Wie fällt Ihre Zwischenbilanz rund neun Monate nach dem Formatwechsel bei der „FR“ aus?
Uwe Vorkötter: Das Experiment ist gelungen. Erstmals seit zehn Jahren hat die „Frankfurter Rundschau“ im 2. und im 3. Quartal 2007 mehr Zeitungen verkauft als im Vorquartal. Das heißt, der langfristige Trend der sinkenden Auflage ist gestoppt. Ich bin sicher, dass das im alten Format nicht möglich gewesen wäre. Kurz gesagt: Die „FR“ ist heute kleiner, aber stärker.
Jeder Relaunch kostet erfahrungsgemäß erst einmal Leser. Wie viele Abonnenten hat die „FR“ verloren?
Vorkötter: Das haben wir sehr genau analysiert. Rund 1500 Kündigungen stehen laut Nachfrage bei den Abbestellern im Zusammenhang mit der Umstellung. Es handelt sich dabei überwiegend um langjährige Abonnenten, also tendenziell um ältere Leser.
Das Verbreitungsgebiet der „FR“ verteilt sich etwa zu je einem Drittel auf das Stadtgebiet Frankfurt, die umliegende Rhein-Main-Region und das restliche Bundesgebiet. Wo ist die meiste Bewegung in der Auflage?
Vorkötter: Eindeutig bei den überregionalen Lesern. Hier beobachten wir den stärksten Austausch, das heißt die Zahl der Kündiger und Neuabonnenten ist am höchsten. Ich gehe davon aus, dass die „FR“ mittelfristig im nationalen Markt am kräftigsten wachsen wird.
Während Sie die „FR“ umgebaut haben, haben andere überregionale Zeitungen kräftig ins Internet investiert. Verlieren Sie den Anschluss?
Vorkötter: Online ist zu Recht ein großes Thema – auch für uns. Aber wir haben uns zunächst auf den Printrelaunch konzentriert. 2008 werden wir uns intensiv mit Online beschäftigen.
Das klingt sehr vage.
Vorkötter: Ein fertiges Konzept gibt es noch nicht. Wir überlegen, in welche Richtung wir marschieren und welche Schwerpunkte wir setzen sollen. Eine entscheidende Frage dabei ist natürlich: Wie können wir unsere Online-Reichweite steigern?
Trotz der erfolgreichen Wiederbelebung gilt die „FR“ noch längst nicht als gesund. Gibt es genug Reserven, um im Internet wirkliche Akzente zu setzen?
Vorkötter: Richtig ist, dass sich die „FR“ weiterhin in der Sanierungsphase befindet. Den Gesellschaftern ist aber klar, dass man für den Ausbau der Online-Aktivitäten in Technik und Personal investieren muss.
Das Gespräch führte Max Bücker.
Das ausführliche Interview mit Uwe Vorkötter lesen Sie in der absatzwirtschaft-Ausgabe 2/2008.