Von Peter Hanser
„Wer einmal fast lautlos mit einem Elektroauto durch die Innenstadt gleitet, verliert sehr schnell jegliche Skepsis gegenüber Elektromobilität“, schwärmte Thomas Hausch, Geschäftsführer der Nissan Center Europe GmbH. Weniger Grund zur Euphorie geben dagegen die Absatzzahlen der Elektromobile. Lediglich 45 000 E-Autos – inklusive Hybridmodellen – sind derzeit auf Deutschlands Straßen unterwegs. Im Mai 2016 war ihr Absatz sogar um 15,2 Prozent geringer als im Vorjahresmonat. Geringe Reichweite, unzureichende Ladeinfrastruktur, Unsicherheit über den Rückkaufswert der Fahrzeuge sind einige Gründe für die Käuferzurückhaltung.
Eine Million Elektrofahrzeugen auf Deutschlands Straßen
Mit einer umstrittenen Kaufprämie versucht die Bundesregierung ihr hoch gestecktes Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen auf Deutschlands Straßen bis 2020 noch zu retten. Während Skeptiker anzweifeln, ob dieses Ziel trotz Kaufanreiz noch erreicht werden kann, gab sich der Nissan-Chef durchaus optimistisch: „Die beschlossene Kaufprämie und der anvisierte Ausbau der Ladeinfrastruktur ebnen den Weg für die Etablierung der Elektromobilität. Wir können es mit der Elektroprämie schaffen, bis 2020 eine Million E-Autos auf deutsche Straßen zu bringen.“
Weltweit 400 000 Bestellungen für einen Tesla
Doch zuerst müssen noch die Käufer von den Vorzügen der E-Autos überzeugt werden. „Elektromobilität ist auch ein Kommunikationsthema, wir müssen die Menschen dazu bringen, darüber zu reden“, plädierte Autopapst Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg Essen. Für Jochen Rudat gelingt dies dagegen über exzellente Produkte. „Ein starkes Produkt schafft auch so seinen Weg. Da können sie 2.000 oder 5.000 Euro in den Kofferraum legen, das hat keinen Effekt“, konstatierte der Geschäftsführer von Tesla Deutschland, dessen Modelle durch die Kappungsgrenze von 60 000 Euro bei der Prämie für E-Autos von der Förderung ausgeschlossen sind. Zum Beweis verwies er darauf, dass im Mai in Deutschland so viele Tesla-Fahrzeuge wie nie zuvor verkauft wurden und in der Schweiz Tesla ohne Subvention Marktführer vor der S-Klasse von Daimler geworden ist. Und von dem für Ende des Jahres angekündigten Modell 3, dessen Basisversion 35 000 Dollar kosten soll, liegen bereits weltweit 400 000 Bestellungen vor.
Umrüstung auf E-Autos
Autohersteller Nissan setzt zur Überzeugung der E-Pessimisten auf die eigene Erfahrung der Autokäufer. Um den Umstieg auf ein E-Auto zu erleichtern, startet eine gemeinsame Aktion mit Ruhrauto-e. Drei Monate wird der Stundenpreis des Nissan-Leaf an allen Ruhrauto-e-Stationen um ein Drittel reduziert. Jedem Käufer eines E-Autos von Nissan, der zuvor mit E-Fahrzeugen von Nissan bei Ruhrauto-e gefahren ist, werden bis Ende 2016 die Kosten für 72 Stunden erstattet. Zudem erhöht Nissan seinen Prämienanteil auf 3.000 Euro und bietet allen E-Autofahrern die Möglichkeit, bei Nissan-Händlern kostenlos Strom zu tanken, zumindest bis eine kritische Masse erreicht ist.
Für Ruhrauto-e, ein vom Verkehrsministerium gefördertes Projekt, stellen insbesondere Unternehmen eine interessante Zielgruppe dar, da sie zum einen durch die Umrüstung auf E-Autos einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und zum anderen Kosten sparen können. Wie der Hildener Bäckermeister Roland Schüren. Schüren errichtete 14 Ladestationen und stellte seine Flotte von sechs Lieferfahrzeugen und sechs Pkws auf E-Autos um. Ein Investment, dass sich durch die günstigeren Strom- und Werkstattkosten bereits nach einem Jahr gelohnt hat. Seinen Kunden bietet er zudem an, kostenlos Strom zu tanken – zumindest solange, bis eine kritische Masse erreicht ist. Um mehr Unternehmen wie Bäckermeister Schüren zum Umstieg auf E-Autos zu bewegen, bietet Ruhrauto-e Unternehmen eine Testplattform an: Die Erfahrung mit Elektromobilen im Rahmen einer Kurzzeitmiete soll sie zu einem langjährigen Leasing bewegen. Bisher werden schon 300 Fahrzeuge an Unternehmen vermietet. Durch ein ganzheitliches Angebot, bestehend aus Fahrzeug, Ladeinfrastruktur und Beratung, soll die Zahl der Unternehmen weiter ausgebaut werden.