Der Ausgang einer US-Wahl
Das liegt laut Silver ironischerweise daran, dass Clinton in einigen US-Bundesstaaten relativ gute Umfrage-Ergebnisse hat, die traditionell republikanisch wählen. Als Beispiel nennt er den konservativen und bevölkerungsreichen Bundesstaat Texas. Falls Clinton Texas nur mit 5 Prozent Unterschied verliert statt mit 15 Prozent, bringt ihr das zwar ein Plus an Stimmen bei der Popular Vote aber es macht keinen Unterschied bei den Wahlmänner-Stimmen, dem Electoral College. Ist ein Bundesstaat verloren, ist er komplett verloren – egal wie knapp. Das macht den Ausgang einer US-Wahl so schwer berechenbar und erklärt die große Bedeutung der so genannten Swing States, also jenen Bundesstaaten, in denen ein knapper Wahlausgang zwischen Demokraten und Republikaner erwartet wird.
Hillarys Sieg: Nur eine Momentaufnahme
Mit der wichtigste Swing State ist Florida mit ingesamt 29 Wahlmänner-Stimmen. Hier führt Clinton vor Trump aktuell laut Nate Silvers Analyse mit 54 Prozent zu 46 Prozent. Ein Wert, der sich im Licht neuer Enthüllungen durchaus noch ändern kann. Insofern ist der scheinbar große Vorsprung mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent, dass Hillary Clinton gewinnt, nichts mehr als eine Momentaufnahme. Relativ kleine Veränderungen im Abstimmungsverhalten in einigen US-Bundesstaaten können das Pendel immer noch in eine andere Richtung bewegen. Zumal sich Hillary Clinton gerade in den Swing States schwerer tut, als seinerzeit Barack Obama.
Hinzu kommt, dass Donald Trump mit seiner irrationalen Art, Wahlkampf zu führen, für politische Analysten schwer einzuschätzen ist. Einen Ausgang der US-Wahlen vorherzusagen, fällt realistisch betrachtet also schwer. Die Lesart, dass Hillary Clinton einen sicheren Vorsprung vor Donald Trump hat, dürfte gerade in europäischen Medien eher Wunschdenken geschuldet sein und lässt sich mit Daten so nicht untermauern. Ähnlich war es übrigens beim Brexit. Auch da sagten die Umfragen mehrheitlich ein knappes Ergebnis voraus, während Meinungsführer und Medien einen Sieg der Bremain-Fraktion schon als so gut wie sicher ansahen. Wie das ausging, ist bekannt.