„Die Menschen sollen wissen, wofür die Marke Renault steht“

Emmanuel Guiffault ist neuer Marketingvorstand bei Renault Deutschland. In unserer Interview-Reihe spricht er über seine Pläne für den Autobauer und verrät, was deutsche von französischen Fußgängerampeln unterscheidet.
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Für Emmanuel Guiffault fühlt sich der neue Job an, wie „auf einen fahrenden ICE gesprungen“. (© Renault, Montage: Olaf Heß)

Herr Guiffault, bitte fassen Sie Ihre ersten 99 Tage als Marketingvorstand bei Renault in einem Satz zusammen.

Es fühlt sich an, als ob man auf einen fahrenden ICE gesprungen ist, der gerade eine kurvenreiche Strecke fährt. Renault setzt in dieser eh schon herausfordernden Zeit auf eine neue Strategie, die ein neues Produktportfolio beinhaltet, bei der es um Value statt Volumen geht und die die Eroberung völlig neuer Kundengruppen vorsieht.

Welchen Eindruck haben Sie in den ersten Wochen vom Unternehmen gewonnen?

Obwohl ich schon seit Jahren im Konzern arbeite – zuletzt in der französischen Zentrale – fühlt sich es sich so an, als hätte ich bei einem ganz neuen Unternehmen angefangen. Ich bin im September zu Renault Deutschland gewechselt. Auch hier lokal fand und findet immer noch ein starker Kurswechsel statt. Nicht nur, dass sich die Vertriebsstrategie geändert hat. Kurz vorher ist der Hauptsitz der Renault Deutschland AG nach 64 Jahren am Standort Brühl nach Köln Mülheim gezogen in ein neues, hoch modernes Bürogebäude. Das Arbeitsmodell ist zukunftsweisend und setzt insbesondere auf flexible Arbeitsweisen und Raum für Kreativität. Daher hat sich sicherlich nicht nur bei mir das Gefühl eines völligen Neustarts breit gemacht, sondern eben auch im gesamten Unternehmen.

Was hat Sie in Deutschland am meisten überrascht?

Die Geschwindigkeiten auf der Autobahn: Natürlich wusste ich, dass es auf vielen Autobahnen kein Tempolimit in Deutschland gibt, aber ich dachte, dass es aus Sicherheits- und Umweltschutzgründen nur noch wenige Strecken betrifft.

Mit welcher Hürde hatten Sie so nicht gerechnet?

Die schwierige Wirtschaftslage scheint in Deutschland noch präsenter zu sein. Uns erreichen viele schlechte Nachrichten von der deutschen Konkurrenz. Dazu kommt die wirtschaftliche Rezension. Und auch politische Zweifel wie die Finanzierung der Energiewende führen zu einer globalen Unsicherheit.

Wie unterscheidet sich die Unternehmenskultur bei Renault von der in Ihren früheren Wirkungsstätten?

Die formale Herangehensweise in Deutschland unterscheidet sich sehr stark von dem, was ich aus Frankreich kenne. Hier läuft alles sehr strukturiert und geregelt. Das ist auf der einen Seite natürlich gut, auf der anderen Seite nimmt es uns die Flexibilität bei unseren unternehmerischen Entscheidungen. Ich möchte hierfür ein Bild als Vergleich nutzen: In Frankreich gehen die meisten

Menschen bei Rot über die Ampel, wenn kein Auto kommt. In Deutschland wartet man dennoch, bis das grüne Licht aufleuchtet…

Was waren Ihre ersten Veränderungsmaßnahmen?

Eines meiner ersten Anliegen war es, die Besonderheiten des deutschen Marktes kennenzulernen. Renault ist eine globale Marke, die aber auch auf dem deutschen Markt zu Hause ist. Die Veränderungen gibt schon die neue Strategie vor, darum musste ich mich also erst einmal nicht kümmern.

Welche weiteren Pläne haben Sie für das Unternehmen und die Marke Renault?

2024 zünden wir ein wahres Feuerwerk an neuen Produkten. Wir bringen insgesamt sechs neue Modelle auf den Markt. Neben dem Renault Rafale, einem SUV Sport Coupé und dem rein elektrischen Renault Scenic, freuen wir uns besonders auf die Premiere des ebenfalls elektrischen Renault 5 – ein klassenloses und cooles Auto, auf das man gespannt sein darf.

Das Ziel ist es dann, unsere Kunden davon zu überzeugen, dass die Produkte der Konkurrenz in nichts nachstehen. Wir bieten beispielsweise eine Mensch-Maschine-Schnittstelle mit Google-Integration, die zum Besten gehört, was es auf dem Markt gibt.

Was waren auf diesem Weg die ersten konkreten Schritte?

Auf der IAA in München haben wir bereits den neuen Scenic E-Tech Electric enthüllt, der Anfang 2024 in den Handel kommt. Außerdem wurde der Rafale gezeigt, unser neues Flaggschiff, das mit einem 300 PS starken Plug-In-Hybridabtrieb kommen wird. Aktuell dreht sich alles um die Planung der Weltpremiere des neuen Renault 5, der auf dem Genfer Autosalon im Februar 2024 enthüllt wird.

Wenn Sie sich etwas wünschen könnten: Was soll man einmal über die Kombination Emmanuel Guiffault und Renault sagen?

Mein persönlicher Wunsch wäre es, dass ich das Markenprofil nachhaltig schärfen kann und die Menschen durch meinen Beitrag wissen, wofür die Marke Renault steht.

Das Interview wurde schriftlich geführt

Anna Lena Hartmann (alh, Jahrgang 1997) ist seit August 2023 Werkstudentin bei der absatzwirtschaft. Im grünen Herzen Deutschlands aufgewaschen, lebt sie nun aufgrund ihres Germanistikstudiums in Leipzig. Zuvor verbrachte sie einige Jahre an der juristischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Ihr breites Wissens- und Interessenspektrum betrifft Themen wie Sport, Wirtschaft und Gesundheit.