Die Botschaft ist unmissverständlich: „Klimabezogene Risiken, deren Auswirkungen und die Reaktion eines börsennotierten Unternehmens auf diese Risiken können die finanzielle Leistungsfähigkeit dieses Unternehmens erheblich beeinflussen.“ So begründet die amerikanische Börsenaufsicht SEC, warum sie Konzerne zur Offenlegung von Klimarisiken zwingen will. Das Ziel: Investoren sollen besser einschätzen können, wie sie ihr Geld anlegen.
Es ist eine Initiative, die in Deutschland bislang erstaunlich wenig thematisiert wurde – besitzt die SEC doch eine ungeheure Macht über die Märkte und ist für die strenge Umsetzung ihrer Regeln bekannt und gefürchtet. Auch große deutsche Unternehmen wären betroffen, sofern sie an der Wall Street notiert sind. Und das bereits in zwei Jahren, wenn über das Geschäftsjahr 2025 berichtet wird.
Gefordert werden detaillierte Angaben zu Klimarisiken für Strategie, Geschäftsmodell und Perspektiven; zu den Kosten von Unwetterereignissen und zum direkten und indirekten Ausstoß von Treibhausgasen (Scope eins und zwei). „Angesichts des großen Umfangs der geforderten Information sollten Unternehmen jetzt beginnen, sich vorzubereiten“, mahnt die Unternehmensberatung PwC in einem kompakten Überblick über das Regelwerk. Das komplette Papier, das atemberaubende 885 Seiten umfasst, finden Sie bei Bedarf hier; der SEC-Verwaltungsrat hat es im März verabschiedet. Zahlreiche republikanisch geführte Bundesstaaten sowie einige betroffene Unternehmen haben daraufhin Klage erhoben, ein Gericht hat das Inkrafttreten der Vorschriften vorerst gestoppt. Ein Sturm im Wasserglas also?
Nicht einmal Donald Trump wird Investoren trotzen
Nein – denn so oder so geht von der Initiative Signalwirkung aus: Nachhaltigkeit ist kein „Nice to have“, sondern ein Muss für jedes Unternehmen, das sich – auch mit Blick auf den Kapitalmarkt – zukunftsfest aufstellen will. Sich darauf zu verlassen, dass Politiker*innen wie Donald Trump das Rad zurückdrehen werden, wäre nicht nur verantwortungslos, sondern auch riskant. Investoren haben gerade in den USA großen Einfluss – und ein virulentes Interesse an maximaler Transparenz. Eine soeben veröffentlichte Studie des Leibniz Institute for Financial Research SAFE zeigt: Unternehmen, die sich einen „grünen“ Namen geben, sind am Aktienmarkt besonders erfolgreich – aber nur dann, wenn längerfristig auch das Geschäftsmodell stimmt. Greenwashing lohnt sich also nicht.
Weltbank vergibt Aufträge nach grünen Kriterien
Regulatorik, Druck von Investoren – auf nüchterne Fakten wie diese sollten sich Marketer*innen berufen, wenn sie im Unternehmen für eine nachhaltige Produkt- und Kommunikationsstrategie eintreten. Knallharte Regeln und wirtschaftliche Interessen motivieren eine Geschäftsführung erfahrungsgemäß mehr als moralische Appelle und oder der Verweis aufs Image.
Umgestellt hat auch die Weltbank, die Aufträge im Rahmen ihrer zahllosen Projekte neuerdings nicht mehr auf Basis des günstigsten Preises vergibt. Zu den neuen Ausschreibungskriterien zählen beispielsweise ein grüner Materialeinsatz, Dekarbonisierung und Management der Wertschöpfungsketten. „Deutsche Firmen profitieren von der Reform“, urteilt die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing GTAI. Zumindest dann, wenn sie – auch ökologisch – Qualität anbieten.
Auf Heller und Pfennig: der Beitrag zum Gemeinwohl
Die Suche nach grünen Belohnungssystemen läuft durchaus auch innerhalb der Wirtschaft, wie die Flut von Nachhaltigkeitssiegeln und -zertifizierungen zeigt. Einen interessanten neuen Ansatz verfolgt der frühere Biobauer Christian Hiß mit seiner „Regionalwert-Leistungsrechnung“, mit deren Hilfe Landwirt*innen ihren Beitrag zum Gemeinwohl konkret beziffern können. Ein auf der Homepage aufgeführter Musterhof kommt auf Nachhaltigkeitsleistungen im Wert von 136.184 Euro jährlich. Eindrucksvoll – und ein gutes Argument für Premium-Preise. Und womöglich auf andere Branchen übertragbar?
Motivation per Currywurst, Pommes und Pils
Noch bis zum 12. April kann man sich für eine Prämie der besonderen Art bewerben, um den Brownfield Award, einem „Preis für Schweiß, harte Arbeit und gute Ideen“. Worum geht’s? Um die besten Konzepte für Flächenrecycling, genauer: um die Neunutzung und Wiederaufarbeitung verfallener Gebäude, Brachen und altlastenverseuchter Grundstücke. Feiern wird die handfeste Branche stilecht in einer Fabrikruine; die Verantwortlichen versprechen Currywurst, Pommes und Pils sowie „ein derbes Schulterklopfen statt eines lahmen Händedrucks“. Wenn das nicht motiviert.
Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!