Die Geschichte hinter dem Markennamen Erasco 

Zwei Frauen haben dieser Marke den Weg bereitet: als Gründerin und später dann als Namenserfinderin.
Erasco Name
Die Dose bildet auch über 150 Jahre nach Firmengründung den Markenkern von Erasco. (© GBFoods)

Zwei Frauen haben dieser Marke den Weg bereitet: als Gründerin und später dann als Namenserfinderin. Die Dose bildet auch mehr als 150 Jahre nach Firmengründung den Markenkern von Erasco. 

Der Name Erasco klingt nicht nur irgendwie spanisch, er ist es auch. Aber nicht im sprachlichen Sinne, sondern firmenrechtlich; denn die Marke gehört aktuell dem spanischen Unternehmen The GBfoods S.A. (früher Gallina Blanca Star S.A.). Die Herkunft des Namens ist jedoch eine ganz andere. Er wurde dem Familiennamen Erasmi entlehnt, der in Norddeutschland häufiger vorkommt und seinerseits wahrscheinlich aus dem Niederländischen (von Erasmus) stammt. 

Die 1827 in Lübeck geborene Johanna Dorothea Charlotte Erasmi experimentiert nach dem Tod ihres Ehemanns mit dem Haltbarmachen von Lebensmitteln in Dosen und gründet 1870 eine Fabrik für haltbare Speisen mit eigener Champignon- und Spargelzucht. Am 15. Februar wird ihr Unternehmen als „Charlotte Erasmi, Fabrik für haltbare Speisen“ ins Handelsregister eintragen. Das Unternehmen profitiert vom Wirtschaftsaufschwung nach der Reichsgründung. Seine Produkte sind hauptsächlich heimische Speisen und ein wichtiger Abnehmer ist das Militär. So beliefert Charlotte Erasmi vor allem deutsche Truppen in den Kolonien und wird bald zur Hoflieferantin des preußischen Königs und des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin ernannt. 

Fabriken für Konserven und Süßwaren fusionieren 1926 

1884 tritt Charlotte Erasmi in den Ruhestand und ihr Unternehmen geht in der Folge auf in der Konservenfabrik Paul Erasmi & Co., an der ein weiterer Spross der Erasmi-Familie maßgeblich beteiligt ist. Daneben gibt es in Lübeck – übrigens auch mit verwandtschaftlichen Verbindungen – die 1873 gegründete Süßwarenfabrik F. Vorbeck. Mit diesem Unternehmen schließt sich Paul Erasmi & Co. im Jahr 1926 zu den Vereinigten Konserven- und Süßwaren-Fabriken zusammen.  

1936 übernehmen die Lebensmittelhändler Hermann Langness und Werner Rautenberg das Unternehmen, das bis zum Zweiten Weltkrieg weiter expandiert. Trotz Zerstörungen durch Bombenangriffe kann die Produktion während des Krieges in Teilen aufrechterhalten werden. Direkt nach dem Krieg stellt man zunächst nur Trockenprodukte her. Die Konservenproduktion beginnt wieder mit der Währungsreform 1948 und nimmt schnell Fahrt auf. 

Markenname Erasco im Jahr 1949 erfunden 

1949 ist es erneut eine Frau, die eine wegweisende Markenentscheidung trifft. Gerda Unrath ist verantwortlich für den Konservenbereich. Sie möchte die Produkte klarer und wiedererkennbarer kennzeichnen und erfindet dafür den Markennamen Erasco – in enger Anlehnung an den Firmennamen Paul Erasmi & Co. Am 18. Februar 1949, noch vor Gründung der Bundesrepublik, wird der Name als Marke angemeldet. Die Eintragung und öffentliche Nutzung erfolgen ein Jahr später. Neben Obst- und Gemüsekonserven werden auch die ersten Suppen und sogar Nachtischprodukte unter der neuen Marke angeboten.  

Bereits in den 50er Jahren avanciert das Unternehmen zum Marktführer bei Konservenprodukten in Deutschland. Damit beginnt auch das Bemühen internationaler Investoren um das Unternehmen. 1962 kauft der US-amerikanische Multikonzern The Pillsbury Company aus Minneapolis (Minnesota) Firma und Marke. 1974 übernimmt das Unternehmen auch den Markennamen als Erasco GmbH oHG. 

Eigentümer- und Namenswechsel am laufenden Band  

In den 70er Jahren dominieren Fertiggerichte, vor allem Eintöpfe und Suppen, das wachsende Produktportfolio. Erasco wird zum Marktführer bei Nassfertiggerichten in Deutschland. 1989 wird The Pillsbury Company übernommen von dem englischen Konzern Grand Metropolitan PLC, London. 1993 erfolgt die Umbenennung in GrandMet Foods Deutschland. Doch das Gesellschafterkarussell dreht sich weiter: 1996 übernimmt die – nicht zuletzt durch Andy Warhol weltberühmt gewordene – Campbell Soup Company aus Camden (New Jersey) das Unternehmen und benennt es 2002 in Campbell Germany um.  

Damit nicht genug. 2013 verkauft Campbell sein Europageschäft an den Luxemburger Finanzinvestor CVC Capital Partners, der das Unternehmen an die Belgische Continental Foods weiterveräußert. Schließlich, aber wahrscheinlich nicht für immer, landen Firma und Marke 2019 beim spanischen Unternehmen The GBfoods. 

Claim über 30 Jahre lang: „Das Gute daran ist das Gute darin“ 

Neben Dosenkonserven gibt es unter der Marke Erasco auch Instantsuppen (Heisse Tasse). Ein Ausflug in die Welt der Kühlregalware (Erasco Fresh) wurde zwischenzeitlich wieder eingestellt. Die Dose zählt weiterhin zum Markenkern von Erasco. Auch das Stammwerk befindet sich nach wie vor in Lübeck, wo rund 500 Menschen für die Marke arbeiten.  

Angesichts der nicht gerade wenigen Besitzerwechsel beweist die Markenführung eine erstaunliche Kontinuität, auch beim Claim der Marke „Das Gute daran ist das Gute darin“. Dieser stammt von Werbe-Altmeister Rolf Günther Brendel und wurde – mit nur einer kurzen Unterbrechung – von 1990 bis 2023 genutzt. Nun aber heißt es: „Macht den Tag einen Löffel wärmer!“ Vielleicht nicht der ideale Claim für den Hochsommer, aber ob der Markterfolg trotz oder wegen des Claims gegeben ist, wäre ein möglicher Gegenstand künftiger Marktforschung. 

Dr. Bernd M. Samland ist Gründungsgeschäftsführer von Endmark und verantwortet seit 30 Jahren die Entwicklung von mehr als 2000 Markennamen. Er ist Fachbuchautor sowie Lehrbeauftragter und Gastdozent an mehreren deutschen und österreichischen Hochschulen. Sein Buch zur Kolumne titelt „Warum heißt die Marke so“ und ist mit einhundert der besten Storys zu bekannten Markennamen bei Heel / dfv erschienen.