Digitale Barrierefreiheit steigert Umsatz

Ab Juni 2025 müssen Unternehmen auf ihren Webseiten die Richtlinien der EU zur digitalen Barrierefreiheit umsetzen. Viele sind unvorbereitet, dabei zeigt eine Studie von Capterra, dass das den Umsatz steigen lässt.
Digitale Barrierefreiheit: Tastatur.
Viele Unternehmen sind mit ihren Webseiten noch nicht gut auf das kommende BFSG eingestellt. (© Unsplash)

Die digitale Barrierefreiheit gewinnt sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich an Bedeutung. So lautet das Ergebnis einer Untersuchung, die die Software-Bewertungsplattform Capterra durchgeführt hat, um herauszufinden, wie Unternehmen die digitale Barrierefreiheit auf ihren Webseiten bereits umsetzen und auf welche Herausforderungen sie dabei stoßen. Mehr als ein Drittel der Befragten (38 Prozent) gaben dabei an, ihren Umsatz mit der Implementierung eines inklusiven Webdesigns gesteigert zu haben.

Barrierefreie Webseiten erlauben Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen den fairen Zugang zu Informationen und Produkten. Dazu müssen beispielsweise eine klare und einfache Navigation, die vollständig über die Tastatur laufen kann, sowie ausreichend Kontrast und alternative Textbeschreibungen für Bilder gewährleistet sein.

Mehr als die Hälfte nicht auf EAA vorbereitet

Unternehmen sollten sich auf die demnächst verpflichtenden gesetzlichen Regelungen vorbereiten. Dazu gehören der Europäische Accessibility Act (EAA) und das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG, ab Juni 2025 verbindlich), das die EU-Richtlinie in nationales Recht umsetzt.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen (56 Prozent) sind allerdings nicht auf den EAA vorbereitet oder haben Pläne dafür noch nicht umgesetzt. 14 Prozent haben keine Pläne zur Umsetzung eines inklusiven Webdesigns. Andererseits haben 36 Prozent bereits dafür gesorgt, dass sie 2025 mit den neuen Richtlinien konform sein werden.

Deutschland schneidet im Ländervergleich beim Thema der digitalen Barrierefreiheit gut ab. 80 Prozent der Studienteilnehmer aus Deutschland geben an, dass die Umsetzung der Barrierefreiheit hohe bis sehr hohe Priorität in ihrem Unternehmen hat. 79 Prozent geben an, dafür relevante Funktionen auf ihrer Webseite anzubieten. Der internationale Durchschnitt liegt bei 73 Prozent.

Deutsche Unternehmen wissen um Bedeutung inklusiven Webdesigns

Fast drei Viertel glauben, dass ihr Unternehmen bereits Kund*innen verloren hat, weil barrierefreie Funktionen auf ihrer Webseite gefehlt haben. Gut ein Drittel davon spricht sogar von einer großen Kundenanzahl. 

Neben dem Ziel, allen Menschen die gleichen Chancen und Möglichkeiten zu bieten, kann ein inklusives Website-Design außerdem die Performance der Seite verbessern und damit den Kundenstamm erweitern. So erlebten 53 Prozent der Befragten eine stärkere Kundenbindung nach der Implementierung barrierefreier Funktionen. 39 Prozent sprechen von einer besseren Zielgruppen-Reichweite/SEO-Performance und verbesserter Performance in den sozialen Medien. 38 Prozent bestätigten sogar einen höheren Umsatz oder eine bessere Konvertierungsrate.

Barrierefreie Webseiten erzielen insgesamt eine bessere Nutzererfahrung und ranken daher besser auf Suchmaschinen wie Google. Auch teilen zufriedene Kunden gerne positive Erfahrungen in sozialen Medien beziehungsweise es sind weniger negative Rückmeldungen und Nutzerbeschwerden zu verzeichnen. 

Diese Funktionen werden bereits umgesetzt

Auf die Frage, welche Funktionen der Barrierefreiheit auf deutschen Webseiten oder Apps implementiert wurden, nannten die Teilnehmer insbesondere:

  • Änderung der Textgröße, Zoom oder Text hervorheben (50 Prozent)
  • Videountertitel und Transkripte (49 Prozent)
  • Text-to-Speech-Funktionen (42 Prozent)
  • Tastaturnavigation (40 Prozent)
  • Beschreibende Links (40 Prozent)
  • Kompatibilität mit Bildschirmlesegeräten (40 Prozent)
  • Anpassung von Farbe und Sättigung (39 Prozent)
  • Entfernung von blinkenden Elementen (32 Prozent)
  • Alt-Text für Bilder (32 Prozent)

Dabei nutzen 54 Prozent der Unternehmen KI-gesteuerte Lösungen, beispielsweise für Sprachassistenz oder automatische Untertitel.

Komplexität von IT und Software größte Herausforderung

Trotzdem begegnen Unternehmen einigen Herausforderungen bei der Implementierung von Maßnahmen der Barrierefreiheit. So wird am häufigsten die Komplexität von IT oder Software (46 Prozent) genannt, gefolgt vom mangelnden Bewusstsein über Anforderungen/Bedürfnissen bei der digitalen Barrierefreiheit (38 Prozent). An dritter Stelle stehen Schwierigkeiten, den Mehrwert von digitalen Barrierefreiheitsmaßnahmen aufzuzeigen (36 Prozent).

Die Umfrage zur digitalen Barrierefreiheit von Capterra wurde im Juli 2024 unter 2748 Befragten in 12 Ländern durchgeführt. Ziel der Studie war es, die Bemühungen der Unternehmen um digitale Barrierefreiheit zu verstehen. Die Befragten wurden daraufhin überprüft, ob sie in Vollzeit oder Teilzeit in den Bereichen E-Commerce, Website-Design oder UX, IT, Marketing, Kundendienst und Support oder Vertrieb tätig sind. Zu den Befragten gehörten auch Geschäftsinhaber oder Führungskräfte. Alle Befragten mussten angeben, dass sie eine Unternehmenswebsite haben.

Laura Schenk (ls, Jahrgang 2002) ist seit August 2023 Werkstudentin bei der absatzwirtschaft und hat immer Lust, sich neuen Themenbereichen zu widmen. Eine besondere Vorliebe hat sie für kubistische Malerei und das Schreiben in all seinen Formen. Ihrer Heimatstadt Leipzig hat sie 2023 sogar einen Kurzgeschichtenband gewidmet. Sie studiert dort Kommunikations- und Medienwissenschaft und engagiert sich crossmedial bei Lokalzeitungen und beim Radio.