Audi-Vorstandschef Bram Schot kündigte im Interview mit der „Automobilwoche“ an, den Ingolstädter Automobilkonzern zu einem „durch und durch nachhaltigen Mobilitätsanbieter“ zu machen. Das sei „kein Nice-to-have mehr“, sondern werde neben Design und Vernetzung zu einer wichtigen Grundlage für die Kaufentscheidung der Autokunden. „Wir senken den CO2-Footprint unserer Produkte bis 2025 um ein Drittel“, sagte Schot. Denkbar sei, dass Audi „in der einen oder anderen Baureihe schon deutlich früher komplett auf Verbrenner verzichten“ werde.
Audi will im Jahr 2020 fünf Elektroautos im Angebot haben, 2025 sollen es 20 der sogenannten „e-tron“-Modelle und etwa zehn Plug-in-Hybride sein.
Audi-Chef Schot: „Bündeln unsere Kräfte bei den großen Themen“
Trotz geplanter Investitionen in die E-Mobilität hat Audi-Chef Schot zum Ziel, künftig rentabler zu wirtschaften. Er sagt: „Wir verkaufen heute eine halbe Million Autos mehr als 2011. Dennoch kommt unterm Strich kein höheres Ergebnis heraus. Das ändern wir jetzt.“
Um die Kapitalrendite zu erhöhen, will Schot Synergien im Volkswagen-Konzern nutzen. „Der Wettbewerb unter den Marken des Konzerns war bis vor wenigen Jahren ausdrücklich gewollt. Jetzt haben wir andere Vorzeichen. Wir bündeln unsere Kräfte bei den großen Themen“, sagte er.
Autonomes Fahren und E-Mobilität: VW investiert in Ford-Tochter
Seine Kräfte bei großen Themen bündelt auch der Audi-Mutterkonzern Volkswagen. Die Wolfsburger gaben bekannt, ihre bestehende Kooperation im Bereich Nutzfahrzeuge mit Wettbewerber Ford auszubauen. Im Zentrum steht dabei das Thema autonomes Fahren sowie der Bau von Elektroautos. So steigt VW bei Argo AI ein, der bisherigen Ford-Tochter für selbstfahrende Autos.
Argo AI will ein System aus Software und Sensorik entwickeln, das es Fahrzeugen ermöglicht, innerhalb eines geografisch begrenzten Gebiets autonom zu fahren. Volkswagen und Ford wollen diese Technik jeweils in ihren Autos einsetzen – und sowohl in den USA als auch in Europa auf die Straße bringen.
Volkswagen investiert insgesamt 2,6 Milliarden US-Dollar in das Start-up aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania. Zum einen durch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln in Höhe von einer Milliarde US-Dollar und zum anderen, indem Volkswagen seine Tochtergesellschaft Autonomous Intelligent Driving (AID) einbringt, die mit 1,6 Milliarden US-Dollar bewertet wird. Bei der AID arbeiten rund 200 Experten, die meisten von ihnen haben Technologien rund um das autonome Fahren für den Volkswagen Konzern entwickelt.
Darüber hinaus wird Volkswagen über einen Zeitraum von drei Jahren Anteile an Argo AI für insgesamt 500 Millionen US-Dollar von Ford übernehmen. Ford wird die verbleibenden 600 Millionen US-Dollar seines geplanten Cash-Investments in Höhe von einer Milliarde US-Dollar in Argo AI einzahlen. Argo AI wird inklusive der vollständigen Transaktion beider Unternehmen mit mehr als sieben Milliarden US-Dollar bewertet.
Ford bekommt Zugang zu Bauteilen für E-Autos
Während Volkswagen im Zuge der erweiterten Kooperation mit Ford von der Expertise rund um autonomes Fahren profitiert, wird der US-Autokonzern Zugang zu Bauteilen für E-Autos von VW bekommen. Als einer der ersten Automobilhersteller wird Ford den Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) des Volkswagen Konzerns nutzen. Ab 2023 will das Unternehmen ein emissionsfreies Großserienfahrzeug auf MEB-Basis für den europäischen Markt anbieten. Ford rechnet mit mehr als 600.000 verkauften Fahrzeugen innerhalb von sechs Jahren in Europa.
Volkswagen hat seit 2016 umgerechnet rund sieben Milliarden US-Dollar in die Entwicklung seiner MEB-Architektur investiert. Allein in den kommenden zehn Jahren sollen mehr als 15 Millionen Neufahrzeuge aus dem Konzern auf dem MEB basieren. Ford investiert insgesamt 11,5 Milliarden US-Dollar in die Elektrifizierung seiner weltweiten Fahrzeugpalette. Diese Summe umfasst auch die Nutzung der MEB-Architektur von Volkswagen.