Tim Armstrong, Google VP Sales and Commerce, im Gespräch mit David Kenny, Chairman and CEO Digitas:
Google erzielt mittlerweile 50 Prozent seines Umsatzes außerhalb den USA, es scheint, dass Sie sich keine Sorgen machen müssen. Über was denken Sie derzeit nach?
Tim Armstron: Wir sind uns schon bewusst, dass wir einen großen Teil des Internetbusiness darstellen, andererseits ist unser Anteil aber auch recht klein. Nehmen Sie den Bereich Produktsuche, da ist wirklich noch viel zu tun. Oder nehmen Sie myspace, oder facebook, das sind völlig neue Entwicklungen, die uns beschäftigen. Hier sehen wir einen enormen Bedarf an Infrastruktur-Investment.
Von Google profitieren derzeit die Kunden und Agenturen. Haben die klassischen Verlage das Nachsehen?
Tim Armstrong: Es gibt Verlage, die mit Google ganz ordentlich arbeiten. Es gibt zwei klare Wege, mit Google erfolgreich vorzugehen. Der erste zielt auf die Distribution. Vor zwei Jahren fragte man noch: Bin ich in Search Index? Heute fragt man: Bin ich in Feedburner? Ich rate Verlagen immer, Asset Maps zu erstellen, und auf ein Blatt Papier alle verfügbaren Dinge auf der Habenseite und die Wege, sie zu distribuieren, niederzuschreiben. Als zweiter Schritt stellt sich dann die Frage: Habe ich Inhalte, die in Google funktionieren?
Wie können Verlage ihre Arbeit optimieren?
Tim Armstrong: Unternehmen sind meistens sehr gut in der Distribution der ersten Ebene. Weiterhin stellt sich doch die Frage: Ist mein Angebot auch außerhalb des Landes interessant? Ist es übersetzt in andere Sprachen? Und dann natürlich: Habe ich Inhalte, die in den Communities eine Rolle spielen? Distribution ist wirklich ein großes Stück des Kuchens, eine Frage des Ertragsmanagements.
Wenn Sie heute einen Verlag von null auf aufbauen, was gilt es zu beachten?
Tim Armstrong: Wenn Sie heute einen Verlag gründen, sollten Sie den Verkauf automatisieren, Umsatzbringer integrieren und eine Vertriebsmannschaft aufbauen. Und obendrauf ist es notwendig, den Dialog mit dem Kunden sicher zu stellen. Sobald Sie Inhalte über eine Suchmaschiene distribuieren, sollten sie wissen, dass die Leute auf Nebenwegen zu Ihrem Angebot kommen, und dass diese Seiten oft nicht besonders attraktiv sind. Die Frage, die sich stellt ist: Wenn jede Seite eine Homepage ist, wie muss ich sie dann präsentieren?
Was kann DoubleClick hier leisten?
Tim Armstrong: Wir sind seit Jahren mit DoubleClick im Gespräch. Doubleclick ist sehr gut im Bereich Messung und Auswertung über Multiclientformate. Das ist ein wichtiger Stein im Puzzle und wir haben nicht die Zeit dies selbst zu entwickeln. Ich verfolge die Diskussion unserer Partner und die diskutieren genau diese Bedürfnisse. Unsere Kunden brauchen mehr Dashboards, die die neuen digitalen Mediastrukturen integrieren.
Wird es irgendwann ein Operating-System für Verlage, Agenturen und Kunden geben? Und wird das ein Monster-System?
Tim Armstrong: Es gibt eine Wahrnehmung von Google, die einige, wenige Unternehmen anheizen. Google wird immer den Scheinwerfer auf Google richten. Die Frage, die ich mir als Verleger stellen würde ist doch die: Was an Information kann ich aus Google rausholen und wie bringt mich das in meinem Business weiter.
Das Gespräch führte David Kenny, Chairman and CEO Digitas, während des Monaco Media Forum in Monte Carlo. Inzwischen ist durch Dr. Eric Schmidt, Chairman und CEO von Google Inc., zu hören, dass man in der Google-Zentral enttäuscht sei über die sich hinauszögernden Prüfungen der Kommission hinsichtlich des Erwerb von DoubleClick. „We will continue to work with the Commission to demonstrate how our proposed acquisition will benefit publishers, advertisers and consumers. We seek to avoid further delays that might put us at a disadvantage in competing fully against Microsoft, Yahoo, AOL and others whose acquisitions in the highly competitive online advertising market have already been approved,“ kommentiert Schmidt den Prozessverlauf.
Lesen Sie auch: 2. Monaco Media Forum: Entfesselte Medien und operative Systeme nicht in Sicht