In den Büros der 60er Jahre – das wissen wir nicht zuletzt von der Serie „Mad Man“ – hatten nur die Chefs Fenster. Heute gibt es Fenster für alle: „Office mit Windows“, bezeichnet Microsoft plakativ sein neues Bürogebäude. Es beeindruckt mit unterschiedlichen Arbeitsbereichen und bunten coolen Möbeln. Alles ganz flexibel, alles ganz modern. #worklifeflow – so macht Arbeiten Spaß, hier vermischt sich Leben mit dem Job.
Die Fokussieren auf einen neuen Typus Chef
Was Microsoft – und auch andere Unternehmen – in ihren neuen Offices ohne persönlichen Schreibtisch, mit Vertrauensarbeitszeit und Vertrauensarbeitsplatz aber eigentlich schaffen wollen, ist viel mehr als „nur“ eine moderne Arbeitsumgebung: Sie schaffen Raum für Veränderung und sie fokussieren auf einen neuen Typus Mitarbeiter und einen neuen Typus Chef. Die Aussage ist klar: Wer auf sein Büro fixiert ist, wer sich nicht bewegen will, wer nicht flexibel ist, hat es heute nicht leicht. Umgekehrt gilt aber auch: Mit Mitarbeitern und Führungskräften, des alten Typs, haben es heute die Unternehmen ebenso schwer. Kein Wunder, dass das auch die Kritiker auf den Plan ruft. Doch wenn die Gewerkschaften den Unternehmen unterstellen, es gehe hier vor allem um Kostenersparnis, dann haben sie nicht verstanden, in welchem Veränderungsprozess wir uns gerade befinden.
Das Zauberwort: Change Management
Ein adäquates Umfeld – das ist durch viele Untersuchungen bewiesen – unterstützt Change Management. Dazu gehört auch eine offene, von Vertrauen und Feedback geprägte Unternehmenskultur. Die Cap Gemini Studie „Superkräfte oder Superteam – Wie Führungskräfte ihre Welt wirklich verändern können“ unterstreicht: Optimal ist die Implementierung kleiner Veränderungskeimzellen, Nischen für Kreativität und Zeit für die, die sich ausprobieren und bewähren müssen.
Das, was in den Unternehmen jetzt vor allem stattfinden muss, ist Beziehungsarbeit. Es geht um die Frage, wie man alle Mitarbeiter abholt und auf in die Zukunft führt. Diese Aufgabe muss das Management übernehmen: Führung ist – so formuliert es die oben zitierte Cap Gemini Studie so schön – Menschen auf einen ihnen unbekannten und unsicheren Weg mitzunehmen und sie zu stärken, Ungeahntes zu tun. Basis einer guten Führung sind heute Offenheit und Integrität, Fairness und ethisches Verhalten aber auch vernetztes Denken und die Bereitschaft, Wissen und Freude am Job zu teilen. Da bekommen Empathie, Vertrauensbildung und Authentizität plötzlich einen ganz anderen Stellenwert.
Change beginnt in der Führungsebene
Führung gilt als der zentrale stabilisierende Faktor im Unternehmen. Führungskräfte haben – auch in den neuen Bürowelten – eine Vorbildfunktion: Wenn alle Mitarbeiter einer Clean-Desk-Policy folgen und ihren persönlichen Schreibtisch aufgeben, müssen das auch der Vorstand, die Geschäftsleitung und alle Führungskräfte im Unternehmen tun. Microsoft-Chefin Sabine Bendiek hat das verstanden: Sie sucht sich mit ihrer Assistentin jeden Morgen den passenden Platz zum Arbeiten, wie alle anderen Mitarbeiter auch. Wie kann ich als Chef heute noch meine Vorbildfunktion einnehmen? Wie kann ich die Führungskultur in meinem Unternehmen verändern? Wie gehe ich mit der steigenden Komplexität um? Das sind alles berechtigte Fragen, auf die die Unternehmen mit ihrer Führungskultur eine Antwort finden müssen. Verändern muss sich dazu das Mindset der Führungskräfte. Denn was nutzt es, wenn trotz der äußeren Anstrengungen und Investitionen in neue Bürowelten und neue Technologien, der Kopf in der Vergangenheit feststeckt. Wenn top-down durchregiert wird oder wenn den Mitarbeitern nicht zugehört wird.
Den Wandel werden die Manager vorantreiben, die offen und authentisch mit Werten und Visionen führen und ihre Begeisterung auf die Mitarbeiter übertragen können. Es werden die sein, die die Herzen ihrer Teams erreichen. In der Workplace Transformation geht es gar nicht um brillante Architektur, schicke Designermöbel oder Bio-Kantinen. Sie sind nur ein Mittel zum Zweck. Es geht um den „Human Factor“: Es geht um „People first!“