Wie kann ein Konzern in einer “hoch subventionierten Branche“ überhaupt in die Insolvenz rutschen? Schon 2013 hatte Solarworld angesichts von einer Milliarde Schulden vor dem Abgrund gestanden. Nun muss es der Insolvenzverwalter richten: Horst Piepenburg will die Produktion bei dem Bonner Solarkonzern nicht ins Stocken geraten lassen und dafür sorgen, dass bald wieder produziert wird, nachdem am Freitag alles stillgelegt wurde. Zunächst geht es darum, dafür zu sorgen, dass die gut 2200 Mitarbeiter in der Bonner Zentrale, im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt für die drei Monate von Mai bis Juli Insolvenzgeld erhalten. Das würde die Kasse des überschuldeten Konzerns entlasten.
Die Branche im Überblick
Schon Anfang der Neunziger gab es ein großes Hin und Her in der deutschen Energiepolitik – welches bis heute anhält. Schon im Jahr 2000 stieg mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Vergütung für Solarstrom auf gut das Sechsfache, wenngleich mit eingebauter Degression, so schreibt es die faz. Doch irgendwann ist das Leistungsziel erreicht – das war es dann schon 2004 und ein Zusammenbruch der Branche stand kurz bevor. Doch eine Gesetzesnovelle mit neuen Zielsetzungen und Fördersätze wurde verabschiedet, sodass der Boom zunächst weiterging. Viele richteten ihren Blick nach Deutschland und die Erfolgsgeschichte der Solarenergie. Die Branche wuchs weiter und das kam vor allem Europa zugute. Doch die Konkurrenz schläft nie. Und so begannen zunehmend Unternehmer im Ausland, vor allem in China, mit der Herstellung von Solarzellen und -modulen und sorgten so für einen erheblichen Preisdruck bei den deutschen Herstellern. Die deutsche Solarindustrie steht am Abgrund, währen die Photovoltaik weltweit lebt. Stephan Wulf, Branchenexperte bei Warburg Research, sagte dem Spiegel: „Von einer Krise kann international keine Rede sein“. Weltweit werden mehr Photovoltaik-Anlagen aufgestellt als je zuvor. Und in Deutschland? Das einstige deutsche Aushängeschild ist nun also auch Opfer des Preisdumpings geworden, obwohl die deutsche und europäische Industrie technologisch weiter führend ist. Der Solarworld-Konzern hatte erst vor wenigen Wochen beschlossen, dass die Standorte in Sachsen und Thüringen enger miteinander kooperieren sollen – das scheint nun in weiter Ferne gerückt.