In einer Stellenausschreibung für einen FGM (Feel Good Manager) war kürzlich der folgende Satz zu lesen: „Für Sie als Senior Manager bedeutet das nicht nur eine Sorge weniger – denn Sie können sich voll und ganz auf Ihre Aufgaben konzentrieren.“ Nicht nur, dass „sich um den Mitarbeiter kümmern“ als Sorge bezeichnet wird, von der sich das Management befreien kann. Es hat jetzt auch wieder Zeit, um sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren. Wie es den Mitarbeitern geht, gehört offensichtlich nicht dazu.
Inhaltlich richtig, nur falsch positioniert
Ein Feel Good Manager sorgt für das Wohlergehen der Mitarbeiter, ist eine Schnittstelle zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und für die emotionale Unterstützung im Unternehmen zuständig. Doch gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht! Eine große Gefahr besteht darin, dass sich Führungskräfte komplett von den Menschen entkoppeln. Das Management zieht sich nur noch auf die Leitung eines Unternehmens zurück und überlässt die Führung der Mitarbeiter einer Stabsstelle. Die Inhalte, welche dem FGM zugeordnet werden, sind zu begrüßen und dienen sicherlich dazu, eine Unternehmenskultur zu etablieren, bei der es sehr viel Freude bereitet, zu arbeiten. Gesunde Ernährung, Bewegung am Arbeitsplatz, Teams treffen sich in lockerer Atmosphäre in einem Café… um nur einige Beispiele zu nennen, stärken den Teamgedanken und das Zusammengehörigkeitsgefühl. In einem solchen Umfeld arbeiten viele Menschen gerne und fühlen sich wohl. Einzig die Frage bleibt: Warum wird das nicht von der jeweiligen Führungskraft initiiert und unterstützt?
1. Zuerst analysieren…
Gibt es in dem jeweiligen Unternehmen überhaupt einen ‚Nachholbedarf’ in Sachen Zusammenarbeit? Wenn ja, in welchen Bereichen? Wie ist die Struktur des Unternehmens angelegt? In Bereichen mit überwiegend Außendienstmitarbeitern sind andere Themen wichtiger als in einem Produktionsumfeld. Bei einem kleinen Familienunternehmen müssen andere Dinge berücksichtigt werden als in einem international ausgerichteten Konzern.
2. … dann hin zur Belegschaft!
Man bekommt so wenig mit von der Welt da draußen, wenn man in seinem eigenen Büro hinter einem Sekretariat nebst entsprechender Besetzung als Bannmeile sitzt. Es ist wenig hilfreich als Geschäftsführung im ‚dunklen Kämmerlein’ über Maßnahmen nachzudenken oder einfach im Foyer einen Tischfussball zu platzieren. Die einzelnen Menschen in dem jeweiligen Unternehmen wissen sehr genau was fehlt, was ergänzt werden könnte, wann welche Maßnahme gebraucht wird. Wenn der Wunsch aus der Belegschaft kommt, kann ein Tischfussball aber sehr wohl seinen Teil zu einer veränderten Zusammenarbeit beitragen.
3. Nicht vergessen: Es heißt ZusammenARBEIT
Liest man aktuell Artikel zu New Work, der neuen Art, wie wir zukünftig alle arbeiten wollen, so kommt mitunter der Verdacht auf, es ginge nur noch um Spaß, Wohlfühlen und möglichst viel Life in der Life-Work-Balance. Das ist mitnichten der Fall! Unternehmen sind im Business-Kontext immer noch ausgerichtet auf die zu erledigende Arbeit, mit der am Ende ein Bedürfnis beim Kunden gedeckt wird. Diese Prozesskette geht den beteiligten Menschen allerdings leichter von der Hand, wenn sich der Einzelne wohl fühlt.
Wir dürfen gespannt sein, wie lange es dieses Mal dauert, bis wir merken, dass ein gutes Gefühl nicht angeordnet oder von einem Manager beaufsichtigt werden kann, sondern dass Wohlbefinden entsteht. Es entsteht in der Zusammenarbeit. Es entsteht unter anderem durch einen sorgfältigen Umgang miteinander im Bewusstsein, dass „Feel Good“ JEDEN in der Prozesskette beteiligten Menschen angeht – vor allem jedoch die Führungskraft!
Zum Autor: Marcus König begleitet als facettenreicher Berater und Coach Unternehmen in Veränderungsprozessen. Dabei betrachtet er Prozesse, Methoden & Tools immer an der Schnittstelle Mensch zu Business, das heißt der Mensch wird in den Mittelpunkt des geschäftlichen Handelns gerückt.