Die Geschichte hinter dem Markennamen Mercedes 

Diese Marke ist der weibliche Stern am männlichen Autohimmel. Wie sie vor mehr als 120 Jahren zu ihrem Namen kam, erzählt unser Kolumnist.
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Der Name Mercedes ist die Kurzform von María de las Mercedes (auf Deutsch „Maria voller Gnaden“). (© Mercedes-Benz/Montage: Olaf Heß)

Die meisten Menschen, die sich für Autos interessieren, wissen, dass Mercedes ein spanischer Mädchenname ist und die Tochter eines frühen Daimler-Autohändlers so hieß. Aber wie kam es dazu, dass die 1889 geborene Mercédès Adrienne Ramona Manuela Jellinek zur Namenspatin einer der bekanntesten und wertvollsten Automarken der Welt wurde? 

Ihr Vater, der Diplomat Emil Jellinek, interessierte sich schon früh für Motoren und die ersten Automobile. Er lebte als österreich-ungarischer Konsul seit 1893 in Monaco und kaufte 1897 sein erstes Auto von der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG). Es sollte nicht bei einem Auto bleiben, und in der Folge nahm er mit seinen Fahrzeugen mit großer Leidenschaft an Rennen teil. 

Am 21. März 1899 erzielten zwei 12 PS starke Daimler-Phönix-Rennwagen einen Doppelsieg – übrigens mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 32 und 35 km/h. Einen der Siegerwagen hatte Emil Jellinek unter dem Pseudonym Monsieur Mercédès angemeldet. 

Rennerfolge machen den Namen Mercedes bekannt 

Jellinek war gut vernetzt mit der Hautevolee der Côte d’Azur und versprach sich ein gutes Geschäft mit dem Handel von Automobilen, unterstützt von seinen Rennerfolgen. Deshalb bestellte er im April 1900 gleich 36 Daimler-Wagen und verlangte den Schriftzug „Mercedes“ auf dem Kühler. Dem kam Daimler ohne Widerspruch nach, handelte es sich doch um ein Drittel der Jahresproduktion.  

Mit diesen Autos, die ab Dezember geliefert wurden, erzielte Jellinek schnelle Verkaufs- und weitere Rennerfolge. Der Sieg bei der Rennwoche von Nizza 1901 machte den Namen Mercedes weit über die Côte d’Azur hinaus bekannt, sodass auch Daimler das Potenzial des Namens erkannte und ihn am 23. Juni 1902 als Warenzeichen anmeldete und fortan die meisten Pkws mit diesem Namen herstellte. Die Anmeldung erfolgte für „Explosionsmaschinen, wie Gas-, Petroleum-, Benzin- und andere Ölmotoren, sowie Teile dieser Maschinen, Fahrzeuge jeder Art, einschließlich Fahrräder“ in den Warenklassen 7 und 12. Später folgten weitere Markenanmeldungen in vielen Varianten, Ländern und Markenklassen. 

Funfact am Rande: Emil Jellinek war selbst so begeistert von dem Erfolg des Namens Mercedes, dass er die Änderung seines Namens in Jellinek-Mercédès beantragte, was aufgrund seiner vorausgegangenen Rennerfolge unter dem entsprechenden Pseudonym im Juni 1903 auch genehmigt wurde. Emil Jellinek-Mercédès ist somit wahrscheinlich der einzige Vater, der den Namen seiner Tochter angenommen hat. 

Stern als Markenzeichen eingetragen 

1909 folgte der Eintrag des Sterns als weiteres Markenzeichen. 1926 schlossen sich die Daimler-Motoren-Gesellschaft und Benz & Cie. zur Daimler-Benz AG zusammen, und ihre Autos trugen von da an den Namen Mercedes-Benz. 

Der Name Mercedes selbst ist sehr katholisch. Es ist die Kurzform von María de las Mercedes (auf Deutsch „Maria voller Gnaden“). Das spanische Wort „merced“ heißt auf Deutsch so viel wie „Gnade“ oder auch „Barmherzigkeit“. Mercedes bedeutet daher so viel wie „die Gnadenreiche“ oder auch „die Begnadete“. 

Trotz des weiblichen Vornamens verwendet man im Deutschen seit jeher die maskuline grammatische Form, wenn man vom Auto spricht. Es heißt stets „der“ Mercedes – im Gegensatz beispielsweise zu „die“ Corvette oder „die“ Isetta. 

Der Firmenname dahinter hat bekanntermaßen im Laufe der Zeit ein paar Umwege bis hin zum vorübergehenden Fusionsnamen DaimlerChrysler (1998 - 2007) genommen. Nach Ausgliederung der Daimler Truck AG (2021) firmiert das Unternehmen heute als Mercedes-Benz Group AG. 

Die namensgebende Dame, Mercédès von Weigl, geborene Jellinek, geschiedene von Schlosser, verstarb übrigens am 23. Februar 1929 in Wien, ohne jemals ein Auto besessen zu haben. 

Samland-Score: 6 von 7 


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Dr. Bernd M. Samland ist Gründungsgeschäftsführer von Endmark und verantwortet seit 30 Jahren die Entwicklung von mehr als 2000 Markennamen. Er ist Fachbuchautor sowie Lehrbeauftragter und Gastdozent an mehreren deutschen und österreichischen Hochschulen. Sein Buch zur Kolumne titelt „Warum heißt die Marke so“ und ist mit einhundert der besten Storys zu bekannten Markennamen bei Heel / dfv erschienen.