Disneys Streaming-Chef Kevin Mayer, der jüngst bei der Neubesetzung des Chefsessels übergangen wurde, wechselt zur chinesischen Videoplattform TikTok. Der 58-Jährige wird Chef bei TikTok und soll zugleich ab Juni das operative Geschäft beim chinesischen Mutterkonzern Bytedance führen, wie sein neuer Arbeitgeber am Montag mitteilte.
TikTok mit seinen kurzen Videoclips ist besonders bei jungen Nutzern populär. Das Unternehmen musste sich aber gegen Vorwürfe wehren, nicht ausreichend für den Jugendschutz zu sorgen. In den USA warnen einige Politiker vor TikTok – auch wegen der chinesischen Eigentümer. TikTok versuchte deshalb bereits, sich stärker als internationale Plattform zu etablieren. Die Verpflichtung von Mayer könnte dabei helfen.
Mayers Abgang war erwartet worden
Mayer ist seit 2005 bei Disney und war zuletzt unter anderem für den Aufbau des im vergangenen Jahr gestarteten Streamingdienstes Disney+ zuständig, der den Unterhaltungskonzern für die Online-Zukunft fit machen soll. Deshalb wurde er auch als aussichtsreicher Nachfolger des langjährigen Disney-Chefs Robert Iger gehandelt. Den Spitzenposten bekam aber im Februar der bisherige Chef der Themenpark-Sparte, Bob Chapek. Branchenbeobachter rätselten danach, ob Mayer bei Disney bleibt.
Der Manager selbst versicherte, er gehe nicht wegen der Disney-Nachfolgeregelung. „Ich liebe Disney und hatte nicht vor, es zu verlassen“, sagte Mayer dem US-Sender CNBC. Aber er werde auch nicht jünger und TikTok sei eine große Chance gewesen.
Themenparks leiden unter Corona-Krise
Disney verliert Mayer in einem kritischen Moment: Das Streaming-Geschäft wird schnell wichtiger, während andere Geschäftsbereiche wie die Themensparks von der Corona-Krise getroffen wurden. Und Disney+ hat zwar mehr als 50 Millionen Abo-Kunden, braucht aber mehr neue exklusive Inhalte, um ihre Aufmerksamkeit zu halten.
Mayers Nachfolgerin wird Rebecca Campbell, die seit 23 Jahren bei Disney ist, unter anderem Sender von Disney TV-Netzwerk ABC führte und zuletzt für die Disneyland-Resorts zuständig war. Iger hatte unterdessen bereits angekündigt, er wolle sich vom Verwaltungsrat aus weiter um die Inhalte-Produktion kümmern.
tht/dpa