Detroit Motor Show 2018: Der Bedeutungsverlust von Detroit ist größer als bei anderen Automessen

Vom 13. bis zum 28. Januar startet in Detroit das Autojahr 2018 mit der North American International Auto Show (NAIAS). Die Detroit Motor Show soll Symbolkraft haben und Trends anzeigen. Dazu werden zahlreiche US-Debüts sowie einige Weltpremieren erwartet. Doch: gleich drei Botschaften zeigen auch: Die Messe ist nicht mehr so strahlend wie früher.

Erstens: Die klassischen Messen verlieren weiter an Boden und Attraktivität. Das Auto der Zukunft steht immer weniger auf den traditionellen Messen mit ihren angegrauten Konzepten. Regionale Messen, wie etwa die Leipziger AMI, sind längst gestorben und bei den früher großen internationalen Automessen, wie Frankfurt, Detroit oder Paris bleiben immer mehr Autobauer weg. Das ist auch in Detroit unübersehbar.

Zweitens: Der Bedeutungsverlust von Detroit ist größer als bei den anderen traditionellen Automessen wie etwa der Frankfurter IAA, der Paris Motor-Show oder der Tokio Motor Show. Auf dem offiziellen Ausstellerverzeichnis von Detroit fehlen Autobauer, für die USA ein wichtiger Markt ist, wie Mazda, Porsche, Jaguar, Landrover, Mini, Aston Martin, Bentley, Ferrari, Maserati, McLaren, Lamborghini, Rolls-Royce und selbstverständlich Tesla. Andere wie Renault, Peugeot, Citroen oder Opel sind ohnehin nicht in USA vertreten und nicht in Detroit. Neue Marken, wie Byton, haben ein paar Tage zuvor – in Las Vegas bei der CES ihre Innovationen gezeigt.

  • Ford-Chef Jim Hackett hat bei der CES seine Rede gehalten und die neue Ford Mobility Plattform für Robotaxen und andere autonome Verkehrssysteme in Las Vegas und nicht in Detroit vorgestellt.
  • Carlos Ghosn, der Chef der Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi, also dem größten Autobauer weltweit, hat auf der CES in einer Rede mitgeteilt, dass er damit rechnet, dass ab 2024 Robotaxen unterwegs sind und seine Gruppe eine Milliarde dazu in Start-up investiert.
  • Carlos Ghosn fehlt in Detroit wie andere wichtige CEOs. Es läuft was schief mit Detroit. In Detroit steht das Auto von gestern und bei der CES das Auto morgen. Daran kann auch das billige Öl des US-Präsidenten Donald Trump nichts ändern. Mit der Rückkehr zu den alten Konzepten, großen Motoren durch billiges Benzin raubt Donald Trump Detroit die Chancen für Morgen statt Zukunft zu bringen.

Drittens: Die Bedeutung des Automarktes USA sinkt. Nicht mehr die USA ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten für die Autobauer, sondern China und der Rest Asiens. Fanden im Jahre 2000 noch 34,6 Prozent aller weltweiten verkauften Pkw in USA ihre Käufer, waren es 2017 noch 20,2 Prozent und im Jahre 2025 werden es noch 16,3 Prozent sein. Während in China im Jahre 2000 noch eine verschwindend kleine Zahl aller weltweiten Pkw-Neuwagen (1,2 Prozent) ihre Käufer fanden ist der Anteil kontinuierlich bis ins Jahr 2017 auf 28,8 Prozent gestiegen und 2025 werden es noch 16,3 Prozent sein. Deutlicher kann ein Rollentausch nicht ausfallen. Trotz aller Bekundungen des US-Präsidenten ist damit klar, dass die Zukunft des Autogeschäfts in Asien, und eben nicht in Detroit liegt.

US-Automarkt fährt 2018 ins Minus

Auch die Entwicklung des US-Automarkts im Jahre 2018 ist weniger eine Bestätigung für Donald Trump und Detroit. Der US-Automarkt ist gesättigt, auf 1000 US-Amerikaner kommen 750 Fahrzeuge. Damit ist die entscheidende Variable für die Prognose des US-Automarkts der Auswechselprozess des Fahrzeug-Bestandes. Und da gab es in den letzten drei Jahren einen wichtigen Schub. Damit bleibt trotz bester US-Konjunktur – die OECD hatte im November, also vor Bekanntgabe der US-Steuerreform – noch ein Sozialproduktwachstum für 2018 für die USA von 2,5 Prozent prognostiziert, der Dow-Jones Aktienindex ist auf ein neues Rekordniveau von über 25.000 Punkten gestiegen, der US-Automarkt wenig schwunglos im Jahr 2018 und geht mit 17,05 Millionen Verkäufen im Jahr 2018 um 1,1 Prozent zurück. Kein Drama, aber eben auch keine große Aufbruchstimmung.

Durchwachsene Bilanz deutsche Autobauer in USA

Die große Wachstums-Story waren die Verkäufe der deutschen Autobauer in den letzten acht Jahren in USA nicht. Insgesamt erzielten die deutschen Autobauer – definiert als Audi, BMW (ohne Mini), Mercedes (ohne Smart), Porsche und VW im Jahr 2017 exakt 1,3 Millionen Fahrzeugverkäufe und einen Marktanteil von nur 7,5 Prozent im US-Markt. Man hat sich zwar im Marktanteil gegenüber dem Jahr 2016 leicht verbessert, aber es bleibt der zweitschlechteste Marktanteil der letzten acht Jahre. Und das hat keineswegs nur mit dem Dieselgate zu tun. VW war auch schon vor Dieselgate in USA schwach und BMW hat nicht durch Dieselgate in USA verloren.

Die einzigen Marken, die über den Gesamtzeitraum kontinuierlich ihre Verkäufe erhöhten, waren Audi und Porsche. Bei Audi ist nach wie vor der Abstand zum Mercedes und BMW in USA deutlich und von daher weiteres Wachstums-Potential vorhanden. Wie man am Beispiel Audi sieht wird das ein Marathonlauf und kein Kurzstreckensieg. Anfang der achtziger Jahre wurden Audi-Modelle, insbesondere der damalige Audi 5000, für eine Vielzahl von Unfälle, zum Teil Todesfolgen, verantwortlich gemacht. Berichten zufolge reagiere das Fahrzeug aus dem Stillstand bei getretener Bremse mit plötzlicher Beschleunigung. Es folgten große Rückrufaktionen mit deutlichem Einbruch der Verkaufszahlen.

Fazit

Für die deutschen Autobauer bleibt die US ein Markt mit „Potential“. Die Bäume sind in USA für die Deutschen keineswegs in den Himmel gewachsen. Dabei dürften die deutschen Autobauer, ebenso wie viele andere die Detroit Motorshow wenig ernst nehmen. In Detroit trifft sich die Welt von gestern und die wird immer kleiner.