Paolo Anania, bitte fassen Sie Ihre ersten 99 Tage als Head of Global Marketing bei Puky in einem Satz zusammen.
In den ersten 99 Tagen bei Puky durfte ich im Austausch mit Kolleg*innen, Kund*innen und Partner*innen die inspirierende Dynamik des Unternehmens nutzen, um abteilungsübergreifend an einer Purpose-getriebenen Strategie zu arbeiten.
Welchen Eindruck haben Sie in den ersten Wochen vom Unternehmen gewonnen?
Puky befindet sich mitten im spannenden Change-Prozess. Dies bietet mir die Möglichkeit, aktiv mitzugestalten und gleichzeitig Teil einer bereits dynamischen Entwicklung zu sein.
Was hat Sie dabei am meisten überrascht?
Was mich besonders überrascht hat, ist das durchweg offene und kreative Klima im Unternehmen. Es ist beeindruckend, wie schnell hier abteilungsübergreifend größere Entscheidungen getroffen werden. Es ist nicht nur die Bereitschaft, neue Perspektiven zu entwickeln, die auffällt, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der diese Ideen in konkrete Projekte umgesetzt werden. An einem Tisch zu sitzen, gemeinsam zu denken und sofort ins Handeln zu kommen, zeigt ein starkes Commitment und eine echte Lust auf Veränderung. Diese Dynamik habe ich so bisher noch nicht erlebt und empfinde sie als äußerst inspirierend.
Mit welcher Hürde hatten Sie so nicht gerechnet?
Ich hatte nicht mit der aktuell herausfordernden Marktsituation gerechnet. Nach dem Boom während der Pandemie hat sich die Stimmung in der Branche deutlich abgekühlt, was sich auch auf die Kaufkraft auswirkt. Zusätzlich verschärft die schwächelnde Wirtschaft diese Situation. Dennoch nutzen wir diese Phase, um uns optimal aufzustellen. So haben wir jüngst zum Beispiel das LS-PRO Flowmatic eingeführt, ein superleichtes Bike mit automatischer 2-Gang-Nabenschaltung, welches sich an das Gelände anpasst, sodass die Kids sich ganz auf das Fahrerlebnis konzentrieren können. Außerdem haben wir mit Eightshot das Loamer 24 gelauncht, unser erstes E-Mountainbike, perfekt für bike-orientierte Familien. Mit unserer aktuellen Fahrzeugpalette sind wir bestens vorbereitet, wenn sich der Markt wieder erholt.
Wie unterscheidet sich die Unternehmenskultur bei Puky von der in Ihren früheren Wirkungsstätten
Besonders faszinieren mich die eigene Produktion und das Gefühl, am Ende des Tages ein greifbares Produkt in den Händen zu halten. Auch wenn ich den Großteil der Zeit am Rechner verbringe, ist die Nähe zur Produktion inspirierend. Zudem ist die Integration in den Innovationsprozess in diesem Maße neu für mich. Diese tägliche Lern- und Mitgestaltungsmöglichkeit lässt mich die Marke und die Produkte immer mehr schätzen.
Was waren Ihre ersten Veränderungsmaßnahmen?
Wichtig war es für mich zunächst, den Status quo zu verstehen und den Markenkern genauer zu erfassen, um mögliche Neupositionierungen in Betracht zu ziehen. Unsere Aufgabe wird es sicherlich auch sein, uns stärker auf den Purpose und weniger auf Produkte zu fokussieren.
Welche weiteren Pläne haben Sie für das Unternehmen Puky?
Mit unserem Know-how und unserem Sortiment können wir Familien in der motorischen Mobilitätsentwicklung ihrer Kinder von Jahr 1 bis etwa Jahr 15 begleiten. Das ist ein spannender Customer Lifetime Value, den wir noch weiter ausbauen werden.
Hierfür gilt es Pukys USPs noch stärker zu erklären und herauszustellen: Wir sind eine Marke mit enormer emotionaler Kraft und es gilt, diese in eine relevante Kaufmotivation umzusetzen. Beim Kaufentscheidungsgrund „leichte Bauweise“ werden wir kommunikativ noch aufholen und im Entscheidungsprozess, in den relevanten Touchpoints, uns stärker ins Gedächtnis rufen. Puky achtet neben einem hervorragenden ergonomischen Design auch auf die Verwendung besonders leichter Komponenten. Allem voran steht die LS-PRO Serie, die das innovative Aushängeschild unserer Produktneuheiten darstellt. Die Fahrräder dieser Reihe stehen für Gewichtsreduktion und eine kindgerechte Geometrie, die ein besonders leichtes und sportives Fahrerlebnis ermöglichen.
Was waren auf diesem Weg die ersten konkreten Schritte?
Die ersten konkreten Schritte auf diesem Weg umfassen umfangreiche Analysearbeit: Gespräche mit Kund*innen und Händler*innen, die Bewertung neuer Kampagnen und die Strukturierung aller Datenmaterialien in der digitalen Customer Journey. In engem Austausch mit der E-Commerce-Abteilung arbeiten wir derzeit an der genauen Gestaltung unserer Customer Journey. Zudem sind wir weit fortgeschritten in der Entwicklung einer Purpose-getriebenen Strategie, die uns in der nächsten Phase ermöglicht, intensiveres Storytelling zu betreiben.
Parallel dazu testen wir in Pilotenprojekten verschiedene Ansätze, wie den Einsatz von Influencer*innen oder limitierte Editionen und Kollaborationen. Da wir uns als Mittelstand auf wenige, aber intensivere Maßnahmen konzentrieren müssen, ist das Testen dieser Ansätze besonders wichtig.
Wenn Sie sich etwas wünschen könnten: Was soll man einmal über die Kombination Paolo Anania und Puky sagen?
Wenn es bald heißt, dass Puky DIE emotionale und zusätzlich kaufrelevante Lovebrand ist, wären wir als Team sehr stolz. Besonders, wenn uns dieser Erfolg in neuen Märkten wie den USA oder den VAE gelingt.
Dieses Interview wurde schriftlich geführt.