Trumps Motor: sein unglaublich großes Ego. Er hatte eine klare Vision: die Marke eines Selfmademan aufzubauen – die perfekte Verkörperung des amerikanischen Traums. Jetzt geht es darum, diese Marke zu dehnen, und zwar in den Bereich Politik. Und auch das scheint ihm zu glücken: Er erreicht in Umfragen Werte, die eine Wahl zum nächsten amerikanischen Präsidenten wahrscheinlich erscheinen lassen. Deutsche und Europäer schauen ungläubig bis fassungslos über den Atlantik. Warum erreicht er die Menschen mit für unsere Ohren so unglaublichen Botschaften? Verführt er die Massen? Manipuliert er die Amerikaner, sodass sie nicht mehr wissen, was sie tun?
„Make America great again!“
Das Gegenteil ist der Fall: Er spürt lediglich einen Bedarf, der schon längst vorhanden ist. „Make America great again!“ ist sein Wahlspruch, der genau an das derzeitige Lebensgefühl vieler US-Amerikaner andockt: In einer unübersichtlichen Welt ist ihnen ihr Land „entglitten“, wie der Publizist George Saunders es nennt. Und Trump gibt diesem Gefühl eine Stimme. Große Visionäre haben genau diese Fähigkeit zu spüren, was Menschen bewegt. Das alleine reicht aber noch nicht. Es bedarf eines großen Egos, um daraus Kapital zu schlagen und Politik zu entwickeln. Die Eigenzentriertheit macht damit Unvorstellbares möglich, stellt aber auch eine riesige Gefahr für Marken dar, wie der Fall Amerika zeigt. Fazit: Visionen setzen Bedürfnisse und Egos voraus. Trump bedient das perfekt.
Egomarketing
Wir haben das zum Anlass genommen, eine Titelstrecke (S. 22) zum Egomarketing von Politikern zu machen – gleichsam als Begleitung zur US-Wahl und zum Auftakt eines großen Wahljahres in Deutschland. Wir haben uns gefragt: Wie werden Visionen entwickelt, wie kommuniziert, wie vermarkten sich Politiker idealerweise, und welches Instrumentarium steht ihnen zur Verfügung?