Ein russisches Start-up baut einen Roboter. Der soll nicht etwa in Altenheimen oder Krankenhäusern, an Flughäfen oder Bahnstationen aushelfen, nein, er soll beim Mitarbeiter-Recruiting helfen und beim Durchforsten unzähliger Bewerbungen.
Was kann Vera?
Vera verkürzt die Zeit und spart Kosten für die Rekrutierung von Mitarbeitern um ein Drittel, verspricht das Unternehmen gegenüber der Onlineseite Bloomberg. Die Software kann Hunderte von Bewerbern gleichzeitig über Video- oder Sprachanrufe interviewen und wählt schließlich diejenigen Kandidaten aus, die sich beim Unternehmen direkt vorstellen dürfen. Die Gründer des Start-ups Stafory, Vladimir Sveshnikov und Alexander Uraksin, kommen aus dem Personalwesen und leiten heute das 50-köpfige Team in St. Petersburg. Vor ein paar Jahren, vor der Entwicklung von Vera, standen sie selbst vor dem Problem, zu viele Bewerbungen zu erhalten und trotzdem nicht die geeignete Person zu finden. „Wir fühlten uns selbst wie ein Roboter, also dachten wir, es wäre besser, die Aufgabe zu automatisieren“, sagt Uraksin der Onlineseite von Bloomberg.
Der Roboter Vera, benannt nach Sveshnikovs Mutter, kombiniert Spracherkennungstechnologien von Google, Amazon, Microsoft und Russlands Yandex. Programmierer fütterten die Software mit rund 13 Milliarden Beispielen für Syntax und Sprache aus Fernsehsendungen, Wikipedia-Einträgen und Stellenangeboten, um das Vokabular der Software zu erweitern. So soll Vera lernen, natürlicher zu sprechen und die Antworten der Bewerber zu verstehen.
Vera arbeitet schon
Der Roboter nahm im Dezember 2016 in Russland seine Arbeit auf. Seitdem hat Stafory Kunden im Nahen Osten und Pilotprojekte in Europa und den USA angenommen. Laut Unternehmensangaben wir der Umsatz im Jahr 2018 eine Million Dollar übersteigen. Zu den Kunden zählen Pepsi oder die Global Venture Alliance. Allein bei Pepsi gehen monatlich 5000 Berwerbungen ein. „Vera machte über 40.000 Anrufe, schickte 37.000 E-Mails, mehr als 100 Kandidaten bestanden ein Videointerview“, erklärt das Unternehmen auf der Webseite von robotvera.com.
Natürlich überprüfen zurzeit noch menschliche Personaler Veras Kandidatenauswahl. Der nächste Schritt ist es, dem Bot beizubringen auf Emotionen wie Ärger, Freude und Enttäuschung zu reagieren. Wenn Vera perfekt funktioniert, soll sie trotzdem kein Ersatz für die traditionellen Personalabteilungen sein, sondern nur Hilfestellungen liefern, erklären die Gründer im Gespräch. Die endgültige Entscheidung, ob jemand eingestellt wird, treffe am Ende immer noch ein Mensch.