Weitere kritische Punkte sind mangelnde oder unzureichende digitale Schnittstellen, beispielsweise für die Übertragung von Daten an Zulieferer (37 Prozent), Bedenken hinsichtlich der IT-Sicherheit (36 Prozent), sowie der notwendige Wandel in der Unternehmenskultur (35 Prozent). „Deutschlands Familienunternehmen müssen bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse und ihrer Infrastruktur schnell sein“, sagt Stefan Bender, Leiter Firmenkunden Deutschland bei der Deutschen Bank. Für die Studie mit dem Schwerpunkt Digitalisierung befragte das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn Unternehmen mit mindestens 50 Millionen Euro Jahresumsatz. „Durch die Digitalisierung werden in vielen Branchen die Karten neu gemischt. Der Innovationsdruck auch auf führende Unternehmen in Deutschland steigt“, erläutert Bender.
Auch der Staat ist gefragt
Fast jedes dritte große Familienunternehmen sieht die Verfügbarkeit digitaler Infrastruktur als Hürde für die eigene Digitalisierung (32 Prozent). Also ist auch der Staat gefragt: Familienunternehmen brauchen für eine erfolgreiche Digitalisierung gigabitfähige Breitbandversorgung am heimischen Standort. So wird die Verfügbarkeit der digitalen Infrastruktur von fast jedem dritten großen Familienunternehmen als Hürde für die eigene Digitalisierung genannt (31,6 Prozent). Immerhin 34,1 Prozent der Unternehmen geben an, dass die mangelnde Internetverbindung am Standort ihre Leistungsfähigkeit beschränkt. Es gilt daher, Maßnahmen zu ergreifen, die den Breitbandausbau zügig vorantreiben.
Dienstleistungssektor ist überproportional stark
Die meisten Unternehmen wollen ihre Investitionen in die Digitalisierung deshalb bis 2019 auf durchschnittlich etwa drei Prozent des Umsatzes erhöhen – gegenüber 2016 ein Anstieg von fast 40 Prozent. Dabei setzen sie unter anderem auf Big Data: 58 Prozent erwarten für 2019, dass die Nutzung großer Datenmengen für das Geschäft eine hohe Bedeutung haben wird – 2016 spielte dies nur für 28 Prozent eine wichtige Rolle. Betrachtet man den Vernetzungsstatus sowie das zukünftige Vernetzungspotenzial nach Branchen, so wird deutlich, dass vor allem der Dienstleistungssektor überproportional stark, Industrie und Handel hingegen weniger stark vernetzt sind. Ein umgekehrtes Bild zeigt sich beim Blick auf die zukünftigen Vernetzungschancen. Gerade die Industrie ist sich bewusst, dass sie ihr Vernetzungspotenzial noch nicht gänzlich ausgeschöpft hat. Der Dienstleistungssektor erzielt den höchsten Nutzen der Digitalisierung aus dem direkten Zugang zum Kunden. Die Vernetzung mit Zulieferern ist für sie hingegen unwichtig. Es erstaunt daher nicht, dass sie (sehr) hohes Potenzial für die weitere Vernetzung mit Kunden (83,7 Prozent) sehen. Auch Big Data, das etwa beim Aufbau und Vertrieb der Produkte und Dienstleistungen genutzt werden könnte, hat für diese Gruppe aktuell bereits die höchste Bedeutung (39,5 Prozent) aller Nutzenklassen. Im Hinblick auf die Unternehmensgrößenklassen sind Unternehmen mit 1.000 und mehr Mitarbeitern am stärksten vernetzt. Auch steigt mit zunehmender Unternehmensgröße kontinuierlich das empfundene Potenzial zur weiteren Vernetzung.
Zur Studie: Im Auftrag der Deutschen Bank und des BDI hat das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn von März bis Mai 2017 die Entscheider von 312 Familienunternehmen mit mindestens 50 Millionen Euro Jahresumsatz befragt. Im Durchschnitt erwirtschafteten diese Unternehmen im vergangenen Jahr 307 Millionen Euro Umsatz und beschäftigten 1.488 Mitarbeiter. Die Ergebnisse sind Bestandteil der jährlichen Befragung „Die größten Familienunternehmen in Deutschland“.