Die Ultra-Hardcore-Shopping-Zeit steht vor der Tür  

Studien zeigen: Die Deutschen wollen am Black Friday, Cyber Monday und zu Weihnachten richtig viel Geld ausgeben! Das ist gut für die Wirtschaft. Aber ist es auch gut fürs Klima?
Gift Bag, A studio photo of a shopping bag
Rund jede*r zweite Deutsche will in diesem Jahr gleich viel oder mehr Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben als im Vorjahr. (© IMAGO / Dreamstime)

Die Zeit der großen Shopping-Events steht an, namentlich der Black Friday (29. November), der Cyber Monday (2. Dezember) und Weihnachten (gemessen an den POS-Aktivitäten für Adventskalender, Lebkuchen und Dominosteine bereits seit Ende August bis mindestens Silvester). YouGov meldet in seinem Black Friday & Cyber Monday Report, dass viele Menschen an den in den USA erfundenen Hardcore-Kauf-Tagen genauso viel oder mehr Geld ausgeben wollen wie 2023.  

Für das Fest der Liebe prognostiziert eBay Advertising in seinem Weihnachtsshopping Report 2024 ein ganz ähnliches Ergebnis: Demnach will rund jede*r zweite Deutsche in diesem Jahr ebenfalls gleich viel oder mehr Geld für Weihnachtsgeschenke spendieren als im Vorjahr. Diese Meldungen passen nicht so recht zusammen mit den allgegenwärtigen Nachrichten über das sinkende Konjunkturbarometer und die allgemeine Wirtschaftsflaute. Übrigens: Ist es nicht merkwürdig, dass ausgerechnet diese ökonomischen Vokabeln immer irgendwie mit dem Klima zu tun haben?  

Das gilt erst recht fürs Konsumklima, und das, so die GfK-Prognose, könnte sich im Oktober „moderat erholen“. Nun wär’s natürlich schön, wenn sich nicht nur das Konsumklima, sondern auch das meteorologische Klima erholen würde. Damit das ansatzweise passieren kann, müssten wir alle – wenn wir schon kaufen – das Richtige bei den Richtigen kaufen. Das heißt zum Beispiel: nicht bei Temu oder Shein.  

Die, so erklären Handelsverband Deutschland (HDE) und Ibi Research in einer aktuellen Studie, fördern eine Kultur des schnellen und gedankenlosen Konsums und beförderten eine „Normalität des Wegwerfens“. Zwar darf man vom HDE sicher keine Objektivität angesichts der chinesischen Konkurrenz erwarten, aber der Verband hat recht: Manche Ware der asiatischen Versender ist so billig, dass der Kaufpreis für die Retoure zwar erstattet wird, das Produkt aber gar nicht zurückgeschickt werden muss. Es ist quasi sowieso Müll.  

Das GWA Forum Nachhaltigkeit lädt zur Diskussion 

Mal polemisch gefragt: Warum bestellen die Menschen Müll? Und zwar immer mehr? Der E-Commerce-Verband bevh meldet in seiner Verbraucherbefragung Interaktiver Handel in Deutschland für die ersten neun Monate dieses Jahres, prominente asiatische Anbieter hätten „inzwischen in vielen Kategorien führende Positionen eingenommen, was die Zahl der Bestellungen betrifft“. Das aufgelaufene Gesamtvolumen der Online-Käufe über asiatische Plattformen habe mehr als 2,1 Milliarden Euro erreicht. 

Ist den Leuten egal, wie was hergestellt wird? Zählt nur der Preis und sonst nichts? Solche Fragen treibt auch das GWA Forum Nachhaltigkeit um. Es lädt am Montag, den 21. Oktober, um 16.30 Uhr zur Online-Veranstaltung „Raus aus der Nachhaltigkeitsbubble – wie tickt der Mainstream-Konsumierende in Bezug auf Nachhaltigkeit?“ mit Jan Pechmann von BAM! Bock auf Morgen und Prof. Dr. Johanna Gollnhofer von der Universität St. Gallen. Die Teilnahme ist kostenlos, zur Anmeldung geht’s hier.  

Zum selben Thema schnell noch ein Lesetipp: Der Ökonom Philipp Lepenies schreibt in der Reihe „Economists for Future“ im Online-Magazin Makronom über Die Sache mit der Konsumentensouveränität und die vermeintliche Verbotspolitik des Staates. Der Text handelt – mal sehr stark verkürzt – vom idealisierten individuellen Konsum und davon, dass wir uns eigentlich benehmen, wie Kleinkinder, die glauben, immer und zu jedem Zeitpunkt das tun und lassen zu dürfen, was sie wollen. Was, Sie ahnen es, keine gute Idee ist. Prädikat: lesenswert! 

Second Hand im Trend 

Zum guten Schluss nochmal ein Schwenk zurück auf die Ergebnisse der bevh-Verbraucherbefragung: Die stellt nicht nur ein Wachstum der asiatischen Billigstversender fest, sondern – Achtung! – auch eine „erhebliche Bedeutung von Second-Hand-Plattformen, die zusammen fast ein Zehntel aller Bestellungen auf sich vereinen“. Ein Trend, dem Kollege Thomas Thieme in seiner absatzwirtschaft-Kolumne Impulse zur Circular Economy regelmäßig auf den Grund geht – und auf den immer mehr Händler aufspringen.  

Seit Ende August und bis Jahresende testet Ikea in Oslo und Madrid seinen Online-Gebrauchtwarenmarkt „Ikea Preowned“. Auf der Plattform können Kund*innen gebrauchte Produkte von Ikea kaufen und verkaufen. Läuft der Test gut, soll die Plattform weltweit eingeführt werden. Bleibt abzuwarten, ob Black Friday & Co. auch den Konsum auf Second-Hand-Plattformen ankurbeln. Wünschenswert wäre es allemal.  

Das HDE-Konsumbarometer erscheint jeweils am ersten Montag eines Monats. 

Das nächste GfK Konsumklima erscheint voraussichtlich am 29.Oktober 2024. 

Alle Echtzeitwarnungen zu weltweit stattfindenden Extremwetterereignisse finden Sie jederzeit unter https://www.gdacs.org/

Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!     

(vh, Jahrgang 1968) schreibt seit 1995 über Marketing. Was das Wunderbare an ihrem Beruf ist? „Freie Journalistin mit Fokus auf Marketing zu sein bedeutet: Es wird niemals langweilig. Es macht enorm viel Spaß. Und ich lerne zig kluge Menschen kennen.“