Das rote Kleid im Schaufenster lässt sich anklicken. Man kann das Model drehen, das Kleid in verschiedenen Farben betrachten und, wenn man möchte, in den virtuellen Einkaufswagen packen: Interaktive Schaufenster könnten zum Trend werden.
Viele stationäre Händler hoffen darauf, dass digitale Schaufenster die Kunden dazu animieren, rund um die Uhr per Touch-Bedienung einzukaufen oder sich das Angebot des Warenhauses anzusehen. Karstadt tetstet nun mithilfe des Technologieanbieters Poseidon, ob und wie sich Schaufenster zu interaktiven Point-of-Sales machen lassen.
So funktioniert es
Die Scheibe wird zum Touchscreen. Ein integrierter Beamer projiziert eine intuitiv bedienbare Nutzeroberfläche auf die Scheibe. Ein Passant geht also an einem Ladengeschäft vorbei – und plötzlich kann er in der Schaufensterscheibe die aktuelle Kollektion einer Marke sehen, sie direkt antippen, begutachten und sogar bestellen. Neben dem kompletten Warenangebot werden auch Angebote für spezielle Anlässe auf dem digitalen Schaufenster präsentiert. Ob Weihnachts- oder Karnevalsshopping: die Kaufimpulse können beliebig gesetzt werden.
Neuer Plan für neue Kundschaft
In Düsseldorf steht nun Deutschlands „fortschrittlichste Karstadt-Filiale” mit dem sogenannten Experience Store, wie in der Pressemitteilung zu lesen ist. „Regal, Schaufenster und Online-Shop verschmelzen zu einem 24/7-Kauferlebnis für Kunden. Sehen, mögen, kaufen – mit unserem digitalen Schaufenster in Düsseldorf ab sofort rund um die Uhr“, wirbt Karstadt-Projektleiter Carsten Maeskes. So können sich die Kunden am digitalen Schaufenster inspirieren lassen, sich durch das Warenangebot klicken und entweder anschließend in das Geschäft gehen oder den Warenkorb per „Beam Basket“ auf das Smartphone übertragen.
Das Sanierungsprogramm von Karstadt mit dem Namen „Fokus” ist laut Vorstand umgesetzt und könnte Grund für die neuen Investitionen in das Unternehmen sein. Im Geschäftsjahr 2015/16, dem letzten Jahr, für das das Unternehmen Zahlen vorgelegt hat, betrug der Umsatz rund zwei Milliarden Euro. Die Karstadt Warenhaus GmbH ist im Jahr 2009 aus der Insolvenzmasse der KarstadtQuelle AG hervorgegangen, als der Traditionskaufhauskonzern an den Investor Nicolas Berggruen verkauft wurde. Mittlerweile wurde das Unternehmen an die Signa Holding des österreichischen Investors René Benko weitergereicht. Der Konzern hatte im Jahr 2016, nach schlechten Jahren, seine Erwartungen für das restliche Geschäftsjahr nach oben korrigiert. Grund damals: Der erfolgreiche Start der Jubiläumsaktion zum 135. Karstadt-Geburtstag im Jahr 2016.
Ist das die Zukunft?
Die Integration an Terminals, interaktive Spiegel in der Umkleidekabine oder das digitale Schaufenster sind Brückenschläge zwischen Shop und Kunde. Eine Statistik vom Fachverband Aussenwerbung zeigt, wie die Wahrnehmung von interaktiver Außenwerbung im Jahr 2016 weiter wächst: 86 Prozent der befragten Personen gaben an, dass ihnen interaktive Außenwerbung wie zum Beispiel QR-Codes auf Plakaten oder Bildschirmen bekannt beziehungsweise schon einmal aufgefallen sind.
Gerade die jüngere Zielgruppe zwischen 18 bis 30 Jahren scheinen interaktive Werbung zu schätzen.
Andere Anbieter, andere Schaufenster-Möglichkeiten
Gibt es neue Ideen in Sachen Werbemöglichkeiten, entstehen in kürzester Zeit Firmen, die sich darauf spezialisieren. So verbindet die interaktive Window Shopping Firma Ameria Bewegtbild, Außenwerbung, PoS, Gaming-Elemente und Beacon-Technik miteinander. Das Startup Fluur schafft interaktive Schaufenster, die von Passanten mit einem Smartphone gesteuert werden können.
Für den Handel kann der Ausbau der Schaufenster ein neuer Weg in die Zukunft sein. So lässt sich die Digital- und Realwelt miteinander verbinden. Ob Karstadt durch die innovative Idee ein Wachstumsschub gelingt, bleibt abzuwarten.