Studien der Woche: Video-Werbung wirkt, Umsatzprognose GWA-Agenturen, Internet-TV und autonomes Fahren

Marktforschung und Wirtschaft veröffentlichen täglich neue Studien, die für Unternehmen und Marketer wichtig sein können. absatzwirtschaft liefert eine Zusammenschau der wichtigsten Ergebnisse der vergangenen Woche

1. Wie Video-Werbung Nutzer beeinflusst

Online-Videowerbung wirkt. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls die Studie „Überspringen in noch 7 Sekunden“, die das Umfrage-Institut Yougov erstellt hat. Demnach nutzen 78 Prozent der Internet-User in Deutschland Videoportale wie Youtube und fast jeder Zweite (42 Prozent) gab an, zumindest manchmal Produkte aus der Online-Videowerbung zu kaufen.

Am weitesten verbreitet sind dabei so genannte Preroll-Ads, also Werbespots, die vor dem eigentlichen Video geschaltet werden und manchmal auch nach wenigen Sekunden weggeklickt werden können (daher auch der Titel der Studie). Laut der Studie werden Werbespots vor Beginn eines Videos von vier Fünfteln der befragten Nutzer (79 Prozent) „immer“ oder „häufig“ wahrgenommen. Von jedem zweiten Nutzer (47 Prozent) werden Anzeigen in den Suchergebnissen auf der Videoplattform „immer“ bzw. „häufig“ wahrgenommen. Werbung, die im Anschluss an ein Video gezeigt wird, bildet mit einem Drittel (34 Prozent) das Schlusslicht bei der Werbewahrnehmung.

Am schlechtesten kommen Spots weg, die inmitten eines Videos gezeigt werden. Die Mehrheit (79 Prozent) bewertet diese Werbeform als „mittelmäßig“ oder „schlecht“. Bei Älteren (55 Jahre und älter) ist der Anteil mit 86 Prozent besonders hoch. Am ehesten kann eine nach dem Video platzierte Werbung bei den Befragten punkten: 14 Prozent bewerten diese als „ausgezeichnet“ bzw. „sehr gut“. Jüngere (18 bis 24 Jahre) beurteilen dabei grundsätzlich Werbearten abseits des Videofensters besser als ältere Nutzer.

2. GWA-Agenturen erwarten schwächeres Wachstum für 2016

Zuerst die gute Nachricht: Um Deutschlands größte Agenturen ist es nicht schlecht bestellt. Zu diesem Schluss kommt der diesjährige Frühjahrsmonitor des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen (GWA). Dessen Mitglieder erwirtschafteten 2015 insgesamt 6,5 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr. Am stärksten konnten Agenturen zulegen, die Kunden aus der Automobilbranche haben, im Schnitt lag der Zuwachs hier bei 7,2 Prozent.  Bei Agenturen mit Kunden im Nahrungs- und Genussmittelsektor lag das Umsatzplus im Vergleich dazu bei 4,72 Prozent.

Nun die schlechtere Nachricht: Deutlich verhaltener sind die Prognosen für 2016:  Nur noch 62 Prozent der befragten Agenturen gehen 2016 von einer Umsatzsteigerung aus, während 16 Prozent mit einem Umsatzrückgang rechnen. Ein rückläufiger Optimismus seit Jahresanfang 2016 zeigt auch die Auswertung des europäischen Geschäftsklimaindexes für die deutsche Werbebranche, die erstmalig Teil des GWA-Frühjahrsmonitors ist.

3. Internet-TV erobert deutsche Wohnzimmer

Videostreaming in Deutschland boomt: Rund die Hälfte der Deutschen (46 Prozent) kann sich vorstellen, zukünftig ausschließlich über Internet-TV fernzuschauen, 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung, die das Marktforschungsinstitut TNS Infratest im Auftrag von Zattoo zum zweiten Mal in Deutschland durchführte.

Vor allem fallende Kosten für Smart-TV und Möglichkeiten zum ‚Upgrade’ vorhandener Fernseher durch günstige Streaming-Boxen tragen maßgeblich dazu bei, schreiben die Autoren. Fast jeder Dritte streamt schon heute auf dem großen Bildschirm. Zusätzlich zur Nutzung auf dem Big Screen ist ein weiterer Vorteil von Internet-TV-Angeboten die Verfügbarkeit auf weiteren Geräten. So sind PC/Laptop nach wie vor Spitzenreiter, gefolgt von Tablet und Smartphone.

4. Autonomes fahren ja, aber bitte günstig und sicher

Mehr als die Hälfte der Deutschen (50,9 Prozent) kann sich die Nutzung autonom fahrender Fahrzeuge prinzipiell vorstellen oder steht dieser neutral gegenüber (15,7 Prozent). Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage der Managementberatung Detecon in Zusammenarbeit mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Die Akzeptanz in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen liegt sogar bei rund zwei Dritteln, sinkt aber mit zunehmendem Lebensalter deutlich. Nur ein Drittel der befragten Personen (33,4 Prozent) kann sich das autonome Fahren überhaupt nicht vorstellen.

Viel Geld wollen die Befragten dafür aber nicht ausgeben. 68 Prozent der Befragten würden autonom fahrende Fahrzeuge im Rahmen von Carsharing-Angeboten unverbindlich testen. „Über Carsharing können die Hersteller die neue Technologie unter Marktbedingungen erproben und für Marktdurchdringung sorgen“, sagt Dr. Stefan Gladbach, Senior Consultant bei Detecon und Co-Autor der Studie. „Das wäre ein wichtiger Schritt, denn die große Mehrheit der Befragten lehnt einen deutlichen Aufpreis für autonome Fahrzeuge generell ab.“ Nur jeder Vierte würde einen Mehrpreis von 5.000 Euro in Kauf nehmen. Bis zu 10.000 Euro zusätzlich würden gerade mal sieben Prozent für ein Auto ausgeben wollen, das teils oder komplett autonom fährt.

Hauptgrund für die Skepsis: Die Mehrheit der Deutschen vertraut der Sicherheit nicht. 66 Prozent fürchten laut Studie technische Mängel und 56 Prozent schreckt vor allem „das Risiko, dass ein autonom fahrendes Fahrzeug gehackt werden könnte“. 63 Prozent befürchten gar, dass Cyber-Kriminelle während der Fahrt die Kontrolle über das Fahrzeug erlangen könnten. „Automobilhersteller müssen diese Ängste ernst nehmen. Die nächsten fünf bis zehn Jahre sind entscheidend. Wer bis dahin nicht das Vertrauen der Kunden in die Daten- und Betriebssicherheit des autonom fahrenden Fahrzeugs gewinnt, bleibt beim Mobilitätswandel auf der Strecke“, prognostiziert Gladbach.

(jwa)