„Damit die Unternehmen weiterhin deutlichen Fortschritte in der Umsetzung der Digitalisierung machen können, bleibt es wichtig, die Hemmnisse weiter abzubauen. Neben Breitband und Investitionsbedarfen, kann auch die Klärung von Datenschutz- und Datensicherheitsfragen die Rahmenbedingungen erleichtern“, sagt Dr. Sabine Graumann von TNS Infratest, die die Gesamtverantwortung für die Studie trägt. Den „Monitoring Report Wirtschaft DIGITAL 2016“ haben TNS Infratest und das ZEW im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie veröffentlicht.
Darin steht: 47 Prozent (2015: 34) der gewerblichen Wirtschaft haben ihre unternehmensinternen Prozesse hoch digitalisiert. 70 Prozent (2015: 64) haben die Digitalisierung in ihre Unternehmensstrategie eingebunden. Die Digitalisierung der Geschäftstätigkeit hat sich ebenfalls erhöht. 43 Prozent der gewerblichen Wirtschaft (2015: 27 Prozent) generiert mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes bereits digital. Die Nutzungsintensität digitaler Technologien ist nach wie vor hoch. 72 Prozent der festangestellten Mitarbeiter nutzen stationäre, 31 Prozent mobile Geräte.
Drei Digitalisierungsdimensionen – Große Unterschiede zwischen den Branchen
Der Wirtschaftsindex DIGITAL zeigt, dass sich die gewerbliche Wirtschaft hauptsächlich in drei Digitalisierungsdimensionen zwischen „hoch“, „durchschnittlich“ und „niedrig“ digitalisiert aufteilen lässt. 27 Prozent der Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft sind „hoch“ digitalisiert, 49 Prozent „durchschnittlich“ und 24 Prozent sind „niedrig“ digitalisiert. Betrachtet man die elf Kernbranchen innerhalb dieser Dimensionen werden große Unterschiede deutlich.
Die IKT-Branche ist und bleibt digitaler Vorreiter und hat einen Sprung auf 75 Indexpunkte geschafft. Damit liegt sie deutlich über dem gesamten Wirtschaftsindex DIGITAL 2016 von 55 Punkten. Als „hoch“ digitalisiert gelten auch die wissensintensiven Dienstleister mit heute 70 und in fünf Jahren 79 Punkten.
„Durchschnittlich“ digitalisiert zeigen sich sieben der elf analysierten Kernbranchen der gewerblichen Wirtschaft. Die Finanz- und Versicherungswirtschaft positioniert sich mit 61 Punkten auf Rang drei nach den hoch digitalisierten Branchen. Der Handel liegt aktuell bei 55 Punkten (2021: 58 Punkte) und behauptet seinen vierten Rang mit deutlichem Vorsprung zur Energie- und Wasserversorgung mit 48 Punkten (2021: 52 Punkte) auf Rang fünf. Rang sechs im Index erreicht der Maschinenbau mit 46 Punkten (2021: 47 Punkte) vor der an siebter Stelle platzierten chemisch-pharmazeutischen Industrie, die aktuell und künftig 45 Punkte im Index erzielt.
„Niedrig“ digitalisiert sind und bleiben das Gesundheitswesen mit 36 Punkten (2021: 38 Punkte) und das sonstige verarbeitende Gewerbe, das als Schlusslicht mit 35 Punkten auf Rang elf stagniert.
Woran hapert es?
Das größte Hemmnis für den Ausbau der Digitalisierung in der gewerblichen Wirtschaft stellt die Unterversorgung mit Breitband (40 Prozent der Befragten) dar. Mit 38 Prozent ist der hohe Investitionsbedarf die zweitgrößte Hürde. Obwohl 85 Prozent der Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft die Digitalisierung für insgesamt bedeutsam halten, geben immerhin noch 32 Prozent an, dass der hohe Zeitaufwand eine Hürde darstelle. Fast jedes vierte Unternehmen sieht in fehlenden, verlässlichen Standards und in Datenschutz- und Datensicherheitsfragen Erschwernisse, die der Digitalisierung entgegenstehen. 25 Prozent der Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft halten die Digitalisierung nicht für notwendig.
Handlungsbedarf durch die Politik
Im Zentrum des politischen Bemühens sollte weiterhin die digitalisierungsfreundliche Gestaltung der Rahmenbedingungen stehen. Die wichtigsten Hemmnisse, die der Digitalisierung entgegenstehen und politisch zu bekämpfen sind, sind die mangelhafte Versorgung mit Breitbandverbindungen sowie der Fachkräftemangel. Die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere in den Bereichen Datenschutz und Datensicherheit müssen kontinuierlich und schnell mit Blick auf den rapiden technischen in ökonomischen Wandel fortgeschrieben werden. Die Entscheidungsträger für die rechtlichen Rahmenbedingungen sind besser und kontinuierlich für die Schaffung eines geeigneten Umfeldes für innovative Geschäftsmodelle weiterzubilden. Der „Wert der Daten“ ist bewusst als Chance wahrzunehmen. Auswertungen sollten dem Kunden dienen, beispielsweise im Gesundheitswesen dem Wohl der Patienten. Auch hier sind die angemessenen Rahmenbedingungen durch die Politik noch zu schaffen. Das Gleiche gilt für die digitale Arbeitswelt.
Zur Studie: TNS Infratest führte April bis Juli 2016 eine repräsentative Befragung unter den deutschen Unternehmen zum Stand und zu den künftigen Perspektiven der Digitalisierung in Deutschland durch. Es wurden 924 Interviews durchgeführt. Der Fragebogen wurde in enger Projektpartnerschaft gemeinsam mit dem ZEW Mannheim, erarbeitet. Die Befragung ist für die gesamte gewerbliche Wirtschaft repräsentativ, das heißt für die folgenden elf Branchen: den Maschinenbau, den Fahrzeugbau, die chemisch-pharmazeutische Industrie, das sonstige verarbeitende Gewerbe, die Informations- und Kommunikationswirtschaft, die Energie- und Wasserversorgung, den Handel, den Bereich Verkehr und Logistik, die Finanz- und Versicherungswirtschaft sowie für die wissensintensiven Dienstleister und die Gesundheitswirtschaft.