Deutsche Unternehmen, Organisationen und Verwaltungen befinden sich mitten in einem tiefgreifenden, digitalen Wandel. Dabei suchen sie vermehrt die Unterstützung durch Unternehmensberater, um mit den notwendigen Anpassungen bei Strategie, Prozessen und IT weiterhin erfolgreich sein zu können. Der Umsatz der Consultingbranche ist nicht zuletzt hierdurch 2016 um 7,4 Prozent auf 29 Milliarden Euro gestiegen.
Zugleich brummt der Jobmotor
2016 sind rund 6.000 zusätzliche Arbeitsplätze in den Consultingfirmen geschaffen worden, davon 5.000 auf Beraterebene. Auch für das angelaufene Jahr 2017 bleiben die Unternehmensberater optimistisch. Erwartet wird ein Umsatzplus in Höhe von 8,3 Prozent. Dies sind zentrale Ergebnisse der Marktstudie „Facts & Figures zum Beratermarkt 2016/2017“ des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU).
Consulting auf Brautschau
Gleichzeitig treiben die Consultingfirmen den gezielten Ausbau ihres digitalen Beratungs-Portfolios sowie der eigenen Geschäftsmodelle weiter voran. „Der Informations- und Kaufentscheidungsprozess der Konsumenten verändert sich durch die Digitalisierung gravierend. Das führt dazu, dass die klassischen Consulting- und IT-Themen sowie kommunikativen Aufgabenstellungen noch enger zusammenspielen müssen. Auf diese Entwicklung reagieren die Unternehmensberatungen entweder durch den gezielten Zukauf von Tech-Unternehmen sowie Digital- und Werbeagenturen oder die intensivere Kooperation mit passenden Partnern“, sagt BDU-Präsident Ralf Strehlau (Lesen Sie in einem exklusiven Interview mit dem Präsidenten, was die Bewegungen im Beratungsmarkt bedeuten). Besonders große Consultingfirmen sorgten 2016 und zu Beginn 2017 durch Übernahmen für viel Bewegung im Marktgeschehen, wie unter anderem die Beratungsfirma Accenture, die die Übernahme der Digital-Agentur SinnerSchrader plant. „Wir werden sicherlich noch weitere Deals sehen“, so Strehlau, der davon ausgeht, dass die Kooperationen von Unternehmensberatungen mit Tech-Unternehmen in den nächsten zwei bis drei Jahren stark zunehmen werden.
Beratung vor allem in der Konsumgüterindustrie gefragt
Dreiviertel der Marktteilnehmer haben für das aktuelle Jahr eine positive Wachstumsprognose abgegeben. Bei den großen Unternehmensberatungen gehen sogar 90 Prozent von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2017 aus. Eine besonders starke Klientennachfrage wird aus der Konsumgüterindustrie (Wachstumsprognose 2017: + 10,3 %), dem Handel (Wachstumsprognose 2017: + 10,0 %) sowie der Chemie-/Pharmabranche (Wachstumsprognose 2017: + 9,6 %) kommen. Aber auch Unternehmen aus der Finanzdienstleistungsbranche (Wachstumsprognose 2017: + 8,0 %) und dem Fahrzeugbau (Wachstumsprognose 2017: + 8,4 %) werden mit ihrer Nachfrage das Geschäft der Consultants befeuern. Über ein Drittel des Branchenumsatzes entfiel 2016 alleine auf diese beiden Zielgruppen.
Höchstes Wachstum für Changemanagement erwartet
Aufgrund der umfangreichen Transformationsanforderungen bei den Klienten, erwarten die Consultants für das Jahr 2017 ein besonders hohes Wachstum in den Beratungsfeldern Changemanagement (+ 9,9 Prozent), Business Development & Innovation (+ 9,8 Prozent) und CRM und Vertrieb (+ 9,7 Prozent). Vor allem in der Konsumgüterindustrie und dem Handel macht das veränderte Konsumentenverhalten Anpassungen bei Geschäftsmodellen und Unternehmensabläufen notwendig. „Wer den Erwartungen an die IT-Infrastruktur am PoS nicht gerecht wird, kann in unserer heutigen Zeit kaum überleben“, sagt Strehlau.
Datenanalysten heiß begehrt
Was die Recruitingaktivitäten der Consultingfirmen anbelangt, steigt vor allem die Nachfrage von Unternehmensberatungen nach Kandidaten, die als Datenanalysten eingesetzt werden können. Das liege auch daran, dass der gezielte Einsatz von künstlicher Intelligenz im Consulting schnell an Bedeutung gewinnen wird und hier Experten gefragt sind.
Fazit und Ausblick
Die Digitalisierung führt zu einem stärkeren Zusammenspiel von klassischen Consultingthemen, klassischen IT-Themen und kommunikativen Aufgabenstellungen. Zudem haben Unternehmensberater bei digitalen Transformationsprozessen die Führungsrolle inne, denn für einen Großteil der Projekte sind neue Strategien für die Klienten gefragt. Ohne betriebswirtschaftliches Experten- und Erfahrungswissen und den direkten Zugang zur Unternehmensführung ist dies nicht möglich. Die Klienten der Unternehmensberater wollen/müssen das veränderte Informations- und Nutzungsverhalten der Konsumenten besser verstehen.
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Kennzahlen und Studienmethodik: 2016 arbeiteten in Deutschland rund 115.000 Unternehmensberater (+ 5,0 Prozent). Insgesamt waren etwa 140.000 Mitarbeiter in der Consultingbranche beschäftigt. Grundlage der BDU-Studie „Facts & Figures zum Beratermarkt 2016/2017“ ist eine Marktbefragung im Januar/Februar 2017, an der sich gut 500 Unternehmensberatungen beteiligt haben. Befragt wurden ausschließlich Marktteilnehmer mit einem substanziellen Anteil in der klassischen Management- und IT-Beratung.