Keine ewiges Warten in langen Supermarktschlangen, kein nerviges Ein- und Auspacken des Einkaufs an der Kasse – das verspricht Konzernchef Jeff Bezos mit seinem innovativen Ladenkonzept Amazon Go, an dem seine Mitarbeiter bereits seit vier Jahren tüfteln. „Go“ deswegen, weil die Kunden einfach aus dem Laden spazieren können, ohne sich ein einziges Mal an einer Kasse anzustellen oder an einem Automaten zu bezahlen. Einzig erforderlich ist, die Amazon Go App auf dem Smartphone zu installieren und beim Betreten des Supermarktes einen QR-Code ähnlichen „Key“ zum Öffnen der Eintrittsschranke einzuscannen.
Der gläserne Amazon-Kunde
Sensoren und Deep-Learning-Algorithmen, wie sie auch bei autonom fahrenden Autos zum Einsatz kommen, überwachen dann, was der Kunde in seine Tasche legt. Entscheidet er sich doch gegen ein Produkt und legt es zurück ins Regal, aktualisiert sich der virtuelle Warenkorb automatisch. Nach dem Verlassen des Geschäfts wird die fällige Summe vom Amazon Konto abgebucht.
Um in den Genuss des stressfreien Einkaufserlebnisses zu kommen, muss man allerdings in Seattle wohnen, wo der erste Store in der Seventh Avenue 2131 eröffnet hat. Da sich das Konzept außerdem erst in der Test-Phase befindet, können auch nur Amazon-Mitarbeiter hier einkaufen. Läuft alles wie geplant, soll der Supermarkt seine Türen Anfang nächsten Jahres aber für alle Amazon-Kunden öffnen.
Doch wie erfolgsversprechend ist das Konzept?
Achtet man im Video auf das gebotene Sortiment, erkennt man schnell, dass es sich ausschließlich um Schnellversorgungs- beziehungsweise Convenienceprodukte handelt wie Getränke, abgepackte Sandwiches, Salate oder Gerichte zum Aufwärmen. Damit könnte Amazon vor allem beim jungen Publikum punkten, die in ihrer Mittagspause auf der Suche nach einem Snack für zwischendurch sind oder nach der Arbeit noch Kleinigkeiten einkaufen möchten, ohne dabei in langen Schlangen Zeit vergeuden zu müssen. Unter den Älteren, die oftmals verstärkt auf Beratung setzen und wenig technikaffin sind, dürfte Amazon den traditionellen Händler jedoch eher keine Konkurrenz machen. Hinzu kommt, dass man für den Einkauf bei Amazon Go über ein Kundenkonto verfügen und die App installieren muss. Damit macht man sich jedoch überwachbar, denn mit der App sowie im Markt integrierten Beacons folgt Amazon den Kunden auf Schritt und Tritt, weiß, an welchem Regalen sie besonders lange Verweilen, oder was ihre Lieblingsprodukte sind. Dies könnte ein Grund sein, warum sich viele Menschen gegen den Einkauf bei Amazon Go entscheiden. Würden hingegen Ketten wie Edeka oder Rewe ähnliche Konzepte einführen, zu denen die Kunden bereits über Jahre Vertrauen aufgebaut haben, wäre es auch durchaus hierzulande denkbar, dass kassensloses Einkaufen zumindest unter den jungen Erwachsenen ein Erfolgsgarant sein könnte.