Wer sich im Internet bewegt, kauft auch dort ein und Frauen nutzen deutlich häufiger Retouren. Das ergab eine repräsentative Umfrage von Kantar Emnid im Auftrag des Verbraucherportals „Askgeorge.com“. Unter allen Befragten geben lediglich 0,8 Prozent der Männer und 1,7 Prozent der Frauen an, nie online zu shoppen. Die Umfrage wurde vom 29. Mai bis zum 3. Juni 2019 durchgeführt und umfasst die Ergebnisse von 1051 Online-Nutzern im Alter zwischen 16 und 64 Jahren.
Bei den Rücksendungen ergibt sich ein recht unterschiedliches Bild. So geben 62,9 Prozent der männlichen Umfrageteilnehmer an, regelmäßig Waren zurückzusenden. Bei den Frauen sind mit 73,9 Prozent deutlich mehr Kundinnen bereit, Gekauftes zum Händler zurückzuschicken.
Häufigster Grund für Retouren sind Qualitätsmängel und Defekte (76,2 Prozent). Danach folgen aber schon typische Probleme des Online-Handels. Unpassende Produktgrößen (58,2 Prozent), unerwartetes Aussehen (26,4 Prozent) und nicht korrekt beschriebene Funktionen (22,3 Prozent) werden gleich danach genannt.
Die höchsten Rücksendungsquoten gibt es in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen. Hier senden fast 31 Prozent mindestens ein Viertel ihrer online bestellten Produkte wieder an den Händler zurück. Insgesamt sagen 68,3 Prozent aller Befragten regelmäßig Einkäufe zu retournieren.
Retouren erzeugen Kosten von 5,46 Mrd. Euro
Dass die Deutschen gerne im Internet bestellen und es infolgedessen auch eine hohe Retouren-Quote gibt, ist nicht neu. Wie Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bamberg bereits im Frühjahr ermittelten, wurden 2018 280 Millionen Pakete und 487 Millionen Artikel zurückgesandt worden. „Damit entstehen Gesamtkosten in Höhe von schätzungsweise 5,46 Milliarden Euro, die einerseits die Kunden durch höhere Marktpreise tragen, andererseits die Margen der E-Commerce-Händler belasten”, sagte Björn Asdecker von der Forschungsgruppe Retouren-Management der dpa.
Eine Retouren-Sendung verursache darüber hinaus im Durchschnitt 19,51 Euro Kosten, die Hälfte davon für den Transport. Zwar landeten nur vier Prozent der zurückgeschickten Artikel im Müll. Aber alles muss zunächst einmal gesichtet und bewertet werden. Immerhin 79 Prozent werden direkt wieder als A-Ware verkauft, weitere 13 Prozent als B-Ware, so die Forscher. Und drei Prozent würden an industrielle Verwerter verkauft oder an gemeinnützige Organisationen gespendet.
238.000 Tonnen CO2 pro Jahr durch Retouren
Retouren erzeugen nicht nur hohe Kosten, sondern sie belasten auch die Umwelt – laut Asdecker von der Uni Bamberg so viel wie „täglich 2.200 Autofahrten von Hamburg nach Moskau“ oder 238.000 Tonnen CO2 im vergangenen Jahr.