Die Arten von KI – ein ungleiches Trio 

„Nutzt Du schon KI?“ Seit ChatGPT den Hype gestartet hat, grassiert die „Fear of Missing Out“. Doch ohne Sinn und Verstand wird’s oft Mist. Unsere Serie zeigt, wofür man welche Art von KI sinnvoll einsetzt. Folge 1: der Überblick.
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Seit der Begeisterung für die Lösungen von OpenAI wird Künstliche Intelligenz gerne gleichgesetzt mit Generativer KI. (© Olaf Heß)

Ein Heimwerker will damit Eindruck schinden, dass er „das Werkzeug“ hat. Nagel in die Wand? „Das macht das Werkzeug.“ Bretter zurechtsägen? „Kein Problem mit dem Werkzeug.“ Das klänge schräg, man würde bald über ihn lächeln und an einen Ex-US-Präsidenten denken, der damit protzte: „Ich habe Worte, ich habe schöne Worte.” 

Dennoch ist der Sound zu KI in der deutschen Marketing- und Vertriebslandschaft oft noch viel zu nah an diesem Beispiel. „Die KI“ wird eingesetzt, „die KI“ soll’s richten. Der Einsatz von Tools wie ChatGPT oder Midjourney gerät zum Siegel, mit dem auf Websites und Konferenzen stolz geworben wird. Da hilft wohl nur das Zitat eines anderen Ex-US-Präsidenten: „Es geht um die Wirtschaft, Blitzmerker.“  

Welche Probleme kann ein KI-Tool lösen? 

Denn erstens hat KI zweifelsohne enormes Potenzial – anderes zu lesen vom Geschäftsführer eines KI-Unternehmens wäre wohl bizarr. Doch Jeder, der „Per Anhalter durch die Galaxis“ kennt, weiß was passiert, wenn man nicht überlegt, welche Frage man den Algorithmen stellt. Mit „42“ (der Antwort auf alles) gewinnt man weder Kunden noch Awards. Der Mehrwert hängt am Ende immer am Use Case – banal, aber in der Hitze der Euphorie gerne vergessen. Smarte Unternehmen stellen sich also nicht die Frage „Was kann ich alles mit KI-Tool XYZ machen?“, sondern „Welche Probleme treiben mich um, die ich mit KI-Tool XYZ lösen könnte – und was muss es dafür leisten?“. 

Zweitens gibt es „die KI“ genauso wenig wie „das Werkzeug“. Seit der Begeisterung für die Lösungen von OpenAI wird Künstliche Intelligenz gerne gleichgesetzt mit Generativer KI – oft selbst von Verbänden und Beratungen, die es wirklich besser wissen müssten. Doch ist Generative KI eben nur ein Werkzeug im Koffer – neben mehreren anderen. Und wie man mit einem Hammer kein Brett sägen kann, eignet es sich bei Weitem nicht für alle Use Cases, in denen Unternehmen mit KI Mehrwert schaffen können. Wie ein Heimwerker-Projekt die verschiedenen Werkzeuge in der Toolbox braucht, erfordert auch echte Wertschöpfung in Unternehmen in der Regel das Zusammenspiel der unterschiedlichen Arten von KI.  

KI als Nerd, als Kreativer und als Lean Manager 

Zeit also, sie in den Blick zu nehmen… was ist im Koffer? 

  • Die Analytische KI. Der Nerd. Pedantisch und gerne taktlos. Aber leider hat er fast immer Recht und kann seine Schlüsse verdammt gut begründen. Brauchen wir also als Inputgeber, Analyst und Controller. 
  • Die Generative KI. Der Kreative. Schöpferisch, rhetorisch top und empathisch. Er sagt uns das, was wir hören wollen, auch wenn es nicht immer stimmt. Trotzdem oder gerade deshalb applaudieren wir und brauchen ihn als Creator und Verkäufer. 
  • Die RPA (Robotische Prozessautomatisierung). Der Lean Manager. Effizienz first, Bedenken second. Automatisiert und optimiert gnadenlos Prozesse, bis alles immer schneller und günstiger läuft. Aber auch immer in unserem Sinn? Whatever, wir brauchen ihn zum Skalieren. 

Unsere Serie wird dieses ungleiche Trio verfolgen durch seine Rolle(n) im Unternehmen: Welche Use Cases passen? Was muss man beachten? Und wie formt man aus diesen ungleichen Charakteren ein Team? Stay tuned! 

ist Gründer und CEO von Hase & Igel, dem Unternehmen hinter der Neutrum.AI Plattform und den darauf basierenden Softwareprodukten für intelligente Entscheidungen im Markt. Auch nach vielen internationalen Awards für die Analytische KI seiner Firma kann der Chef immer noch nicht programmieren, sondern steht zu seinen Wurzeln in Marketing, Vertrieb und Unternehmenskommunikation.