5. HelloFresh: + 13 Prozent
Die Flut hebt nur beschwerlich alle Boote. Auch im Super-Internetjahr 2017, in dem Vorzeigeunternehmen wie Amazon und Facebook um mehr als 50 Prozent zulegten, die China-Stars Tencent und Alibaba gar Kurszuwächse von über 100 Prozent einfuhren und auch der deutsche Technologie-Index TecDax Anlegern ein Plus von 40 Prozent bescherte, reichte es für Internet-Inkubator Rocket Internet nach drei verlustreichen Jahren nur zu einem Mini-Plus von 10 Prozent.
Maßgeblichen Anteil daran haben zwei seit Jahren sehnlichst erwartete Börsengänge von Beteiligungen: Delivery Hero im Juni und HelloFresh im November. Der Kochbox-Versender startete zunächst nur zögerlich zu einem moderaten Ausgabekurs von 10,25 Euro, der gerade in der Mitte der Bookbuildingspanne lag, an der Börse. Wie eine dunkle Wolke lag der vollkommen verpatzte Börsengang des amerikanischen Kochboxen-Versenders Blue Apron über HelloFreshs eigenen Börsenambitionen.
Lediglich am ersten Handelstag und für eine Handelswoche im November bewegten sich die Anteilsscheine der Rocket-Internet-Beteiligung in der Nähe des Ausgabekurses – dann zündete Mitte Dezember doch noch der Turbo. Auslöser für die Kursexplosion von 15 Prozent an einem einzigen Handelstag war die traditionell sechs Wochen nach dem IPO einsetzende Berichterstattung durch Analysten, die überwiegend höhere Kursziele ausriefen. Bis Jahresende blieb Aktionären immerhin ein Kurszuwachs von 13 Prozent.
4. Zalando: + 22 Prozent
Es bleibt ein bemerkenswerter Gegenentwurf zum Tiefflug des früheren Inkubators: Zalando lieferte auch im vierten Jahr an der Börse eine solide Performance ab. Nicht, wie im Vorfeld erwartet worden war, Rocket Internet, sondern der Zögling Zalando, der 2008 erst mit dem Kapital und Knowhow der Samwers gegründet wurde, hat sich bis heute zum eigentlichen Star des Beteiligungsimperiums gemausert.
Während die Anteilsscheine von Rocket Internet ihren Besitzern bislang happige Verluste von mehr als 50 Prozent eingebrockt haben, haben sich die Zalando-Aktien seit dem IPO im September 2014 bis heute mehr als verdoppelt. Bei 44 Euro notiert das MDax-Mitglied nur marginal unter den frisch im Dezember aufgestellten Allzeithochs und bringt es bereits auf eine Bewertung von 10,75 Milliarden Euro – die zweithöchste Marktkapitalisierung eines deutschen Internetunternehmens.
Die stolze Bewertung wird von der anhaltenden Wachstumsdynamik im operativen Geschäft getragen: Der Online-Modeversender konnte jüngst im abgelaufenen dritten Quartal Erlöse jenseits der Milliardenmarke verbuchen. Das Berliner Internetunternehmen wächst weiterhin um fast 30 Prozent, operiert aber weiter nur an der Gewinnschwelle, weil Zalando weiter massiv expandiert.
3. Delivery Hero: + 28 Prozent
Die Skepsis war groß. Drei Jahre nachdem die Samwers beim IPO ihrer Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet die Preisspanne maximal ausreizten und danach an der Börse böse baden gingen, wollte auch die Rocket-Beteiligung Delivery Hero von zeichnungswilligen Aktionären Höchstkurse sehen und teilten Aktien Ende Juni zum Ausgabekurs von 25,50 Euro zu.
Die Bepreisung schien sportlich: Aus dem Stand wurde Delivery Hero mit 4,4 Milliarden Euro bewertet – und war damit in etwa so viel wert wie MDax-Konzerne Hugo Boss, der Rohstoffkonzern K+S oder Pharmahersteller Stada. Auch angesichts der bisherigen Geschäftsentwicklung erschien die Bewertung der Berliner extrem ambitioniert: Im vergangenen Geschäftsjahr konnte Delivery Hero zwar den Umsatz von 166 auf 297 Millionen Euro fast verdoppeln, schrieb aber mit Verlusten von 195 Millionen Euro tiefrote Zahlen.
Doch der Essens-Lieferdienst (Lieferheld, Foodora, Pizza.de) lieferte auch an der Börse. Genau sechs Monate nach dem Börsendebüt liegen die Anteilsscheine von Delivery Hero gegenüber dem Ausgabekurs um 28 Prozent im Plus – die Berliner werden damit bereits mit stolzen 6 Milliarden Euro bewertet.
Fundamental erscheint die ambitionierte Bewertung indes nur schwer nachvollziehbar: Im ersten Halbjahr konnten die Umsätze zwar auf 253 Millionen Euro fast verdoppelt werden, doch ebenso explosiv stiegen die Verluste von 126 auf 221 Millionen Euro an. Im Gesamtjahr 2017 sollen die Umsätze auf 540 Millionen Euro steigen.
2. Xing: + 51 Prozent
Der langjährige Spitzenreiter unter den deutschen Internetaktien hat seine Aktionäre auch in diesem Jahr wieder glücklich gemacht. Die Anteilsscheine des Hamburger Business-Netzwerks schossen auch 2017 wie ein Rennpferd aus der Box: Die Xing-Aktie, die 2014 und 2015 die beste Performance deutscher Internetaktien eingefahren hatte, kletterte nach Bankempfehlungen höher und höher.
Selbstredend, dass die Anteilsscheine des Karriere-Netzwerks, das inzwischen über mehr als 13 Millionen Mitglieder verfügt, 2017 neue Allzeithochs jenseits der Marke von 200 Euro knackten und im Jahresverlauf sogar bis auf 275 Euro emporschossen. Ende Dezember notierten die Hamburger bei 265 Euro nur geringfügig unter den Jahreshochs und werden inzwischen schon mit 1,5 Milliarden Euro bewertet.
Größter Profiteur der enormen Xing-Hausse ist weiter Hubert Burda Media. Das Münchner Verlagshaus hatte vor fünf Jahren über seine Digitaltochter die Mehrheit an Xing für kolportierte 44 Euro pro Aktie übernommen. Auch nach kleinen Veräußerungen hält Burda Digital weiter mehr als 50 Prozent an Xing.
Erster Verkäufer (bereits 2009 und damals schon an Burda): Xing-Gründer Lars Hinrichs. Die frühe Veräußerung war indes nicht die beste Investmententscheidung des Hamburger Seriengründers. Sein 25-Prozent-Anteil, für den Hinrichs damals 48 Millionen Euro erlöste, wäre heute 375 Millionen Euro wert.
1. United Internet: + 55 Prozent
Online-Pionier United Internet bleibt auch 2017 ein Phänomen: Der Neue Markt-Veteran konnte mit einem Kursplus von abermals 55 Prozent nicht nur erneut den Leitindex TecDax schlagen, sondern schnitt in diesem Jahr am Ende sogar unter den hochkapitalisierten Internetkonzernen (Börsenwert ab einer Milliarde Euro) Deutschlands am besten ab.
Die Rheinländer, die in erster Linie durch das Internet-Zugangsgeschäft des Providers 1&1 groß geworden sind, durchbrachen im Sommer das alte Allzeithoch aus 2016 und sind mit einer Marktkapitalisierung von inzwischen 11,75 Milliarden Euro Deutschlands wertvollster Internetkonzern. Das TecDax-Schwergewicht könnte damit sogar 2018 zum ernsthaften Kandidaten für die erste deutsche Börsenliga werden, zumal es Dax-Schlusslicht ProSiebenSat.1nach dem andauernden Absturz inzwischen nur noch auf einen Börsenwert von 6,7 Milliarden Euro bringt.
Sowohl Umsatz als auch Gewinn legten in den ersten neun Monaten des Jahres weiter zu – die Erlöse zogen bis Ende September um 6 Prozent auf 3 Milliarden Euro an, während der Vorsteuergewinn um 12 Prozent auf 684 Millionen Euro zulegte. Zum Kurstreiber wurde die Übernahme des Mobilfunkanbieters Drillisch, die im dritten Quartal abgeschlossen wurde. Dank Drillisch versucht United Internet nun den deutschen Mobilfunkmarkt hinter der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefonica als Nummer vier aufzumischen.
Der frühere Neue Markt-Liebling hat neben ProSiebenSat.1 eine der bemerkenswertesten Börsen-Turnaroundstorys des laufenden Jahrhunderts an den deutschen Aktienmärkten hingelegt. Nach dem Platzen der Dot.com-Blase wechselte der von Ralph Dommermuth bereits 1988 gegründete Internetdienstleister kurz nach der Millenniumswende tatsächlich als Pennystock den Besitzer.
Für ganze 50 Cent waren Aktien von United Internet, das mit 8 Prozent an Rocket Internet beteiligt ist, 2001 noch zu haben. In anderen Worten: Wer seinerzeit im Wert von nur 9000 Euro Aktien des Internetdienstleisters aus Montabaur einsammelte, wäre heute Millionär.