Denken Sie beim täglichen Medienscreening auch manchmal: „Welche Drogen hat der oder die denn genommen?“ Und damit meine ich nicht Robert Schneider, designierter Chefredakteur der „Bild“-Zeitung und von Axel-Springer-CEO Matthias Döpfner vor Dienstantritt erstmal zum Drogentest geschickt. Ich meine Tesla-Chef Elon Musk, der für seine Gigafactory im Brandenburgischen gerade einen „Security Intelligence Investigator“ sucht. Der oder die soll außerhalb und innerhalb (!) des Unternehmens „on the ground“-Informationen sammeln, um Schaden vom Konzern abzuwehren. Musk, zumindest auf diesem Planeten ohnehin nicht gerade als empathischster Arbeitgeber bekannt, sucht nun also Leute, die die eigenen Kolleginnen und Kollegen ausspionieren. „Work Yes, Culture No“ – es wird sich zeigen, wie lange Musk damit noch durchkommt.
41 Prozent der Top-Führungskräfte klagen über Burnout
Nicht mehr so richtig durch kommen im Job immer mehr Führungskräfte. Das “Handelsblatt” zitiert am Freitag eine McKinsey-Studie, der zufolge 41 Prozent der Top-Führungskräfte in Deutschland über Burnout-Symptome klagen. Eine besorgniserregende Zahl, denn selten waren die Anforderungen an das Top-Management so hoch wie heute. Das Gelingen von Home Office, Remote Work, Flex Work, Hybrid Work, Teambuilding, Diversity, Wellbeing und Mental Health – alles eine Frage guter Führungsarbeit. Von Krisenbewältigung, Transformation, Effizienzsteigerung und Sparmaßnahmen ganz zu schweigen. Und das alles bitte einfühlsam, kompetent, professionell und geräuschlos.
Schon gibt es im Netz Tipps, wie man elegant den Rückzug aus einer Führungsposition schafft. Denn auch der Wunsch, wieder „zurück ins Glied“ zu wechseln, wächst im Management. Es ist dringend Zeit, neben „War for Talents“-Not und Gen-Z-Gebuhle auch die Überforderung vieler Führungskräfte wieder mehr in den Blick zu nehmen.
Mehr Diversität, weniger Arbeit und ein gigantischer Verschiebebahnhof
Doch auch von anderen Seiten wächst der Druck auf Unternehmen und HR-Verantwortliche. So zeigen neue Ergebnisse von Investors4diversity: 2022 haben bereits 72 Prozent der einflussreichsten institutionellen Investoren im deutschen Markt Geschlechterdiversität im „Board“ zu einem Anlagekriterium für Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen gemacht. Ein Jahr zuvor lag der Wert noch bei nur 63 Prozent, das ist ein erfreuliches Plus von 23 Prozent.
Für eine Vier-Tage-Woche macht sich derweil Sara Weber stark. 2022 schmiss sie ihren Job als Redaktionsleiterin DACH bei LinkedIn, um ein Buch zu schreiben. Das Werk wurde eine Abrechnung. „Unsere Arbeitswelt ist kaputt“, so Weber. Der Fachkräftemangel soll nicht mit der Forderung nach noch mehr Arbeit bekämpft werden, sondern mit der Verbesserung der Arbeitsbedingungen. „Die Verhandlungschancen der jungen Generationen waren noch nie so gut wie heute“, sagt die 35-Jährige und beschwört eine Zunahme der Quiet Quitter herauf. Jener Menschen also, die sich aus Frust oder Überlastung in die innere Kündigung zurückziehen.
Dabei ist eigentlich auch das fast schon ein alter Hut. Für den Top Trend 2023 in Sachen Work hält Managementberater Gartner nicht Quiet Quitting, sondern Quiet Hiring. Das meint eine Art gigantischen Verschiebebahnhof, in dem Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter permanent aufschlauen und – für bestimmte oder unbestimmte Zeit – auf immer neue Posten setzen. Um dort Neues zu lernen, neue Sichtweisen einzubringen und/oder alte Lücken zu füllen.
ChatGPT – Problem oder Lösung?
Doch während wir hier noch über die Zukunft von Quitting und Hiring grübeln, entscheidet eine Künstliche Intelligenz (KI) vielleicht gerade über unser wahres Schicksal. Ist unsere Arbeitswelt gar nicht kaputt, sondern massiv bedroht? Das legen zumindest unzählige Medienberichte über ChatGPT nahe. Alle drehen gerade heiß, ob der KI, die offenbar so ziemlich alles kann. Tatsächlich sind die Ergebnisse, die ChatGPT in den unzähligen Tests, die gerade publikums- und medienwirksam mit ihr durchgeführt werden, ziemlich verblüffend. Vor allem Wissens- und Textarbeitern soll es in ein paar Jahren an den Kragen gehen. Eine Warnung oder Entwarnung (je nach Sichtweise) erreichte uns noch kurz vor Redaktionsschluss: Die Kollegen von t3n haben ChatGPT ein Bewerbungsschreiben formulieren lassen – und zwei Personalerinnen kamen zu wenig erfreulichen Bewertungen. Sperrig und floskelhaft sei die Sprache. So wird das sicher nix mit einem neuen Job via ChatGPT.
Publicis-Initiative „Work with cancer“
Zum Schluss noch ein ganz harter Themenwechsel, aber ein wichtiger. Die Publicis Group hat jetzt die Initiative „Working with cancer“ vorgestellt. Publicis CEO Arthur Sadoun, der selbst an Krebs erkrankt ist, will damit andere an Krebs erkrankte Mitarbeitende unterstützen, die Stigmatisierung der Krankheit im Job bekämpfen und betroffenen Kolleginnen und Kollegen für längere Zeit eine Arbeitsplatzgarantie zusichern. Außerdem fordert Sadoun andere Unternehmen auf, sich an der Initiative zu beteiligen. Über 40 Konzerne sind bereits dabei. Wenn das mal keine gute Nachricht ist.
Einen erfolgreichen Start in die Woche und bleiben Sie gut drauf!