Inder und Deutsche arbeiten eng zusammen
Gleich mehrere Initiativen arbeiten an einer Vernetzung der indischen und der deutschen Gründerszenen: das „Start-up Europe India Network“ (SEIS) etwa, „Start Hubs Asia Berlin“ oder der Bundesverband Deutsche Start-ups. „Deutschland ist sehr stark in der Produktentwicklung, aber es mangelt an IT-Talenten und in der Phase des Übergangs ins digitale Zeitalter hinken wir teilweise noch hinterher“, erklärt Angela De Giacomo, Gründerin von Wundernova und Indien-Koordinatorin im Bundesverband Deutsche Start-ups. Indien könne genau diese Punkte hervorragend ausgleichen. Andererseits sei das Land bei der Produktentwicklung nicht so weit vorn wie Deutschland. „Eine Zusammenführung von deutschen Hardware- und indischen Software-Unternehmen und Start-ups könnte daher sehr spannend sein.“ Tatsächlich bringen auch indische Entwickler zunehmend innovative Produkte hervor – besonders zu sogenannten „Indian-centric problems“ wollen Gründer eigene Lösungen vorlegen. Forus Health zum Beispiel – einer der innovativsten Player im Gesundheitsmarkt. Das Unternehmen hat einen besonders günstigen und schnellen Augenscanner entwickelt, mit dem sich in weniger als fünf Minuten Augenkrankheiten erkennen lassen.
Jede Menge Absatzchancen
Auch deutsche Start-ups interessieren sich für diese Entwicklungen – um ihre eigenen an den Mann zu bringen. Denn Indien bietet auch neben seinen eigenen Produkten noch jede Menge Absatzchancen. Coolar etwa hat einen Kühlschrank entwickelt, der ausschließlich über Wärme betrieben wird. Das Produkt ist für die Pharma- und die Gesundheitsindustrie gedacht, zum Lagern von Medikamenten. Gerade in Indien mit seiner ländlichen Infrastruktur herrsche ausreichend Bedarf dafür, sagt Co-Gründer Christoph Göller. Coolar nahm daher im Oktober 2016 am ersten Indo-German Start-up Bootcamp teil. „Vor allem der Austausch mit den indischen Teilnehmern war sehr hilfreich“, sagt Göller. „Einer der Gründer arbeitet auch mit Kältetechnik und erklärte uns, wie das Vertriebsnetz funktioniert, wie viel die Menschen überhaupt für Kühlsysteme ausgeben und welche anderen Hürden es gibt.“
Allerdings ist der indische kein einfacher Markt. Peat konnte das bereits feststellen. Das Start-up aus Hannover hat eine Software entwickelt, die Pflanzenschäden über das Smartphone erkennt. In einer fortlaufend wachsenden Datenbank sammelt es Definitionen und Behandlungsmöglichkeiten. „Was wir uns leichter vorgestellt haben, war die Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen. Es herrscht ein Misstrauen gegenüber Lösungen aus dem Ausland. Gelernt haben sie dabei vor allem eins: „In Indien ist es wichtig, dass man jemanden findet, der so eine Art ‚Godfather‘ wird – ein Wissenschaftler, Investor oder Ähnliches, der einen weiterempfiehlt und ein Netzwerk hat.“ Bei Peat hat diese Rolle das UN-Forschungsinstitut Icrisat eingenommen. Aber auch der Austausch mit anderen Gründern sei wichtig. „Es gibt viele, die in der Landwirtschaft was ändern wollen. Lokales Wissen und tiefes Verständnis für Abläufe trifft dann auf eine globale Perspektive. Das kann sehr fruchtbar sein, für beide Seiten.“