Die Geschichte hinter dem Markennamen Erdal 

Die Marke ist der Froschkönig unter den Schuhcremes: Das Tier im Logo hat zum einen etwas Märchenhaftes, zum anderen etwas Royales, und die glänzende und schützende Haut des Frosches schafft eine Verbindung zum Produkt.
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Die Marke Erdal wurde 1901 als Wortmarke eingetragen. (© Wikipedia, Montage: Olaf Heß)

Die Marke Erdal hat eine lange Vorgeschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht: Der Küster und Glöckner der Kirche St. Quintin in Mainz, Wolfgang Franz Xaver Werner, stellte nebenberuflich Kerzen für den kirchlichen Gebrauch her. Einer seiner Nachfahren, Adam Lorenz Werner, gründete aus dieser Familientradition heraus 1837 eine Wachszieherei. Seine Nachfahren wiederum nahmen 1887 Georg Mertz als Teilhaber auf, woraufhin der Firmenname in Werner & Mertz geändert wurde. 

Allerdings machte die zunehmende Elektrifizierung Ende des 19. Jahrhunderts den Kerzenverkauf schwieriger, sodass man sich nach neuen Einnahmequellen umsah. Der Chemiker Adam Schneider, Urgroßvater des heutigen Inhabers, kam auf die Idee, auf der Basis von Wachs eine Schuhcreme zu entwickeln. Bis dahin wurden Schuhe in der Regel mit einer Wichse aus Melasse und Ruß geputzt, was dem Leder nicht immer guttat. 

Name Erdal entstammt der Mainzer Mundart 

Gesagt, getan. Nach verschiedenen Experimenten hatte man eine neuartige und vor allem auch pflegende Schuhcreme entwickelt, zunächst in Schwarz für schwarze Schuhe, später auch für braune Schuhe und andere Farben. Am 28. September 1901 konnte Rudolf Schneider, Sohn des kurz zuvor verstorbenen Adam Schneider, für die Schuhcreme die Wortmarke Erdal eintragen lassen. 

Der Name entstammt der Mainzer Mundart. Das Unternehmen hatte damals seinen Sitz in der Erthalstraße in der Mainzer Neustadt, benannt nach dem Kurfürsten und Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal. Die Mitarbeiter pflegten zu sagen: „Isch geh bei de Erdal schaffe.“ 

Die Marke Erdal wuchs dank der Qualität ihrer Produkte und ihrer innovativen Marketingstrategien schnell. Ein Schlüsselelement ihres Erfolgs war der berühmte Erdal-Frosch. Erst grün und später rot, dient er heute noch als aufmerksamkeitsstarkes Markenzeichen, um die Marke im Bewusstsein der Verbraucher zu verankern. Der Frosch mit Krone, also eigentlich der Froschkönig, hat zum einen etwas Märchenhaftes, zum anderen etwas Royales, und die glänzende und schützende Haut des Frosches schafft eine Verbindung zum Produkt.  

400-Kilo-schweres Frosch-Denkmal auf dem Dach 

2001 wurde dem Frosch zum hundertjährigen Jubiläum der Marke ein 400 Kilogramm schweres Denkmal auf einem Lagergebäude des Mainzer Werks gesetzt. Schließlich war der Frosch Eyecatcher und Namensgeber einer weiteren eigenen Marke der Werner & Merz GmbH für umweltfreundliche Reinigungsmittel – aber das ist eine andere Markengeschichte. 

Erdal selbst war Vorreiter auf dem Feld der Schuhpflege in vielerlei Hinsicht: 1919 kam die erste Schuhcreme in der Tube von Erdal; 1948 gab es den Drehhebel zum einfacheren Öffnen der Blechdose und 1980 kam das Selbstglanzmittel mit Schwammkopf auf den Markt. Danach folgte 1991 der vorgetränkte Schuhschwamm Erdal 1-2-3-Glanz. Heute hat die Marke in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von 95 Prozent und wird in über 25 Länder, primär in Süd- und Osteuropa, vertrieben. 

Das Unternehmen Werner & Mertz befindet sich immer noch – inzwischen in der fünften Generation – in Familienbesitz unter familiärer Leitung. Die hat im Jahr 2000 Reinhard Schneider von seinem Vater Hermann übernommen. Seitdem wurden neue Gebäude und Produktionsstätten in Mainz gebaut, mit innovativen Energie- und Nachhaltigkeitskonzepten inklusive vertikaler Windkraftanlagen auf dem Dach. Auch im Produktportfolio hat man in Mainz der veränderten Schuhmode, beispielsweise durch Sneaker-Waschmittel und -Reiniger Rechnung getragen.  So ist die alte Marke auch nach 125 Jahren weiter für die Zukunft gerüstet. 

Dr. Bernd M. Samland ist Gründungsgeschäftsführer von Endmark und verantwortet seit 30 Jahren die Entwicklung von mehr als 2000 Markennamen. Er ist Fachbuchautor sowie Lehrbeauftragter und Gastdozent an mehreren deutschen und österreichischen Hochschulen. Sein Buch zur Kolumne titelt „Warum heißt die Marke so“ und ist mit einhundert der besten Storys zu bekannten Markennamen bei Heel / dfv erschienen.