Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert „Gesundheit“ in ihrer Verfassung von 1946 als „Zustand des vollständigen körperlichen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit und Gebrechen“. Dennoch verbinden die Menschen in Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien, Schweden und der Schweiz als erstes die Abwesenheit von Krankheiten mit dem Gesundheitsbegriff. Lediglich in Deutschland und den USA wird dieser Aspekt erst an zweiter Stelle genannt. Für Amerikaner heißt Gesundheit in erster Linie, gut auf sich achtzugeben. Die Bundesbürger denken dabei vor allem an körperliche Leistungsfähigkeit und Fitness.
Ein gesundes Gleichgewicht zwischen Körper und Geist verbinden sowohl die Südeuropäer als auch Schweizer und Schweden häufig mit einem guten Gesundheitszustand. Neben dieser Ausgeglichenheit wird zudem auch das Gefühl, mit sich selbst im Einklang zu sein, in diesen Ländern genannt. Anders sieht dies in Deutschland, Großbritannien und den USA aus. In den beiden angelsächsischen Ländern denken die Menschen eher an körperliche Fitness und Leistungsfähigkeit sowie daran, auf sich achtzugeben, wenn sie den Begriff näher beschreiben sollen. Diese Achtsamkeit steht bei den Deutschen nicht im Vordergrund. Sie definieren Gesundheit sehr leistungsorientiert: Körperliche Leistungsfähigkeit steht auf Platz eins, gefolgt von der Abwesenheit von Krankheiten und, auf Rang drei, geistiger Fitness.
Wer nach Balance strebt, fühlt sich gesünder
Mit ihrem Gesundheitszustand sind die Befragten aktuell ganz zufrieden, allerdings gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Nationen. Dabei fällt auf: Wer Gesundheit mit einem Gefühl der Ausgeglichenheit und des Einklangs assoziiert, ist offenbar zufriedener mit seinem momentanen Befinden als diejenigen, für die Gesundheit vor allem mit Leistungsfähigkeit verbunden ist: So sind fast drei Viertel der Schweizer glücklich mit ihrer Gesundheit, gefolgt von den Spaniern (69 Prozent) und Schweden (64 Prozent). Dagegen äußert sich in Großbritannien, wo die Befragten mit Gesundheit vor allem körperliche und Leistungsaspekte verbinden, nur gut jeder Zweite positiv. Das Land verzeichnet zudem mit 30 Prozent die meisten Menschen, die mit ihrem Befinden hadern. Und auch die leistungswilligen Bundesbürger vergeben in Sachen Zufriedenheit eher mittelmäßige Noten. Hierzulande blicken nur 56 Prozent entspannt auf ihr körperliches und geistiges Befinden.
Unterschiedliche Bewertung der eigenen Verantwortlichkeit
Die Mehrheit der Befragten stimmt der Aussage zu, für das eigene körperliche und geistige Wohlbefinden selbst verantwortlich zu sein. Doch auch hier gehen die Werte einzelner Länder mitunter deutlich auseinander. Wer wie die Deutschen die Leistungsfähigkeit in den Vordergrund stellt oder wie die Amerikaner „gesund sein“ mit Selbstfürsorge gleichsetzt, ist offenbar auch bereit, Verantwortung für sich zu übernehmen. So sehen drei Viertel der Deutschen und 68 Prozent der Amerikaner Gesundheit als Aufgabe jedes Einzelnen an. Allerdings sind es die nach Einklang mit sich selbst strebenden Schweden, die sich am stärksten in der Verantwortung für die eigene Gesundheit sehen: Fast 80 Prozent fühlen sich in erster Linie selbst für ihr gesundheitliches Befinden zuständig. Auch in der Schweiz teilen etwa drei Viertel der Befragten diese Ansicht. Im Vergleich dazu liegt für die Franzosen und Spanier die Gesundheit weniger in der eigenen Hand – wenngleich auch dort die Mehrheit die Einstellung vertritt, selbst für das persönliche Wohlergehen sorgen zu müssen.
In der Bundesrepublik fällt das Gefühl der Eigenverantwortung insgesamt recht stark aus, wobei Männer hier mehr als Frauen die Verantwortung für ihre Gesundheit bei sich selbst sehen. Unabhängig vom Geschlecht finden mit zunehmendem Lebensalter immer mehr Menschen, dass sie für ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden selbst aktiv werden müssen. Während unter den 20- bis 30-jährigen Männern noch jeder Zehnte dem Prinzip Eigenverantwortung eine Absage erteilt, tut dies bei den über 50-Jährigen nicht einmal mehr jeder 20. Auch bei den Frauen steigt die Zustimmung zur Gesundheit in Eigenregie mit dem Alter an.
Informationsverhalten: Wissen wollen, was gesund hält
Wer sich selbst um sein körperliches und seelisches Wohlbefinden kümmern möchte, benötigt vor allem passende Informationen. Dabei ist das Interesse an Gesundheitsthemen nicht in allen Ländern gleich groß. Während in Spanien nur rund ein Drittel der Befragten mehr über Vorsorgeuntersuchungen, Krankheitssymptome oder Behandlungsmöglichkeiten lernen will, sind es in Italien 61 Prozent. In Großbritannien und den USA – also den Ländern, in denen Gesundheit vor allem durch „auf sich Acht geben“ definiert wird, signalisiert jeder Zweite Interesse. In Schweden, Frankreich, der Schweiz und Deutschland zeigen sich dagegen nur etwas über 40 Prozent ziemlich oder sehr am Thema Gesundheit interessiert.
Informationssuche am liebsten online
Wer im Internet nach Informationen rund um den Begriff „Gesundheit“ sucht, der erhält fast 80 Millionen Suchmaschinen-Einträge. Das World Wide Web ist auch Hauptinformationsquelle für die meisten Verbraucher und rangiert in allen Ländern auf dem ersten Platz der fünf meistgenutzten Quellen. Am häufigsten surfen die Italiener auf der Suche nach Wissenswertem rund um die Gesundheit durchs Netz. Und auch in Schweden und den USA informiert sich fast jeder Vierte regelmäßig online.
Wichtige Informationsgeber für die Menschen in Südeuropa sind Ärzte und Krankenschwestern. In den übrigen Ländern verlassen sich die Verbraucher eher auf Erfahrungen aus dem persönlichen Umfeld. Familie, Freunde und Bekannte sind in Deutschland, Großbritannien, Schweden, den USA und der Schweiz die zweitwichtigste Informationsquelle nach dem Internet. Und in sieben Ländern gehört Gesundheitsliteratur zu den Top 5 der oft genutzten Quellen. Besonders häufig werden die Bücher in Schweden aus dem Regal geholt; hier nutzt sie jeder Zehnte regelmäßig.
(GfK Verein/asc)