Licht und Schatten
Seit ich in Rom lebe, verliere ich mich in Caravaggios Bildern. Sein Genie ist offensichtlich. Das Chiaroscuro (Licht-Schatten-Effekte, Anm. d. Red.) verleiht seinen Bildern eine mächtige Wirkung. Die Figuren sind klar, scharf und plastisch dargestellt. Gleichzeitig ist seine Kunst eine Zumutung: Er malte ohne Rücksicht oder Interesse für religiöse Gefühle und Schönheitsideale. Caravaggio interessierte allein der Mensch. Unter allen Malern hat er den schärfsten Blick dafür, was die Erscheinung des Himmlischen für die Irdischen bedeutet. Damit hat er vom Heiligen mehr begriffen als viele seiner Kritiker, zu denen auch Jacob Burckhardt gehörte.
Höhepunkt des Schweizer Films
Seit Jahren besuche ich die Solothurner Filmtage. Die Architekturfilme von Christoph Schaub, Rafael Sommerhalders Kurzfilme sowie die Filme von Tissi, Murer oder Lyssy sind haften geblieben. Auch die Atmosphäre ist schön: Die Stadt ist in geheimnisvolles gelbes Licht getaucht und im Gasthaus Kreuz treffen sich Cineasten, Publikum und Kulturschaffende zur Diskussion über die gezeigten Filme. Im fröhlichen Stimmengewirr von Rede und Gegenrede schmeckt der Tessiner Merlot jeweils besser als alle französischen Weine zusammen.
Geheimnis des Wachstums
Clayton Christensen (1952 – 2020) war ein Flaggschiff der Harvard Business School. Seine Bücher und Podcasts zu Disruptive Innovation erklären, wie neue Technologien bestehende Produkte und Services ersetzen oder vom Markt verdrängen. Christensens Lektüre hilft mir, die Situation der Marktforschung und YouGovs Marktposition besser zu verstehen. Das Buch „Competing Against Luck“ behandelt die Frage „What causes growth, and how to create it?“ und ist damit das Gegenstück im Puzzle.
Die Würde der Person
Robert Spaemanns Philosophie über den Personen-Begriff hat mir geholfen, mein Menschenbild zu entwickeln. Gemäß Spaemann (1927 – 2018) haben Personen keinen Wert, sondern eine Würde. Würde aber ist im Unterschied zum Wert das, was keinen Preis hat. Träger solcher Würde nennen wir Personen. Wir billigen Personen einen Status zu, der uns zur Bereitschaft nötigt, alle Handlungen, deren Folgen sie betreffen, ihnen gegenüber rechtfertigen zu können. Der Gedanke, dass Geschlecht, Hautfarbe, Gesinnung, sexuelle und andere Neigungen einer Person auf diesen Status auch nur den geringsten Einfluss haben könnten, ist kontraintuitiv, willkürlich und damit abzulehnen.