Um den Politiker und den dazugehörigen Apparat zur demokratischen Machtausübung mehr glänzen zu lassen als die Wettbewerber, müssen Fachleute her. Doch selbst die Besten sind überfordert und mitunter wie zuletzt bei Landtagswahlen in politischer Floskelhaftigkeit à la „Mehr Gerechtigkeit für alle“ erstarrt. Das zeigt vor allem: Das Politmarketing hat Innovationen und eine grundlegende Neuorientierung dringend nötig, hin zu mehr Professionalität und einer sozusagen marktorientierten Wahlkampfführung. In vielen Parteien gilt das Problem inzwischen als erkannt, vor allem, seit Donald Trump es mit einer ganz und gar unkonventionellen Kampagne ins Weiße Haus geschafft hat.
Digitales Targeting potenzieller Zielgruppen scheitert in Deutschland
Der schrille US-Präsident ist mit seiner Twitter-Wut und Social-Media-Präsenz für Wahlkampfstrategen zugleich Faszinosum wie Schreckgespenst. Wie viel Trump braucht es in Deutschland, um Wahlen zu gewinnen, fragt man sich inzwischen. Unsere Titelgeschichte gibt eine beruhigende Antwort: zum Glück nicht allzu viel. Ein weitreichendes digitales Targeting potenzieller Zielgruppen wie in den USA, das dort Manipulatoren Tür und Tor zu den Nutzern öffnet, scheitert in unserem Rechtssystem schon am Datenschutz.
Dennoch hat das Beispiel des Immobilienmilliardärs Marketingprofis und Werbeagenturen aufgerüttelt. Der zunehmende Einfluss der Social-Media-Plattformen auf die Stimmungsbildung wird nicht länger unterschätzt – dort präsent zu sein wird für die Parteien zu einer womöglich bald schon maßgeblichen Stellschraube. Der Blick auf die aktuellen Leistungswerte zeigt, dass dort noch viel Luft nach oben ist.
Sieg oder Niederlage
Am Ende sind es aber die Inhalte und nicht zuletzt der Faktor Mensch, die in der Politik über Sieg oder Niederlage entscheiden. Da ergeht es Parteien wie Unternehmen: Mangelt es an einem starken und zeitgemäßen Produkt, hilft alle Optimierungskunst letztlich nichts. Und das ist im volatilen Wählerbusiness doch eigentlich ein ermutigender Gedanke.