5. Rocket Internet: – 30 Prozent
Es bleibt dabei: Rocket Internet und die Börse – das ist ein Missverständnis, das inzwischen ins dritte Jahr gegangen ist. Anleger, die Anfang Oktober 2014 hoffnungsvoll 42,50 Euro je Aktie der Rocket Internet bezahlt haben, sind 27 Monate später um rund 55 Prozent ärmer – und das in einem positiven Umfeld für Internet-Unternehmen.
Es war vom ersten Handelstag an ein Börsenschnellschuss mit vielen Fragezeichen. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Viel ist in den vergangenen zwei Jahren passiert – doch für Rocket Internet-Aktionäre wenig Gutes. Dass die Rocket Internet-Aktie kein einfaches – und vor allem kein einfach zu verstehendes – Investment sein werde, wurde Anlegern schnell klar. Mal mussten die Samwers die Börse aufgrund einer Kapitalerhöhung um frisches Geld anzapfen, mal wurde der sicher geglaubte Börsengang einer der größten Beteiligungen vom eigenen Investor Kinnevik in letzter Minute gestoppt, mal pulverisierten Wertberichtigungen der zahlreichen Beteiligungen den Aktienkurs.
So auch im vergangenen September, als der hohe Abschreibungsbedarf auf die Global Fashion Group, dem langjährigen Herzstück des Samwerschen Beteiligungsportfolios, mit 383 Millionen Euro das erste Geschäftshalbjahr 2016 im Alleingang in die tiefroten Zahlen beförderte. Die ursprüngliche Bewertung der Mode-Unit von 2,8 Milliarden Euro wurde auf nur noch eine Milliarde Euro korrigiert. Rocket Internet im Ganzen häufte im ersten Halbjahr einen happigen Verlust von 617 Millionen Euro an. Aktionäre zogen immer öfter die Reißleine und schickten die Aktie 2016 um weitere 30 Prozent auf nur noch 19,70 Euro nach unten.
4. United Internet: – 27 Prozent
Online-Pionier United Internet bleibt ein Phänomen. Der frühere Neue Markt-Liebling hat neben ProSiebenSat.1 eine der bemerkenswertesten Börsen-Turnaroundstories des laufenden Jahrhunderts an den deutschen Aktienmärkten hingelegt. Nach dem Platzen der Dot.com-Blase wechselte der von Ralph Dommermuth bereits 1988 gegründete Internet-Dienstleister kurz nach der Millenniumswende tatsächlich als Pennystock den Besitzer.
Für ganze 50 Cent waren Aktien von United Internet 2001 noch zu haben. In anderen Worten: Wer seinerzeit im Wert von nur 13.500 Euro Aktien des Internet-Dienstleisters aus Montabaur einsammelte, wäre heute Millionär. Allerdings mussten die Rheinländer, die in erster Linie durch das Internet-Zugangsgeschäft des Providers 1&1 groß geworden sind, 2016 einen deutlichen Rücksetzer an der Börse hinnehmen – das Schwergewicht des Leitindex TecDax gab in den vergangenen zwölf Monaten happige 27 Prozent nach.
Dabei legten Umsatz als auch Gewinn in den ersten neun Monaten des Jahres weiter zu – die Erlöse zogen bis Ende September um 6 Prozent auf 2,93 Milliarden Euro an, während der Vorsteuergewinn sogar um 23 Prozent auf 468 Millionen Euro gesteigert werden konnte.
3. Zalando: + – 0 Prozent
Der Berliner Modeversender bleibt auch 2016 der solide Gegenentwurf zum kriselnden Mutterschiff Rocket Internet. 2008 dem Samwerschen Inkubator entsprungen, haben sich die Berliner Modeversender als profitabler E-Commerce-Betreiber etabliert, während die Internet-Beteiligungsgesellschaft weiter viel Geld verbrennt.
Währenddessen die Anteilsscheine von Rocket Internet ihren Besitzern auch 2015 happige Verluste eingebrockt haben und immer neue Allzeittiefs testeten, konnten sich die Zalando-Aktien in den vergangenen zwölf Monaten immerhin stabil entwickeln, obwohl die Kursentwicklung einer Achterbahnfahrt glich. Nachdem kurz nach dem Brexit noch ein 52-Wochentief bei 23 Euro aufgestellt wurde, wurden im Oktober sogar neue Allzeithochs jenseits der 40 Euro-Marke erreicht. Der Grund: Die Banken stufen immer weiter hoch. Zahlreiche Analysten sehen in den kommenden Monaten beim Berliner Modeversender, der 2015 in den Nebenwerte-Index MDax aufgenommen wurde, immer noch erhebliches Kurspotenzial.
Davon profitiert vor allem Großinvestorin Cristina Stenbeck: Die schwedische Aufsichtsratschefin, die auch vor Konfrontationen mit den Samwers nicht zurückschreckt, hält über ihre Holding Kinnevik knapp ein Drittel an Zalando.
Die Geschäftsentwicklung gibt Stenbeck und Zalando-Chefs Robert Gentz, Rubin Ritter und David Schneider recht: In den ersten neun Monaten wuchsen die Umsätze weiter um 22 Prozent, während der Gewinn vor Steuern um 362 Prozent auf 106 Millionen Euro explodierte. Lohn der Zuwächse: Mit einem Börsenwert von inzwischen 9 Milliarden Euro sind die Berliner inzwischen vor United Internet der wertvollste deutsche Internetkonzern.
2. Xing: + 2 Prozent
Bis auf den letzten Meter kämpft der Börsenchampion des vergangenen Jahres erneut um die Spitzenposition unter den deutschen Internetaktien. Nach einem Kursplus von bemerkenswerten 86 Prozent im vergangenen Jahr verharrt die Xing-Aktie zwölf Monate später praktisch bei 173 Euro. Zwischendurch fuhren die Hamburger allerdings Achterbahn.
Als Internetaktien zum Jahresbeginn auf Tauchstation gingen, wurde das Online-Business-Netzwerk plötzlich auch angezählt: Die Xing-Aktie die in vergangenen Jahren noch durch bemerkenswerte Kurszuwächse aufgefallen war, wurde durch die totale Kursimplosion von LinkedIn, das später von Microsoft übernommen wurde, im Februar um 20 Prozent in zwei Handelstagen mit in die Tiefe gerissen. Heute weiß man: Die Notierungen unter 140 Euro waren noch einmal eine seltene Kaufgelegenheit. Fundamental zeigt der Trend am Gänsemarkt nämlich weiter nach oben: In den ersten neun Monaten des Jahres konnte Xing den Gewinn um 35 Prozent und die Umsätze um immer noch 20 Prozent steigern. Wenn es so gut läuft, kann sich auch der Chef mal eine längere Auszeit nehmen: CEO Thomas Vollmoeller überraschte im November mit der Mitteilung aus einem Internet-Café in Australien, dass er sich gerade in einem dreimonatigen Sabbatical befinde. Vielleicht steigt nach seiner Rückkehr ja auch die Aktie wieder…
1. Scout24: + 4 Prozent
Manchmal reicht auch ein Mini-Plus von wenigen Prozent zum erneuten Börsentriumph. Nach Neuer Markt-Dauerbrenner United Internet, Zalando, Rocket Internet und zeitweise Xing hat Deutschland seit Herbst 2015 sein nächstes Einhorn aus dem Internet-Sektor bekommen: die Scout24-Gruppe.
Seitdem sind die Münchner vermeintlich nicht recht vom Fleck gekommen: Vom Ausgabepreis, der bei exakt 30 Euro gelegen hatte, ist die Aktie binnen 15 Monaten um 13 Prozent auf nunmehr 34 Euro geklettert – um 4 Prozent legte die Scott 24-Gruppe 2016 zu. Allerdings spielten sich im Jahresverlauf beachtliche Kursturbulenzen ab: Die Anteilsscheine des Immobilien- und Autoportalbetreibers pendelten in einer Handelsspanne von 25 und 41 Euro. Höhere Notierungen wurden Aktionären zuletzt von Großaktionären verleidet: Die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und die Deutsche Telekom platzierten vor zwei Wochen ein weiteres Aktienpaket am Markt und drückten damit die Kurse. Fundamental bleibt die Scout-Gruppe weiter auf Wachstumskurs: Im dritten Quartal konnten die Münchner den Umsatz weiter um 11 Prozent auf 110,5 Millionen Euro und das Konzernergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen um 18 Prozent auf 58,2 Millionen Euro steigern.