In Sachen Digitalisierung machen deutsche Unternehmen Fortschritte. So ist der durchschnittliche Digitalisierungsgrad in Marketing und Vertrieb deutscher Unternehmen seit 2021 um durchschnittlich vier Prozentpunkte auf 0,57 gestiegen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Kooperation mit der Hochschule Esslingen.
Insbesondere Unternehmen mit überdurchschnittlich hohem Profit zeichnen sich durch einen höheren Digitalisierungsgrad aus – für sie liegt der Wert bis zu 26 Prozent über dem von Unternehmen mit unterdurchschnittlicher EBIT-Marge. Für sie scheint sich Digitalisierung auszuzahlen. „Gerade in Krisenzeiten trägt ein hoher Digitalisierungsgrad in Marketing und Vertrieb wesentlich zur Resilienz, Effizienz und Kundenzentrierung von Unternehmen und Organisationen bei“, sagt Studienautor Tobias Ortwein.
Veraltete Rahmenbedingungen hindern Digitalisierung
Ein Vorankommen scheint es vor allem im Bereich eingesetzter Instrumente zu geben: Hier sorgen Marketing und Vertrieb für das größte Wachstum. Für die organisatorischen und kulturellen Rahmenbedingungen sehen die Studienautor*innen ein anderes Muster. In diesem Bereich identifizieren sie die größten Unterschiede zwischen gering und stark digitalisierten Unternehmen.
So berichten weniger Befragte von klar definierten Digitalisierungszielen in Marketing und Vertrieb als noch 2021. Die aktuelle Studie verzeichnet eine Abnahme von zwölf Prozentpunkten. Bei der Förderung von Digitalisierung durch das Management zeigt sie ein Minus von neun Prozentpunkten. Dem Zustand scheinen manche Unternehmen jedoch bereits entgegenzuwirken: der Einsatz eines professionellen Change Managements hat um zwölf Prozentpunkte zugelegt.
Was Prozesse angeht, präsentiert die Studie hingegen ein zwiespältiges Bild. Alles in allem erzielt der Bereich zwar überdurchschnittliche Werte. Doch die Kundenakquisition scheint in vielen Unternehmen noch analog zu verlaufen. Hier liegt der Digitalisierungsgrad bei 0,51.
Mittelstand weiterhin geringer digitalisiert
Darüber hinaus stellt die Studie eines fest: Mittelstand und Familienunternehmen hinken in Sachen Digitalisierung hinterher. Sie können einen Zuwachs des Digitalisierungsgrads um 0,5 Prozentpunkte vorweisen. Kapitalmarktorientierte Unternehmen hingegen beweisen sich als besonders digitalisiert. Sie trumpfen mit vier Prozentpunkten Wachstum.
„Ein Grund hierfür ist die häufig geringere Ressourcendecke, auch im Personal. Wenn der Mittelstand jedoch Digitalisierungsanstrengungen in Marketing und Vertrieb vornimmt, dann nach unseren Ergebnissen durchaus konsequent“, sagt Rainer Elste, Marketingprofessor an der Hochschule Esslingen. Die Rolle des Vertriebs ändere sich jedoch massiv.
Methode
KPMG befragte im Herbst 2022 knapp 350 Fach- und Führungskräfte deutscher Unternehmen aus Marketing und Vertrieb.