Aldi testet in London einen kassenlosen Supermarkt. Kunden benötigen für den Einkauf lediglich eine App, die sie beim Eintritt scannen. Im Laden registriert Technologie, wer welche Waren mitgenommen hat. Der Preis wird nach Verlassen des Geschäfts per App abgebucht. „Wir sind immer bestrebt, neu zu definieren, was es bedeutet, ein Discounter zu sein, und die in diesem Test verwendete Technologie wird uns eine Fülle von Erkenntnissen liefern“, sagte der Chef von Aldi in Großbritannien und Irland, Giles Hurley, einer Mitteilung vom Montag zufolge.
In welcher Filiale genau die Tests laufen, wollte Aldi nicht verraten. Zuerst sollen Mitarbeiter des deutschen Handelsriesen die Technologie prüfen, in einem weiteren Schritt dann auch Kunden. Auch der britische Wettbewerber Tesco lässt bereits an seinem Hauptsitz kassenlose Geschäfte von Mitarbeitern testen und setzt dabei auf Amazon-Technologie.
Aldi startete 2020 mit „Click and Collect“
Aldi ist mit mehr als 920 Geschäften die fünftgrößte Supermarktkette in Großbritannien. Vergangenes Jahr hatte der Discounter erstmals angeboten, online gekaufte Waren vor Ort abzuholen („Click and Collect“), mittlerweile ist dies in mehr als 200 Läden landesweit möglich.
Amazon hatte im März in London unter dem Namen Amazon Fresh erstmals in Europa ein Geschäft ohne Kasse eröffnet. In den USA hat der Online-Handelsriese inzwischen gut zwei Dutzend solcher Läden, die dort Amazon Go heißen.
Einkaufen ohne Kasse bei „Pick & Go“
Auch der Lebensmittelhandel in Deutschland versucht unlängst, sich digitaler für die Zukunft aufzustellen. Fast alle großen deutschen Handelsketten testen inzwischen Konzepte für den Supermarkt der Zukunft. Rewe erprobte beispielsweise unter der Bezeichnung „Pick & Go“ in einer kleineren Filiale in der Zeppelinstraße in Köln bereits das Einkaufen ohne Kasse.
Die Kunden müssen sich beim Betreten des Geschäfts per App einchecken, packen die gewünschten Artikel dann einfach ein und gehen wieder. Kameras, Sensoren und Computer erledigen den Rest. Sie registrieren selbstständig, was eingepackt wird, erstellen die Rechnung und buchen das Geld ab.
Edeka testet im Tiny-Store
Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka testet unterdessen am Bahnhof im baden-württembergischen Renningen einen hochautomatisierten Tiny-Store, der ohne Verkaufspersonal auskommt und rund um die Uhr geöffnet ist. Die per App oder an Touchscreens in dem winzigen Laden bestellten Produkte werden nach der Bestellung von Greifrobotern in zwei Container-großen Lagereinheiten hinter dem Verkaufsraum zusammengestellt und zu einem Abholschalter transportiert, wo der Kunde sie in Empfang nimmt.
Bis zu 800 verschiedene Produkte können so angeboten werden. „Ein Snack für den Weg zur Arbeit oder auch der spontane Wocheneinkauf, alles ist möglich und das völlig zeitunabhängig“, lobte die Edeka-Kauffrau und Inhaberin des Mini-Ladens Gisela Karow-Schäfer das Konzept bei der Eröffnung. Bezahlt wird per Karte oder online per App.
Tegut hat Minimärkte ohne Verkaufspersonal
Bereits drei Minimärkte ohne Verkaufspersonal hat die Handelskette Tegut im Großraum Fulda in Betrieb. Auch hier muss der Kunde zunächst eine App installieren, mit der er die Türe des Teo genannten Geschäfts öffnen kann. Im Laden kann er dann die Ware selber aus dem Regal nehmen und scannen. Das Bezahlen erfolgt bargeldlos per Karte oder App. Eine Teo-Filiale könne auch dort Erfolg haben, wo klassische Vertriebskonzepte wie Supermärkte wirtschaftlich nicht sinnvoll seien, glaubt Tegut – etwa in Neubaugebieten, vor Klinken und Universitäten, an Verkehrsknotenpunkten oder auf Firmengeländen.