Die Erschaffung meines persönlichen Marketingfunnels
Ich bin erstaunt. Das bin ich in all meinen Facetten. In ein paar Stunden habe ich mich selbst herausgefordert, mich ganz neu kennengelernt, meine Wünsche und Träume in Worte gepackt, und nun könnte man aus mir eine Expertin, gar eine Marke machen. Wir würden uns nun alle vier bis sechs Wochen sehen, egal ob in München, Hamburg, London oder per Skype. Ein Jahr lang. In dieser Zeit würden wir meinen persönlichen Marketingfunnel erschaffen, um herauszufinden, wie meine Positionierung sein kann. Mehler schaut sehr genau, ob es das spezifische Thema schon am Markt gibt, von wem es besetzt wird und wie der eigene USP entsprechend gestaltet werden kann. Angenommen, wir wissen nun, dass ich die Kommunikationsexpertin für den digitalen Bereich bin und dass mein großes Talent ist, kurze, prägnante Artikel zu schreiben. Wie würde man weiter vorgehen? Die Marketingstrategie müsste erschaffen werden, erklärt mir die Beraterin. Des Weiteren beschäftigt man sich mit der Frage, was ich brauche, um bekannt zu werden? Brauche ich ein Blog, eine Bühne, eine eigene Kolumne? Mit wem muss ich Interviews führen, wo muss ich auftreten? „Wenn ich nicht leidenschaftlich an ein Thema herangehe, dann entfache ich bei anderen kein Feuer“, sagt Mehler, während wir unsere Taschen zusammenpacken, um vor meiner Abreise noch schnell einen Happen zu essen.
Wenn es so weitergeht mit meiner Strategieentwicklung , kann ich bald bei der „Generalprobe“ teilnehmen. Einem Format, das Mehlers Team entwickelt hat. Hierbei treffen sich acht bis zehn Speaker und stellen den anderen ihre Präsentation, ihr Können vor und diskutieren anschließend über den Auftritt. So bekommt man in einem geschützten Raum Feedback und blamiert sich nicht direkt vor fremden Menschen. Mein nächster Schritt auf dem Weg, eine eigene Marke zu werden. Dann müsste ich nur noch das Herzklopfen und das Lampenfieber ablegen, eine gute Präsentation aufbauen, eine Story erzählen, rhetorisch glänzen, die Bühne für mich einnehmen, die richtige Kleidung tragen und authentisch mein Expertenthema pushen. „Wie ein Politiker quasi. Die machen am Ende auch nichts anderes, als in Talkshows ihre drei großen Themen zu platzieren“, meint Mehler. Beim Mittagessen um die Ecke, ein sehr netter Italiener, muss ich über eine Frage besonders lange nachdenken, die Regina Mehler direkt am Anfang unseres Gesprächs eingeworfen hatte: „Wenn ich Sie heute Nacht um zwei Uhr wecken würde und Sie müssten sofort vor Ihrem Traumpublikum einen Vortrag halten: Wen würden Sie gerne im Publikum sitzen haben? Und über welches Thema würden Sie dann reden?“ Nicht lange nachdenken. Einfach sagen. Und ich sage … nichts. Es ist eine dieser schwierigen Fragen, die ich mir leider noch nicht beantworten kann.
Vor ein paar Wochen hatte Mehler eine Medienmanagerin im Coaching, erzählt sie beim Kaffee. Wie aus der Pistole geschossen beantwortete sie die Frage mit: „Ich will in Davos beim Weltwirtschaftsforum sprechen.“ Doch was erzählt man dort, ohne Vorbereitung, ohne Powerpoint? Fällt einem dann ein Thema ein, ist es eindeutig das Expertenthema. Dafür brennt man. Und damit kann jeder zu einer einzigartigen Marke werden.