Daher haben übrigens auch virtuelle Messen, die um 2001 en vogue waren, nie wirklich funktioniert. Aber wie so oft hatten wir uns an den Möglichkeiten des technisch Machbaren berauscht. Denn vergessen wird häufig: Menschen sind soziale Wesen. Kommunikation ist dabei kein Selbstzweck, sondern bereitet Handeln vor.
Das gilt insbesondere für soziale Netzwerke: die oft genug belanglose Kommunikation und das Kommentieren auf Facebook wird allein keinen Bestand haben. Entscheidend ist, dass die Menschen, die sich vernetzt haben, auch irgendwann interagieren und Ausgetauschtes in Handlungen überführen. Sonst bleiben die „Freundeslisten“ Kontaktfriedhöfe. Am Ende muss etwas passieren: im schlechtesten Fall eine Facebook-Party, im besten Falle eine Empfehlung für ein schönes Café oder Theaterstück.
Das bedeutet: Das Digitale, Virtuelle steht nicht für sich, sondern vermischt sich mit realen Handlungen. Genau an diesem Punkt stehen heute Menschen, Organisationen und Unternehmen. Möglich macht es im Kern das Smartphone, das als täglicher Begleiter des Menschen praktisch das Alter Ego ist und sich mittlerweile in alle Alltagsituationen einfügt. Im wahrsten Sinne des Wortes kombinieren sich hier Virtualität und Realität. Menschen nutzen beispielsweise Navigation in Form digitaler Karten die mehr und mehr angereichert werden mit Angeboten, die lokal in Anspruch genommen werden können.
Auch beim Shoppen ist das Smartphone dabei: für die Recherche, Preisvergleiche und die Empfehlungen in den sozialen Netzwerken – sozusagen digital am Point-of-Sale. Und auch der Handel nutzt zunehmend digitale Räume: Ein Autohaus muss nicht mehr alle Modelle vorhalten, kann virtuell einige „dazustellen“, wie es Audi in London macht. Ein Teil ist dann das haptische Erlebnis durch Anfassen, Fühlen, Riechen der ausgestellten Modelle, die Beratung und Konfiguration über weitere Möglichkeiten findet auf am Bildschirm statt. Dieses auch als Augmented Reality (erweiterte Wirklichkeit) bezeichnete Phänomen eröffnet übrigens generell dem Handel die Möglichkeit, seine Warenbestände drastisch herunterzufahren.
Wo die Vermischung von Virtualität und Realität auch sehr offensichtlich wird, ist beim Internet of Things: Wenn alle Dinge in der Realität ihre IP-Adresse bekommen und so über das Web ansteuerbar und auswertbar werden, zeigt sich, in welche Richtung sich das Leben verändern wird. Oberste Maxime bleibt aber auch hier: Das Virtuelle dient dem Realen.
Die Herausforderungen, die daraus erwachsen, sind allerdings immens. Und es sind fast weniger die technologischen Herausforderungen, sondern vielmehr die Einstellungen in den Köpfen, die den Wandel möglich machen müssen. Es geht nicht darum, sich an immer mehr Fans zu erfreuen oder zu posten, sondern darum, bei jedem Kontakt genau zu überlegen, wie es weitergehen soll. 20.000 oder 20 Millionen Fans sind kein Wert an sich. Im Gegenteil: die Uhr dreht sich derzeit zurück. Direkte Kommunikation zählt wieder wie Whatsapp zeigt.
Denn es bedeutet zum einen, dass praktisch jedes Unternehmen, egal welcher Branche, zu einem Technologieanbieter werden kann oder sogar muss. Zum anderen sind Schnittstellen die Voraussetzungen dafür, um das neue Zeitalter anbrechen zu lassen, denn Informationen und Daten müssen wandern können. Das erfordert offene Vernetzung, technologisch wie mental.
Wie das Virtuelle mit der realen Geschäftswelt bestmöglich verknüpft werden kann, beschreibt die jetzt veröffentlichte Studie „Digitale Transformation“ von Mind Business Consultants und absatzwirtschaft.