“Wir müssen einfach noch mehr machen!” Aber halt mal … Anpacken und harte Arbeit, sind das nicht genau die Mantras, mit denen wir in die Misere hineingeraten sind? Sie haben uns zwar aus der Armut in den Wohlstand befördert, doch auch zu nie dagewesener Umweltzerstörung und sozialer Spaltung geführt. Wir rasen auf den Abgrund zu und alles, was uns dazu einfällt … ist noch mehr zu machen?! Ist das nicht genau Einsteins Definition von Wahnsinn?
Was wäre, wenn wir erstmal keine Häuser bauten, keine neuen Unternehmen gründeten, keine großen Pläne schmiedeten? Wenn wir uns Zeit nähmen, um zu überlegen: Was tun wir nur, um etwas zu tun und was hilft tatsächlich? Was sollten wir wirklich machen und was lieber sein lassen – Design oder Resign, das ist hier die Frage! Und weil wir ja auch nicht für alles ein Patentrezept haben, kommt jetzt eine Metapher, mit der der Unterschied zwischen vermeintlichen und tatsächlichen Lösungen hoffentlich deutlich wird.
Wüste wird wieder Wald
Seit Jahrzehnten begegnen wir der Abholzung von Wäldern mit ihrem Gegenteil: der Aufforstung. Im oberen Drittel des afrikanischen Kontinents beispielsweise wird seit Jahrzehnten versucht, die Küsten mit einem Band aus Baumpflanzungen wieder zu begrünen, was leider nur sehr schleppend funktioniert.
Doch dann entdeckte der Agrarwissenschaftler Tony Rinaudo Ende des letzten Jahrtausends unter den Steppen ein weit verzweigtes Wurzelnetzwerk – die Überreste eines ehemals riesigen Waldgebiets. Und er fand heraus, dass wenn man die daraus hervor wachsenden Büsche “aktiviert”, also auf die richtige Art und Weise beschneidet, sie wieder zu stattlichen Bäumen werden. Wüste wird wieder Wald und Landschaft wieder lebenswert. Das Wissen um diese Funktionsweise der Natur ist heute in vielen Dörfern der Sahelzone verbreitet und bildet die Grundlage für eine lebenswerte Zukunft vor Ort.
1,5-Grad-Grenze ist so gut wie gerissen
Aus dem Nichtstun, der Nicht-Aufforstung, ist ein Lösungsansatz geworden, der nicht nur weniger Ressourcen benötigt, sondern auch um ein Vielfaches effektiver ist! Dabei ist Aufforstung natürlich nicht per se Unsinn, aber eben auch nicht immer der beste Weg. Es kommt auf den Kontext an, ob eine Lösung nützt oder eher als gut gemeinter Aktionismus gelten muss.
Soll’n wir’s wirklich machen oder lassen wir’s lieber sein? Diese Frage wird immer wichtiger, je näher wir dem Abgrund kommen. Die 1,5-Grad-Grenze ist so gut wie gerissen. Lasst uns daher mindestens in Gedanken immer mal wieder laut “Cut!” rufen und überlegen: Mit welchen Lösungen begeben wir uns nur ins nächste Hamsterrad? Und was bringt uns wirklich (wirklich!) weiter?