Wer im Februar nach Berlin auf die Konferenz PPC Masters fährt, wird sich vorrangig mit zwei Themen beschäftigen können, mit Google Adwords natürlich aber auch mit dem Facebook-Werbesystem. Facebook und die anderen Social Media Plattformen sind inzwischen hinreichend bekannt und können von den Unternehmen in ihrer werblichen Leistungsfähigkeit emotionslos analysiert werden. Andrea Skersies aus dem Vorstand von Zooplus gibt dem Thema keine Priorität: „Die Nutzer teilen gerne Katzenbilder, aber das beeinflusst keine Kaufentscheidung für Tierfutter“ sagte sie der Absatzwirtschaft.
Albert Brenner hat seinen Social Media Excellence Kreis befragt, was man selbst für die wichtigsten Betätigungsfelder in Sachen Social Media in diesem Jahr sieht. Sieben Arbeitsfelder sind dabei herausgekommen und die symbolisieren den wachsenden Reifegrad von Social Media vortrefflich.
Das ist die Top7-Liste der 380 befragten SME-Mitglieder:
1. Welchen Einfluss hat Social Media auf die Customer Journey
Lassen sich die Nutzer von anderen Nutzern auf neue Produkte hinweisen? Folgen Sie Empfehlungen? Und welche Wirkung haben konkrete Verkaufsangebote? Kann man durch den Einsatz von Social Media den Preisvergleichern entgehen? Für viele kleinere Unternehmen wäre es wichtig, den ersten vor dem zweiten Schritt zu gehen und überhaupt erst einmal eine Idee von der Customer Journey ihrer Zielgruppen zu entwickeln.
2. Social Change
Möglicherweise verbirgt sich hinter diesem Punkt die größte Aufgabe für die Unternehmen. Es geht um nicht weniger, als das gesamte Unternehmen zu „sozialisieren“. Das bedeutet: Abbau von Hierarchien, Stärkung der Kommunikationskultur, Implementierung entsprechender interner Werkzeuge und die Sensibilisierung aller Mitarbeiter für den Mehrnutzen geteilten Wissens im Vergleich zum Silo. SME-Sprecher Albert Brenner meint: „Social Media wird bei vielen Unternehmen aktuell noch zu stark aus einer reinen Kommunikationsrichtung mit den Methoden des klassischen Push-Marketings entwickelt.“ Verschenktes Potential, meint der Geschäftsführer der Digital Transformation Group.
3. SocialCRM
Der wichtigste unmittelbare Nutzen von Social Media entsteht in dessen Nutzung als Support-Werkzeug. Um tatsächlich SocialCRM leisten zu können, stehen Unternehmen 2015 vor der Aufgabe, ihre Systeme zu harmonisieren und dem Social Media Team tatsächlich CRM-Daten zur Verfügung zu stellen und umgekehrt wertvolle Informationen aus Social Media in die Datenbank zu überführen.
4. Influencer Management
Werbung auf Google wird immer teurer und auch in Facebook ziehen die Klickpreise an. Was liegt also näher, als mit eigenen Inhalten dorthin zu gehen, wo bereits Reichweite existiert. Ein PR-Ansatz greift hier zwar, springt aber zu kurz. Influencer könne auch zum Beispiel über Crowdsourcing-Projekte adressiert werden oder im Rahmen eines Kundenbeirats. Die SME-Mitglieder betonen ihren Bedarf an einer ganzheitlichen Strategiemit Themenplan und dauerhaftem Beziehungsaufbau.
5. Social Business
Wie verheiratet man E-Commerce und Social Media? Nehmen einem die eigenen Fans Kaufempfehlungen nicht übel? Klar ist, dass Kundenmeinungen, Bewertungen und direkte Empfehlungen eine verkaufsfördernde Wirkung haben. Daher liegt es auf der Hand, dass Unternehmen es als oberstes Ziel erachten, diese Mechanismen bei künftigen Kaufprozessen verstärkt zu unterstützen. Das gilt sowohl für B2B als auch für Unternehmen mit Endkundenkontakt.
Aus Werbersicht spielt das Konzept der statistischen Zwillinge eine spannende Rolle. Welche Zielgruppen sind meinen Bestandskunden ähnlich und haben noch nicht gekauft?
6. Social Advertising
Die schwächelnde organische Reichweite und die Erfolgsbeispiele aktiver Werber auf Facebook und auf Twitter ziehen bei Google PPC-Budget (Pay per click) ab und verlagern dieses in die Sozialen Netzwerke. Das gilt verstärkt, da Facebook seit kurzem auch Retargeting unterstützt (Facebook Atlas). Der SME vermutet, dass die Budgetumverteilung auch zu Lasten von TV gehen könnte.
7. Social Collaboration
Dieser siebte Trend ist eine Untergruppe des Social Change. Es geht um Workflow-Werkzeuge, die sich die Tatsache zunutze machen, dass die Nutzer im Privatleben Social Media nutzen. Die Mechanismen wie Like, Kommentar, Teilen, Weiterleiten etc. werden in interne Werkzeuge umgewandelt und dienen dazu, die Wissensbasis des Unternehmens und den Austausch der Mitarbeiter untereinander zu stärken.
Tatsächlich kann man die sieben Trends unter dem Stichwort Konvergenz subsummieren. Social Media dringt in alle Bereiche des Arbeitslebens als Funktion vor, verliert aber den Stellenwert als eigenständige Disziplin. Gerade vor dem Hintergrund der Trends wie
Customer Journey und Omni Channel Management, die einen Cross-medialen Ansatz fordern, erscheint eine Trennung zwischen Digital Media und Social Media zunehmend künstlich und wenig zielführend,“ meint Professor Peter Gentsch, der Gründer des Social Media Excellence Kreises.