twitter-CEO eingestehen.
Zwar sind die monatlichen Nutzer-Zahlen gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent auf 302 Millionen gestiegen und davon nutzen laut Unternehmensangaben auch 80 Prozent das Netzwerk mobil, doch das hilft Twitter nicht aus dem Keller.
Dass das Internet-Unternehmen ebenfalls eine Partnerschaft mit Google und die Übernahme des Anzeigen-Vermarkters TellApart bekanntgab, interessierte Anleger nicht mehr: Aktionäre schmissen das Handtuch schickten die Twitter-Aktie um 18 Prozent nach unten – in der Spitze betrug das Minus sogar 22 Prozent.