Die Geschichte hinter dem Markennamen Nintendo

Nintendo hat die bekanntesten Videospiele herausgebracht. Doch die Geschichte der japanischen Marke startete nicht erst mit dem Gameboy.
Mit dem Gameboy und dem Spiel „Tetris“ landete Nintendo 1989 seinen bis dahin größten Erfolg. (© Nintendo (Montage: Olaf Heß))

Die Marke Nintendo ist genau einhundert Jahre älter als der Gameboy, den die meisten Menschen mit der Markenhistorie in Verbindung bringen. Yama­uchi Fusajirō gründete 1889 eine Spiel­karten­manufaktur in Kyoto, die zunächst ausschließlich Karten für das traditionelle Hanafuda-Spiel produ­zierte, ein beliebtes Kartenspiel mit ­Blumenmotiven.

Es war eine Zeit des Aufbruchs nach Abschaffung der alten feudalen Strukturen und der Neuorganisation von Staat und Gesellschaft nach westlichem Vorbild in der sogenannten Meiji-Restauration. Als kleinen kulturellen Gegenpol zur schnellen Verwestlichung der Gesellschaft gaben sich viele neu gegründete Unternehmen bewusst althergebrachte, symbolische Namen. Das machte auch der junge Fusajirō. Er wählte den Namen: Nintendo, bestehend aus drei japanischen Schriftzeichen: 任 nin für „Pflicht“, 天 ten für „Himmel“ und 堂 dō für „Tempel“. Zusammen bedeutet dies so viel wie „Lege das Glück in die Hände des Himmels“.

Dabei sei angemerkt, dass das Hana­fuda-Spiel in Japan nicht immer einen guten Ruf hatte, weil es Menschen in den Ruin und nicht selten in den Suizid getrieben hat. Trotzdem – oder gerade deshalb – war es sehr populär. Nintendo wurde schnell groß und bald zum Marktführer. Als der Schwiegersohn des Gründers 1929 die Führung des Unter­nehmens übernahm, förderte dieser die Ausweitung des Sortiments auf andere Spielkarten.

Nintendo versuchte sich an anderen Produkten

Es folgten auch vorübergehende Aus­flüge der Marke in völlig andere Geschäftsbereiche, wie Taxiunternehmen und den Vertrieb von Instant-Reis. Diese waren aber nicht von Erfolg gekrönt und wurden schnell wieder aufgegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es aber mit den Karten weiter bergauf, und die Marke begann verstärkt, ihre Produkte zu exportieren. Als in den 50er-Jahren das Geschäft mit den Hanafuda-Karten zu schwächeln begann, erwarb Nintendo eine Lizenz von Disney für die Verwendung von Disney-Motiven auf seinen Spielkarten, was zu einem großen Erfolg wurde.

Den entscheidendsten Entwicklungsschritt des Unternehmens markiert der Einstieg in den Spielzeugmarkt Ende der 60er-Jahre. Früh widmete sich das Unternehmen dabei dem entstehenden Markt für Videospiele. Dazu zählte die Herstellung von Arcade-Spielen für Auto­maten, die hauptsächlich in Spielhallen standen, und fernsehbasierten Kopien amerikanischer Spielkonsolen, die ohne austauschbare Module aus­kamen. 1977 folgten die ersten eigenen Konsolen von Nintendo, wobei die notwen­digen Mikroprozessoren von ­Mitsubishi dazugekauft wurden.

Der internationale Erfolg der Konsolen war so groß, dass das Unternehmen ­einen Sitz in den USA aufbaute; 1979 zunächst in New York und ab 1982 in ­Redmond bei Seattle im Bundesstaat ­Washington. 1983 gründete das Unternehmen eine weitere Niederlassung in Kanada und ging im gleichen Jahr in Tokio an die Börse.

Gameboy: Der größte Erfolg für Nintendo

Durch eine Erfindung des Spiele­entwick­lers Gunpei Yokoi landete Nintendo 1989 seinen bis dahin größten Erfolg: der Game­boy und das Spiel „Tetris“. Seine Handlichkeit und hohe Batterielaufzeit sowie eine steigende Auswahl an hochwertigen Spielen machten den Gameboy zum Inbegriff der Handheld-Kon­sole. Der Name Gameboy wird bis heute als Synonym für mobile elektronische Spielgeräte genutzt. Konkurrenzpro­dukte wie der ­Sega Game Gear oder der Atari Lynx ­waren zwar technisch besser ausgestattet, ­jedoch deutlich teurer und konnten die Vormachtstellung Nintendos auf dem mobilen Videospielmarkt nicht gefährden.

Nintendo setzte früh auf die Rekrutierung und Förderung guter Spieleentwickler, wie Shigeru Miyamoto, dem das Unternehmen weltbekannte Spiele wie „Super Mario“, „Donkey Kong“ und „The Legend of Zelda“ verdankt. Mit Konsolen wie der Nintendo DS und der Wii konnte Nintendo neue Zielgruppen erschließen. Sonys PlayStation und die Xbox von Microsoft wurden für Nintendo in den 2000er-Jahren zu einer ernsthaften Konkurrenz. Sie überflügelten Nintendo im Bereich der stationären Konsolen. Bis heute ist das Unternehmen allerdings weiterhin Marktführer im Bereich der Handheld-Geräte. Neben dem Stammsitz in Kyoto gibt es derzeit weltweit sechs weitere Standorte, von denen aus das Unternehmen geführt wird. Die Europazentrale (Nintendo of Europe) befindet sich in Frankfurt am Main.

Nintendo ist eine alte Marke mit immer wieder neuen Ideen und Inhalten. Ein Thema zieht sich allerdings seit jeher durch: der Glaube an den Spieltrieb des Menschen.

Dr. Bernd M. Samland ist Gründungsgeschäftsführer von Endmark und verantwortet seit 30 Jahren die Entwicklung von mehr als 2000 Markennamen. Er ist Fachbuchautor sowie Lehrbeauftragter und Gastdozent an mehreren deutschen und österreichischen Hochschulen. Sein Buch zur Kolumne titelt „Warum heißt die Marke so“ und ist mit einhundert der besten Storys zu bekannten Markennamen bei Heel / dfv erschienen.