“Ein Spielentwickler ist schon eine Welt für sich” 

Seit dem 1. Juli ist Sebastian Goldt CMO bei InnoGames. Im Interview spricht er über das offene Miteinander im Unternehmen und über Fairness, Weltoffenheit und Notwendigkeiten beim Spieleentwickler. 
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"Wir haben bereits eine gut geölte Marketing-Maschine. Von daher ging es mir in den ersten 99 Tagen in erster Linie um Feinjustierungen", sagt Sebastian Goldt. (© InnoGames, Montage: Olaf Heß)

Sebastian Goldt, bitte fassen Sie Ihre ersten 99 Tage als CMO bei InnoGames in einem Satz zusammen. 

Feinjustierungen an einer gut geölten Marketing-Maschine. 

Welchen Eindruck haben Sie in den ersten Wochen aus der neuen Perspektive gewonnen? 

Um genau zu sein, waren es gleich zwei neue Perspektiven. Ich bin ja nicht nur der neue Marketingleiter, sondern auch ein frischgebackenes Mitglied der aus “C-Leveln” bestehenden Management-Runde von InnoGames. Was meinen Eindruck betrifft: Nun, da ich bei uns alle Hierarchieebenen – vom Junior bis zum CMO – kennengelernt habe, kann ich (zum Beispiel) sagen: Bei uns gibt es keine Parallelwelten, in denen unterschiedliche Regeln gelten. Man spricht offen aus, was man denkt, lernt voneinander, räumt eigene Fehler ein und unterstützt sich gegenseitig, so gut man kann. Das gilt für Berufseinsteiger genauso wie für das Top-Management. Das war zwar keine Überraschung, aber es hat mich sehr gefreut, meine auf vorherigen Erfahrungen basierenden Erwartungen bestätigt zu sehen. 

Gab es denn etwas, was sie überrascht hat? 

Auf jeden Fall. Eine Überraschung ergab sich etwa aus der neuen Vogelperspektive. In meinen zwölf Jahren im Marketing von InnoGames hatte ich natürlich schon viel mitgekriegt und in meiner vorigen Position als Director of Growth bereits häufig über Marketing-Disziplinen hinweg gearbeitet. Doch den Bereich in seinem ganzen Umfang und in all seinen Facetten zum ersten Mal von “oben” zu sehen, war dann doch nochmal was anderes. Zumal es mich daran erinnert hat, dass ich mich zwar in vielen Marketing-Disziplinen gut auskenne, aber längst nicht in allen. Das wiederum war eine gute Erinnerung daran, mich nicht zu überschätzen und meinen Expert*innen für die jeweiligen Bereiche zu vertrauen.  

Mit welcher Hürde hatten Sie so nicht gerechnet? 

Da muss ich passen. Das ganze zusätzliche Reporting, zum Beispiel, das jetzt für mich anfällt, stellt zwar eine zusätzliche Herausforderung dar, aber beileibe keine unerwartete. Das Gleiche gilt für alle meine anderen neuen Aufgaben. Wo ich gerade nochmal darüber nachdenke: Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich bereits in einem Interview wiederfinden würde. 

Wie unterscheidet sich die Unternehmenskultur bei InnoGames von der in Ihren früheren Wirkungsstätten? 

Es gibt in allen Branchen Unternehmen mit großartiger Unternehmenskultur, aber ein Spielentwickler ist schon noch eine Welt für sich. Wir machen Games und die allermeisten, die bei uns arbeiten, sind Gamer. Durch diese Übereinstimmung entfallen viele Reibungspunkte und alles geht ein bisschen leichter von der Hand. Im Fall von InnoGames kommt noch ein ziemlich ungewöhnliches Maß an Transparenz, Weltoffenheit und Fairness hinzu.  

Was waren Ihre ersten Veränderungsmaßnahmen? 

Da ich schon vor meiner Beförderung länger intensiv mit meinem – fabelhaften – Vorgänger zusammengearbeitet hatte, bin ich in den zurückliegenden 99 Tagen den gemeinsam eingeschlagenen Weg konsequent weitergegangen, anstatt größere Veränderungen vorzunehmen. Genauer gesagt hatten wir letztes Jahr unsere User-Acquisition-Teams von einer Channel-orientierten auf eine Game-orientierte Struktur umgestellt. Ein Riesenprojekt. In diesem Zusammenhang mussten (und müssen noch) diverse Prozesse und Rollendefinitionen final geklärt werden. Davon abgesehen musste ich bereits zwei Lead-Rollen nachbesetzen. In der Praxis verbringt man leider viel Zeit damit, zu reagieren, anstatt zu agieren. Aber wem sage ich das. 

Welche weiteren Pläne haben Sie für das Unternehmen InnoGames? 

Es geht weniger um meine Pläne als um Notwendigkeiten. Ich muss die User-Acquisition für unsere Games sicherstellen – und zwar zu vertretbaren Kosten. Das ist eine Aufgabe, die sich jedem CMO von InnoGames immer wieder aufs Neue stellt. Alles Weitere fließt von da.  

Was waren auf diesem Weg die ersten konkreten Schritte? 

Wir haben ein unglaublich engagiertes und erfahrenes Marketing-Team, sehr erfolgreiche Spiele am Markt und vielversprechende Titel in der Pipeline. Vor diesem Hintergrund fahren wir ununterbrochen Marketingkampagnen. Anders gesagt: Wir haben bereits eine gut geölte Marketing-Maschine. Von daher ging es mir in den ersten 99 Tagen in erster Linie um Feinjustierungen.  

Um herauszufinden, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, habe ich allerdings nochmal ziemlich weit vorne angefangen. Sprich, ich habe mir erst einmal alle wichtigen Prozesse, mit denen ich noch nicht voll vertraut war, genau angeschaut und mir gegebenenfalls im Detail erklären lassen. Dann habe ich den Prozessen zugrundeliegende Annahmen gechallenged, potenzielle Maßnahmen abgeleitet, und so weiter. Ich habe aber auch viel Zeit damit verbracht, die Menschen in meinem Team, mit denen ich bisher wenig Berührungspunkte hatte, mittels analoger “Kaffee-Meetings” besser kennenzulernen. Mir ist ein guter Teamspirit sehr wichtig.   

Wenn Sie sich etwas wünschen könnten: Was soll man einmal über die Kombination Sebastian Goldt und InnoGames sagen? 

Dass ich ein gutes Stück dazu beigetragen habe, dass Millionen Gamer*innen ziemlich viel Spaß hatten. 

Dieses Interview wurde schriftlich geführt.

Anna Lena Hartmann (alh, Jahrgang 1997) ist seit August 2023 Werkstudentin bei der absatzwirtschaft. Im grünen Herzen Deutschlands aufgewaschen, lebt sie nun aufgrund ihres Germanistikstudiums in Leipzig. Zuvor verbrachte sie einige Jahre an der juristischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Ihr breites Wissens- und Interessenspektrum betrifft Themen wie Sport, Wirtschaft und Gesundheit.