E-Scooter-Markt: Kommt es zum Duell der US-Schwergewichte?

Die Konzentration im noch jungen E-Scooter-Markt beginnt. Durch die Übernahme des deutschen Konkurrenten Circ stärkt der US-Anbieter Bird seine Position in Europa. Es könnte auf einen Zweikampf zwischen den amerikanischen Rivalen Bird und Lime hinauslaufen - doch noch gibt es eine Reihe kleinerer Anbieter von Elektro-Tretrollern.
Die Anbieter Lime und Circ auf einem Gehweg in Hamburg: Künftig dürfte häufiger die US-Marke Bird in europäischen Metropolen auftauchen. (© Imago)

Im Geschäft mit Elektro-Tretrollern greift der US-amerikanische Branchenpionier Bird zu einer Übernahme, um schneller in Europa Fuß zu fassen. Bird kauft die Berliner Firma Circ, die aktuell in 43 Städten in zwölf Ländern aktiv ist. Einen Preis nannten die Amerikaner in ihrer Mitteilung nicht. Über die Übernahme hatte zuvor die „Financial Times“ berichtet.

Bird wurde 2017 in Santa Monica (Kalifornien) gegründet und gehört zu den Pionieren der E-Scooter-Bewegung. Der Verleiher hat weltweit mehrere Hunderttausend Scooter im Einsatz. Die ersten Städte außerhalb des US-Heimatmarktes, in denen das Unternehmen seine Verleihsysteme aufgebaut hat, waren Paris und Tel Aviv.

Ein halbes Dutzend Anbieter buhlen um Kunden

Mittlerweile ist Bird bereits in mehreren europäischen und einigen deutschen Städten gestartet – allerdings habe der US-Rivale Lime hierzulande einen besseren Start erwischt, heißt es unter Berufung auf Brancheninsider. Bird wolle durch die Übernahme in Europa zu Lime aufschließen.

In Deutschland und Europa sind auch kleinere EScooter-Anbieter am Markt, etwa das Berliner Start-up Tier, das schwedische Unternehmen Voi oder der niederländische Verleiher Dott. In der Branche selbst wurde schon länger mit einer Konzentration gerechnet. Circ-Manager hatten sich beim Deutschland-Start im Sommer noch überzeugt gezeigt, gegen die großen US-Rivalen wie Bird und Lime bestehen zu können.

Bird mit 2,5 Milliarden Dollar bewertet

Zu den Gründern von Circ gehört der Serienunternehmer Lukasz Gadowski, der unter anderem den Essenszusteller Lieferheld auf die Beine gestellt hatte. Die Firma war unter dem Namen Flash gestartet und besorgte sich mehrere Dutzend Millionen Euro von Investoren. Bird wurde in der jüngsten Finanzierungsrunde laut Medienberichten mit 2,5 Milliarden Dollar bewertet.

Beide Firmen setzen auf E-Tretroller aus eigener Entwicklung, die robuster und langlebiger sein sollen. Ein Problem der Branche in der Anfangszeit war die kurze Lebenszeit der Fahrzeuge von nur wenigen Monaten, die die Kosten in die Höhe trieb. Bird-Europachef Patrick Studener hat im Interview mit dem Magazin „Stern“ eine ein- bis zweijährige Lebensdauer der eigenen Roller in Aussicht gestellt – und kleineren Konkurrenten nur geringe Erfolgsaussichten zugeschrieben: „Wir glauben, dass nur die größeren Firmen, die eigene Scooter entwickeln, auf Dauer überleben werden. Kleinere Firmen, die Scooter von der Stange kaufen, werden es schwer haben.“

dpa/tht